Zukunft der Herz-Chirurgie: Herzklappen: Was schon geht, was noch erforscht wird

Ein Chirurg hält ein menschliches Herz in der Hand. Defekte Klappen im Organ sind häufig Gründe für Operationen und Eingriffe

Ein Chirurg hält ein menschliches Herz in der Hand. Defekte Klappen im Organ sind häufig Gründe für Operationen und Eingriffe

Foto: picture alliance / imageBROKER

Eine Operation am Herzen ist für viele immer noch eine schreckliche Vorstellung. Denn unser Lebensmotor hat sich hinter den Rippen gut verborgen. Chirurgen müssen für einen Eingriff am Herzen den Brustkorb öffnen und dafür das Brustbein durchtrennen.

Aber diese Vorstellung verblasst: Denn in vielen Fällen ist eine OP am offenen Herzen gar nicht mehr notwendig. Minimalinvasive Eingriffe haben einen wahren Siegeszug hinter sich und werden immer besser. Sie sind die Zukunft der Herz-Chirurgie.

BILD erklärt, was heute bereits möglich ist und morgen zur Regel wird.

Unser Herz verfügt über insgesamt vier Klappen. Sie wirken wie Ventile in einem Rohrsystem und sorgen dafür, dass das Blut in eine Richtung fließt.

Aber die Klappen sind auch ein Schwachpunkt: Wenn sie defekt sind, wird der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Das ist etwa bei einer Aortenklappen-Stenose (Verengung) der Fall. Oder das Herz muss noch mehr arbeiten, wenn eine Klappe undicht wird und Blut zurückfließt, zum Beispiel bei einem Mitralklappen-Vorfall.

Prof. Volkmar Falk (59) ist Chef-Chirurg am Deutschen Herzzentrum der Charité in Berlin

Prof. Volkmar Falk (59) ist Chef-Chirurg am Deutschen Herzzentrum der Charité in Berlin

Foto: DHZC

Gerade Klappen-Eingriffe werden heute oft als „Schlüsselloch-Chirurgie“ oder per Herzkatheter durchgeführt. Dafür ist nur ein kleiner Schnitt zwischen den Rippen oder eine Punktion der Leistenadern notwendig.

Herzchirurg Prof. Volkmar Falk, ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums der Charité in Berlin zu BILD: „Eine große Herz-OP mit vollständiger Öffnung des Brustkorbes wünscht sich keiner, auch wir Chirurgen nicht. Aber in manchen Fällen ist sie bis heute nicht vermeidbar, zum Beispiel bei einer ausgeprägten bakteriellen Infektion von Herzklappen. Doch die Ergebnisse bei den minimalinvasiven katheterbasierten Verfahren sind mittlerweile sehr gut, primär bei Aortenklappen-Stenosen, einer häufigen Herzklappen-Erkrankung.“

Schaubild: Das Herz in der Werkstatt – Infografik

Der Herzchirurg sieht hier einen großen medizinischen und technischen Fortschritt.

Dabei waren solche Katheter-Eingriffe anfangs eher eine Notlösung, wenn Patienten zu schwach waren, um eine große Herz-OP zu überstehen.

Prof. Valk: „Heute zeigen neueste Studien, dass die kathetergestützte Aortenklappen-Implantation auch bei Patienten in einem mittleren Alter von etwas über 70 Jahren und solchen mit niedrigem Operationsrisiko dem chirurgischen Aortenklappenersatz ebenbürtig ist.“

Klappen-Ersatz immer individueller

Noch ein wichtiger Fortschritt in der Herz-Medizin: Auch die Implantate werden immer besser und vielfältiger. Der Schwerpunkt liegt heute darauf, für jeden Patienten individuell das beste Verfahren zu bestimmen.

Ein Beispiel für eine Klappen-Reparatur: Bei einer Mitralklappeninsuffizienz werden die beschädigten Klappen-Segel mit einem neuartigen Clip zusammengeheftet, um die Undichtigkeit zu beheben.

Wenn eine Klappe nicht repariert werden kann, muss eine neue eingesetzt werden. Für neue Herzklappen gibt es mechanische Klappenprothesen aus Carbon und biologische Klappenprothesen meist aus Gewebe von Rindern oder auch Schweinen.

Noch in der Forschung sind Klappen, die sich mit körpereigenen Zellen besiedeln. Solche Implantate hätten den großen Vorteil, dass sie sozusagen mitwachsen, was besonders bei Kindern mit geschädigten Herzen wichtig ist. Auch Klappen aus neuartigen Kunststofffasern werden aktuell erforscht.

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