Kosten-Schock bei Pflegeheimen: „Wir Angehörige werden im Stich gelassen“

Pflegeheimbewohnerin Ursula Ruschinski (89) und ihr Sohn Wolfgang (56) halten zusammen

Pflegeheimbewohnerin Ursula Ruschinski (89) und ihr Sohn Wolfgang (56) halten zusammen

Foto: Privat

Kosten-Schock im Alter: Im Schnitt müssen Pflegebedürftige inzwischen 2871 Euro aus eigener Tasche für ihren Heimplatz selbst zahlen, jeden Monat! Dieser Eigenanteil ist im Bundesdurchschnitt in nur einem Jahr um 211 Euro gestiegen.

Deutschland macht sich Sorgen. Denn ein Ende dieser fatalen Entwicklung ist nicht abzusehen. Die Bürger fragen sich zu Recht, wer das noch bezahlen kann. Genau wie BILD-Leser Wolfgang Ruschinski, dessen Mutter in Helbra (Sachsen-Anhalt) in einem Heim lebt.

Mutter und Sohn

Ursula Ruschinski (89) lebt seit acht Jahren im betreuten Wohnen. Aufgrund einer Demenzerkrankung konnte die ehemalige Hotelfachfrau sich nicht mehr selbst versorgen.

Nun bewohnt sie ein Zimmer mit eigenen Möbeln im Pflegeheim. Rund 3500 Euro monatlich kostet die Pflege in der Einrichtung insgesamt. Davon zahlt die Pflegekasse nur 1743 Euro. 1850 Euro muss die Familie selbst stemmen.

Deshalb gehen zum einen 1250 Euro Rente der Mutter für die Zuzahlung drauf. Weitere 600 Euro zahlt Helgas Sohn, der Projektentwickler Wolfgang Ruschinski (56) aus eigener Tasche.

Und klar: Kleinigkeiten wie ein Friseurbesuch oder persönliche Hygieneartikel kommen noch dazu.

Zu den 600 Euro, die Wolfgang Ruschinski zahlen muss, sagt er zu BILD: „Anfangs war der Eigenanteil ungefähr 120 Euro bis 150 Euro, das war quasi nichts. Aber nach Corona stiegen dann plötzlich die auf die Bewohner umgelegten Kosten in der Einrichtung. Alles ist viel teurer geworden, doch wir Angehörige werden im Stich gelassen.“

„3200 Euro Eigenanteil fressen fast die Rente meiner Mutter auf“

Erika Specht (85) aus Moers (NRW) lebt seit einem halben Jahr in einem Pflegeheim. Die Mutter von vier Kindern ist – wie 85 Prozent der Bewohner im Heim – an Demenz erkrankt.

Erika Specht (85) lebt im Pflegeheim. 3300 Euro Eigenanteil verschlingen ihre gesamte Rente

Erika Specht (85) lebt im Pflegeheim. 3300 Euro Eigenanteil verschlingen ihre gesamte Rente

Foto: Privat

Sie hat Pflegestufe 3. „Eigentlich müsste sie schon höhergestuft werden, denn der Pflegebedarf ist auf jeden Fall da, aber da tut sich die Kasse schwer“, sagt Sohn Klaus Specht (63, Bergmann im Ruhestand) zu BILD.

„Wir hatten sie erst bei uns zu Hause, aber nachdem sich ihr Zustand verschlechtert hatte, ging es nicht mehr“, berichtet der Sohn und rechnet vor: „4900 Euro kostet das Heim jeden Monat insgesamt, nur 1700 Euro davon kommen von der Pflegekasse.“

Klaus Specht (56) kümmert sich um Mutter Erika. „Für das wenige Personal vor Ort sind die Kosten eigentlich zu hoch“

Klaus Specht (56) kümmert sich um Mutter Erika. „Für das wenige Personal vor Ort sind die Kosten eigentlich zu hoch“

Foto: Privat

Den Rest von 3200 Euro zahle Erika von ihrer Rente. „Meine Mutter hat nur 500 Euro eigene Rente“, erklärt ihr Sohn. „Sie hat vier Kinder großgezogen und nebenbei gearbeitet. Mein Vater war Bergmann unter Tage und hat sich dort Lungenkrebs geholt. Deshalb bekommt meine Mutter von der Berufsgenossenschaft noch eine Ausgleichsrente von 2300 Euro und 500 Witwenrente.“

Gerade mal 100 Euro bleiben der Seniorin von ihrer eigentlich guten Rente. Was zusätzlich nötig ist wie Medikamente, Friseur, Nagelpflege und persönliche Kleinigkeiten zahlen Klaus Specht und seine drei Geschwister.

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