Toter Bergsteiger nach 22 Jahren geborgen. Jetzt spricht seine Tochter: „Endlich hat mein Dad es warm“

William Stampfl und seine Tochter Jennifer kurz vor der verhängnisvollen Anden-Besteigung

William Stampfl und seine Tochter Jennifer kurz vor der verhängnisvollen Anden-Besteigung

Foto: Privat

Huaraz (Peru) – Sie dachte, sie hätte ihren Vater für immer in den eisigen Höhen der Anden verloren. Bis ein junger Mann bei Jennifer Stampfl anrief. „Meine Name ist Ryan“, sagte der Mann. „Ich bin in Peru und habe deinen Vater gefunden.“

22 Jahre lang galt Bergsteiger William Stampfl (†58) als vermisst. Zu dritt waren sie aufgebrochen an diesem 24. Juni 2002, William begleitet von seinen Freunden Matthew und Steve. Erfahrene Bergsteiger, sie hatten schon den Kilimandscharo (5895 Meter hoch) erklommen und auf dem Gipfel des Denali in Alaska (6190 Meter) gestanden. Ihr neues Ziel war der Nevado Huascarán in den peruanischen Anden, 6768 Meter hoch und von tückischen Gletscherspalten durchzogen.

Stampfl war ein erfahrener Bergsteiger, hatte schon andere Sechstausender erklommen

Stampfl war ein erfahrener Bergsteiger, hatte schon andere Sechstausender erklommen

Foto: Privat

Beim Aufstieg riss eine Lawine sie mit. Nur Steves Leiche wurde gefunden.

Zwei Brüder entdeckten den toten Bergsteiger

Mehr als zwei Jahrzehnte später machten sich Ryan Cooper und sein Bruder Wes auf den Weg zum Gipfel des Huascarán. Der Klimawandel hat auch dort seine Spuren hinterlassen: In den vergangenen 60 Jahren sind mehr als die Hälfte der Gletscher abgeschmolzen. Einer von ihnen gab William Stampfls Leiche frei.

Gletschereis hatte den Leichnam mehr als 20 Jahre lang konserviert

Gletschereis hatte den Leichnam mehr als 20 Jahre lang konserviert

Foto: AP

Er trug noch Stiefel und Steigeisen an den Füßen. In seiner Bauchtasche: eine Sonnenbrille, ein Fotoapparat und zwei verwitterte 20-Dollar-Noten.

Der goldene Ehering steckte noch an seinem Finger.

Am Finger von Williams Mumie steckt noch sein Ehering

Am Finger von Williams Mumie steckt noch sein Ehering

Foto: Policia Nacional del Peru/via REUTERS

„Wir schauten in seine Brieftasche“, so Finder Ryan Cooper. „So fanden wir heraus, dass er ein Amerikaner war, der in Chino in Kalifornien lebte.“ Auch Williams Pass und Führerschein waren noch lesbar.

„Wow, das ist ja wirklich Dad“, dachte Tochter Jennifer, als der fremde Mann am Telefon ihr ein Bild des Führerscheins schickte. „Es ist ein wenig überwältigend“, sagte sie „Eyewitness News.“ „Ich verarbeite das noch. Wir hatten uns damit abgefunden, dass er ein Teil des Berges geworden war und niemals gefunden werden würde. Es ist surreal. Unglaublich.“

Ein Suchtrupp barg die Leiche in 5200 Metern Höhe

Ein Suchtrupp barg die Leiche in 5200 Metern Höhe

Foto: Peruvian National Police / AFP

Suchtrupp birgt Leiche in den Anden

Die Familie heuerte einen Suchtrupp an, der Williams Leiche barg. Neun Stunden dauert der Marsch hinauf, auf einer Trage brachten sie den Toten ins Tal. „Er war ein bescheidener, liebenswerter Mensch“, sagt Williams Witwe Janet Stampfl-Raymer. „Er liebte Gott, und er liebte die Berge.“

„Das hat mich 22 Jahre lang beschäftigt“, sagt Tochter Jennifer. „Du liegst im Eis begraben und hasst die Kälte. Endlich ist mein Dad daheim und hat es warm. Das ist das Größte für mich.“

Hat der Artikel nicht gehalten, was er versprochen hat? Haben Sie Fehler gefunden? Jetzt melden.