Neue Methode entwickelt: So wollen deutsche Forscher Leben im All finden

Unter den Eisschichten der Eismonde von Saturn und Jupiter (hier Europa) vermuten Wissenschaftler primitives Leben

Unter den Eisschichten der Eismonde von Saturn und Jupiter (hier Europa) vermuten Wissenschaftler primitives Leben

Foto: JPL-Caltech/NASA
Von: MATTHIAS BIEDER

Die Chancen, dass wir irgendwo im All Nachbarn haben, sind ziemlich hoch. Aber: Wenn E.T. tatsächlich um die Ecke wohnt, dann ist er vielleicht nur eine Bakterie.

Dass anderes Leben im All existiert, davon ist die Wissenschaft mittlerweile überzeugt. Immerhin gibt es im sichtbaren Universum geschätzt 200 Milliarden Galaxien. Allein in unserer Galaxie, der Milchstraße, wurden etwa 200 Milliarden Sterne gemessen. Um viele davon kreisen Planeten, von denen einige wiederum lebensfreundlich sein könnten.

Aber: In unserem Sonnensystem mit acht Planeten (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun) gibt es die relativ wenig lebenswerten Orte. Zumal die Hälfte der Planeten nur aus Gas besteht. Doch da sind noch die Eismonde von Saturn und Jupiter. Dort vermuten Wissenschaftler unter den Eisschichten Ozeane, in denen es zumindest primitives Leben geben könnte.

Team konnte Bakterien in Eisteilchen nachweisen

Ein Team der Freien Universität Berlin und der University of Washington in Seattle (USA) um den deutschen Geowissenschaftler und Astrobiologen Dr. Fabian Klenner hat jetzt erfolgreich eine Methode getestet, wie man mit einer Weltraumsonde Leben in ausgestoßenen Eisteilchen, etwa aus Wasserfontänen, nachweisen kann.

„Wir konnten nun zum ersten Mal zeigen, dass Zellmaterial von Bakterien mit einem Massenspektrometer auf einer Raumsonde nachweisbar ist“, erklärt Dr. Fabian Klenner. „Unsere Ergebnisse zeigen zunehmend, dass zukünftige Instrumente in der Lage sind, auf Eismonden winzige Lebensformen aufzuspüren, die denen ähneln, die wir von der Erde kennen.“

Klenner wuchs in der Nähe von Heidelberg auf und interessierte sich schon früh für das Weltall und andere Planeten. „Als Kind habe ich mich oft gefragt, ob wir alleine im Universum sind und wie schön es wohl wäre, irgendwann mal einen Teil dazu beizutragen, dieser Frage ernsthaft auf den Grund zu gehen“, sagt der Wissenschaftler zu BILD.

Der Saturnmond Enceladus hat Risse in seiner Eiskruste. Durch diese Risse werden Eisteilchen, die sich aus dem unterirdischen Ozeanwasser bilden, ins Weltall ausgestoßen.

Der Saturnmond Enceladus hat Risse in seiner Eiskruste. Durch diese Risse werden Eisteilchen, die sich aus dem unterirdischen Ozeanwasser bilden, ins Weltall ausgestoßen.

Foto: JPL-Caltech/NASA

Raumsonde sucht auf Jupitermond nach Leben

Für ihre Tests verwendete das Forscherteam ein Bakterium, das in den kalten Gewässern von Alaska vorkommt. „Die Bakterien sind extrem klein, sodass sie theoretisch in die ausgestoßenen Eisteilchen passen“, erklärt Klenner. Bei ihrem Versuchsaufbau schossen die Wissenschaftler einen dünnen Wasserstrahl mit den Bakterien in eine Vakuumkammer. Die Wasser-Tröpfchen wurden mit einem Laser beschossen und so energetisch geladen. Somit konnten sie in einem Massenspektrometer untersucht werden. Dieses Experiment ließe sich theoretisch auf einer Raumsonde wiederholen. Und tatsächlich könnte es schon bald es eine Gelegenheit geben, die Forschungsergebnisse von Fabian Klenner und seinem Team in der Praxis anzuwenden.

Klenner zu BILD: „Im Oktober dieses Jahres startet die Europa Clipper Mission. Ziel der Mission ist es, zu untersuchen, ob der Jupitermond Europa lebensfreundliche Bedingungen aufweist. An Bord der Mission wird ein Instrument sein, von dem wir – dank unserer Forschungsergebnisse – nun wissen, dass es zumindest in der Lage wäre, Zellmaterial aufzuspüren. Voraussetzung ist natürlich, dass es dort überhaupt Bakterien gibt und diese auch in Eisteilchen eingeschlossen werden, die dann von dem Instrument analysiert werden.“

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