Wetter-Experte erklärt: Weht die ganze Sahara nach Europa?

Immer wieder kommt es zum Phänomen Sahara-Staub – doch ist das wirklich mehr geworden? Und was steckt dahinter?

Sahara-Staub im April 2024 über Griechenland

Sahara-Staub im April 2024 über Griechenland

Foto: Marios Lolos/dpa

Der Himmel färbt sich braun-orange, die Sonne kommt kaum durch und trotzdem ist es warm: Immer wieder kommt Sahara-Staub zu uns nach Europa.

Aber was steckt eigentlich dahinter und: ist die Sahara bald leer?

► BILD hat mit Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst darüber gesprochen, ob das Phänomen tatsächlich häufiger auftritt und was dahintersteckt.

„In Deutschland treten diese Ereignisse unterschiedlich häufig auf – im Süden deutlich häufiger als im Norden“, erklärt der Wetter-Experte.

Südlich der Mainlinie gebe es an rund 60 Tagen im Jahr Sahara-Staub, ein Großteil davon werde jedoch kaum wahrgenommen. „In vielen Fällen erreicht der Sand nicht einmal den Boden – stärkere Ereignisse sind deutlich seltener.“

► Im März 2022 gab es Walter zufolge sehr starken Sahara-Staub in Deutschland, so extrem sei es etwa alle zehn Jahre. „In letzter Zeit wird das Phänomen stärker wahrgenommen, ich vermute, dass das auch daran liegt, dass es in den Medien präsenter ist“, erklärt Andreas Walter.

„Wir können allerdings keinen ansteigenden Trend von solchen Ereignissen feststellen, sie variieren von Jahr zu Jahr, bleiben aber im Großen und Ganzen stabil.“

Wie kommt es zum Sahara-Staub?

Doch wie kann es überhaupt sein, dass Sand aus der Tausende Kilometer entfernten Sahara zu uns kommt? „Auslöser sind bodennahe Winde in der Sahara mit entsprechender Windgeschwindigkeit“, erklärt Walter.

► Dabei sei auch die Bodenfeuchte entscheidend – logisch, denn nasser Sand ist deutlich schwerer und benötigt höhere Windgeschwindigkeiten, um in die Atmosphäre zu gelangen.

Von dort kann der Sand dann sehr weit transportiert werden. „Viel häufiger kommt es übrigens vor, dass der Sahara-Staub über den Atlantik hinweg nach Südamerika gelangt“, berichtet der Wetter-Experte. Dort komme sogar so viel Sand an, dass dieser als Dünger für den Boden im tropischen Regenwald wirke. „Das spielt in Europa keine große Rolle.“

In Mitteleuropa tritt das Phänomen des Sahara-Staubs vorwiegend im Frühjahr und Sommer auf, vereinzelt auch noch im Herbst.

► Wie viel Sand letztlich zu uns kommt, wird vom DWD nicht gemessen – in der Sahara ist allerdings noch eine ganze Menge vorhanden. Rund 500 Millionen Tonnen Staub werden dort jedes Jahr produziert. Etwa 40 Millionen Tonnen davon erreichen jährlich die Regenwälder des Amazonas. Auch auf der Iberischen Halbinsel trägt der Staub zur Düngung bei.

Ist der Sahara-Staub gefährlich?

Der Staub besteht unter anderem aus Quarz, Ton, Eisenoxid, Kalziumkarbonat und Gips. In kleinen Mengen sind auch Eisen, Aluminium, Magnesium und Phosphor enthalten. Er ist nicht direkt giftig, enthält aber Partikel, die in die Lunge gelangen können.

Insbesondere Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden deshalb unter dem Staub. Denn die kleinen Partikel können für Entzündungen und Reizungen der Atemwege sorgen. Das kann Symptome wie Halsschmerzen oder Husten auslösen.

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