KI-Revolution & E-Auto-Innovation: Europäischer Erfinderpreis für zwei Deutsche

Richard Oberle (84) aus Bayern und die in Frankreich forschende Informatikerin Cordelia Schmid (56) wurden für ihre bahnbrechenden Erfindungen geehrt

Richard Oberle (84) aus Bayern und die in Frankreich forschende Informatikerin Cordelia Schmid (56) wurden für ihre bahnbrechenden Erfindungen geehrt

Foto: EPO, Europäisches Patentamt

Revolution in der Autoindustrie und Durchbruch in der Künstlichen Intelligenz: Zwei Deutsche räumen den hoch angesehenen Erfinderpreis des Europäischen Patentamts (EPA) ab.

Richard Oberle (84) aus Bayern und die in Frankreich forschende Informatikerin Cordelia Schmid (56) wurden für ihre bahnbrechenden Erfindungen geehrt. Oberle und der italienische Ingenieur Fiorenzo Dioni (60) entwickelten die sogenannte Giga-Presse. Dabei handelt es sich um die weltweit größte Druckgussmaschine, die Elektroautos schneller, effizienter und umweltfreundlicher herstellt. Schmid hingegen brachte Computern das Sehen bei und revolutioniert damit die Welt der Künstlichen Intelligenz.

Revolution in der Autoindustrie

Mit einer Giga-Presse ist es möglich, riesige Autobauteile in einem Stück zu pressen, anstatt wie bisher aus unzähligen Einzelteilen zusammenzustückeln – eine Revolution für den Bau von Fahrzeugen. Die Zukunfts-Technologie reduziert nicht nur die nötigen Arbeitszeiten, sondern auch Abfall und Energieverbrauch.

Fiorenzo Dioni (l.) und Richard Oberle bei der Preisverleihung des Europäischen Patentamts auf Malta

Fiorenzo Dioni (l.) und Richard Oberle bei der Preisverleihung des Europäischen Patentamts auf Malta

Foto: Europäisches Patentamt

Bei Tesla kommen die Giga-Pressen bereits zum Einsatz

In der deutschen Tesla-Fabrik bei Berlin kommen die Riesenpressen des italienischen Herstellers Idra bereits beim Bau des Model Y zum Einsatz. Angeblich spuckt sie rund 45 Heckrahmen für das Elektro-SUV aus – pro Stunde! Eine Giga-Presse allein wiegt rund 400 Tonnen und ist so groß wie ein Haus.

Eine Giga-Presse ist rund 20 Meter lang und wiegt rund 400 Tonnen. Bisher sollen insgesamt rund 25 Stück verkauft worden sein

Eine Giga-Presse ist rund 20 Meter lang und wiegt rund 400 Tonnen. Bisher sollen insgesamt rund 25 Stück verkauft worden sein

Foto: Europäisches Patentamt

Preisträger Oberle stolz: „Mit meiner umfangreichen Erfahrung in diesem Bereich hätte ich mir zu Beginn meiner Karriere nie vorstellen können, einen solch innovativen Meilenstein zu erreichen, der die Welt des Druckgusses verändern würde.“

„Die Giga-Presse revolutioniert die Automobilindustrie und wird die Druckguss-Technologie grundlegend verändern“, sagt sein Co-Preisträger Dioni. „Dieses Projekt wird der gesamten Automobilindustrie künftig große Vorteile bringen: weniger Investitionen, höhere Energieeinsparungen und auch große Ersparnisse für den Endverbraucher.“

Fiorenzo Dioni an einer Giga-Gussform

Fiorenzo Dioni an einer Giga-Gussform

Foto: Europäisches Patentamt
Ausgezeichnete Ingenieure: Fiorenzo Dioni (l.) und Richard Oberle

Ausgezeichnete Ingenieure: Fiorenzo Dioni (l.) und Richard Oberle

Foto: Europäisches Patentamt

Geringere Kosten, weniger Emissionen

Die Erfindung hat laut EPA die Produktkosten der Fahrzeugbauer deutlich gesenkt, da weniger Teile benötigt werden und die Transportkosten geringer ausfallen. Die Giga-Presse verfügt außerdem über eine Metallaufbereitungsvorrichtung, die Aluminiumreste sammelt und für den nächsten Gusszyklus wiederverwendet.

Klar, dass da die Autowelt Schlange steht: Ford soll bereits bei Idra bestellt haben, auch Hyundai wird mit einem Giga-Pressen-Kauf in Verbindung gebracht. Selbst ein deutscher Premium-Hersteller mit Stern im Logo soll mit den Riesenpressen liebäugeln.

Durchbruch in der Künstlichen Intelligenz

Cordelia Schmid erreichte einen Meilenstein in der Künstlichen Intelligenz: Sie lehrte Computer, komplexe visuelle Daten in Echtzeit zu interpretieren.

Informatikerin Cordelia Schmid

Informatikerin Cordelia Schmid

Foto: EPO

Ihre Forschung ermöglicht es Maschinen, Objekte zu erkennen, den Kontext visueller Szenen zu verstehen, menschliche Handlungen zu deuten und zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Ein großer Schritt für interaktive Roboter und selbstfahrende Autos!

Ihre Innovation könnte die Art und Weise, wie KI mit Menschen interagiert, revolutionieren. Im Gesundheitswesen könnten Roboter unter anderem älteren Menschen helfen oder Stürze frühzeitig erkennen.

Die Arbeit von Schmid kommt zum Beispiel bei interaktiven Robotern zum Einsatz

Die Arbeit von Schmid kommt zum Beispiel bei interaktiven Robotern zum Einsatz

Foto: EPO

„Verantwortungsvoll entwickelt, hat die Künstliche Intelligenz das Potenzial, unsere Gesellschaft auf die gleiche Weise zu revolutionieren, wie es die Dampfmaschine und der elektrische Strom in der Vergangenheit getan haben“, so Schmid.

Die 56-jährige Wissenschaftlerin Cordelia Schmid wurde in Mainz geboren, studierte in Karlsruhe und Grenoble und arbeitet seit 1997 am französischen Forschungsinstitut für Informatik und Automatisierung (Inria) bei Paris. Laut dem Patentamt hat Schmid neue Standards gesetzt.

Inspiriert von ihrer wissenschaftlichen Familie, begann sie zunächst ein Studium der Mathematik, bevor sie ihre Leidenschaft für Computer Vision entdeckte. Als Forschungsdirektorin bei Inria leitet sie innovative Projekte und arbeitet zudem Teilzeit bei Google. Ihre Beiträge zur Bild- und Videoanalyse sind wegweisend.

Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise in Europa. Er war 2006 erstmals verliehen worden. Ausgezeichnet werden Einzelpersonen und Teams, „die mit ihren Ideen Lösungen hervorbringen, die uns helfen, einige der größten Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen“. Die Jury besteht aus Erfinderinnen und Erfindern, die alle ehemalige Preisträger sind.

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