Nervige Warntöne im Auto: Kann ich das Piepen beim Rückwärtsfahren abstellen?

Neuartige Hilfssysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Warnen moderne Autos zu viel?

Neuartige Hilfssysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Warnen moderne Autos zu viel?

Foto: picture alliance / Westend61

Kann ich bitte einfach nur Auto fahren? Viele Menschen sind genervt, wenn sie in ihr hochmodernes Fahrzeug steigen – und sich von der Technik bevormundet fühlen. Tatsache ist: Moderne Autos sind rollende Computer. Sie überwachen und korrigieren die Fahrt, greifen dazu sogar ins Lenkrad, regulieren den Antrieb und geben ungefragt Warntöne.

Da fragt sich mancher: Kann ich das nervige Piepen nicht einfach abstellen? Und: Darf ich das überhaupt? BILD klärt auf.

Parkpiepser können abgestellt werden

Piepgeräusche beim Rückwärtsfahren stammen meist von Parksensoren, die seit Jahrzehnten verbaut werden. Diese Warntöne sollen vermeiden, dass man in engen Fahr- und Einparksituationen andere Autos touchiert. Im Fahrzeugmenü können sie meist ausgeschaltet oder zumindest leiser eingestellt werden. Das ist auch erlaubt.

Ob es allerdings sinnvoll ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zwar sorgen die Piepgeräusche für Unruhe, verschaffen dem Fahrer aber auch ein Gefühl für seine Umgebung, das über die Sicht im Rückspiegel hinausgeht. Wer sie nicht nutzt, muss sich auf das Bild der Rückfahrkamera und sein Augenmaß verlassen.

Pflichtassistenten starten bei jeder Fahrt neu

Allerdings sind Parksensoren nur ein Teil des Piep-Orchesters im Auto. Seit dem 7. Juli 2024 schreibt die EU für neu zugelassene Fahrzeuge weitere Assistenzsysteme zwingend vor. Und die machen sich ebenfalls gern akustisch bemerkbar.

Moderne Autos müssen fortan diese Helfer haben:

▶︎ Intelligente Geschwindigkeits-Assistenzsysteme erkennen Tempolimits und warnen, wenn man zu schnell unterwegs ist.

▶︎ Notbrems-Assistenten leiten in Gefahrensituationen eine Vollbremsung ein. Vorher warnen sie eindringlich, damit der Fahrer selbst bremst.

▶︎ Müdigkeits-Warner erkennen, wenn dem Fahrer die Augen zufallen (und andere Anzeichen der Erschöpfung). Sie ermahnen im Display und per Hinweiston zur Pause.

▶︎ Rückfahr-Assistenten sorgen für sicheres Rangieren und Einparken. Sie sollen Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge hinter dem Fahrzeug schützen, wenn es zurücksetzt. Notfalls stoppt dieser Assistent das Auto.

▶︎ Spurhalte-Assistenten warnen bei ungewolltem Verlassen der Fahrbahn oder greifen sogar in die Lenkung ein.

Diese Pflicht-Helferlein haben eines gemeinsam: Sie lassen sich zwar in Untermenüs des Fahrzeug-Infotainments abschalten, allerdings immer nur für die begonnene Fahrt – so will es die EU. Sobald der Wagen erneut gestartet wird, aktivieren sie sich automatisch.

ADAC fordert „ausgereifte Systeme“ für Akzeptanz

Genervten Fahrern bleiben also nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie nehmen die ständige Geräuschkulisse in Kauf und sind zusätzlich abgesichert – oder sie stellen aufdringliche Assistenten bei jeder Fahrt ab. Viele Hersteller bieten eine Tastenkombination, um nicht alle Systeme einzeln abstellen zu müssen.

Der ADAC stellt in seinen Tests regelmäßig auch Schwächen der Systeme fest und bemängelt die Zwickmühle, die sich dadurch für Autofahrer ergibt. „Zu viele Fehler, beispielsweise bei der Erkennung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, verbunden mit ständigen Warnungen, senken die Kundenakzeptanz“, kritisiert der Autoclub. Er fordert die Hersteller auf, nur gut ausgereifte Systeme auf den Markt zu bringen.

Kundenakzeptanz bedeute schließlich auch, dass während der Fahrt die Systeme aktiviert blieben. Eine Abschaltroutine ist nach Ansicht des ADAC verschenktes Sicherheitspotenzial.

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