Zinsen aktuell: Die Zinsentwicklung bei Krediten – 07/2024

➤ Die EZB belässt den Leitzins am 18.07.2024 nach der Zinssenkung im Juni auf dem bisherigen Niveau von 4,25%

Experte für Finanzprodukte
18.07.2024

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Zinssenkung im Juni, hat die EZB am 18.07.2024 beschlossen die drei Leitzinssätze vorerst nicht weiter zu verändern.
  • In der EZB-Sitzung vom 06.06.2024 wurde der Leitzins erstmalig seit knapp 5 Jahren gesenkt, die Anpassung um 0,25 Prozentpunkte sorgt für den aktuellen Zinssatz von 4,25%.
  • Die Zinsen in Deutschland werden maßgeblich von den Anleihemärkten sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Zinspolitik beeinflusst.
  • Der EZB-Rat bestimmt in regelmäßigen Sitzungen den Leitzinssatz, aktuell beträgt dieser 4,25% (Stand: 18.07.2024).
  • Die EZB stellt mögliche Zinssenkungen nur dann in Aussicht, sollte es nachhaltig gelingen sich dem Richtwert von 2,00% anzunähern, im Juni liegt die Inflation in der Eurozone bei 2,70% ohne Energie (Stand 18.07.2024). Die Kerninflation ohne Nahrungsmittel und Energie, lag mit 2,90% erstmalig seit Februar 2022 unter der Marke von 3,00%.
  • Banken stehen bei der Vergabe von Krediten und Baufinanzierungen imSpannungsverhältnis zwischen dem Leitzins und der Nachfrage von Verbrauchern an den Anleihemärkten, da höhere Leitzinsen zu höheren Kreditzinsen führen.
  • Sparer können hingegen mit einem Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto von steigenden Zinsen profitieren.
  • Die Bauzinsen werden nicht alleine vom Leitzins beeinflusst, hier gibt es eine Wechselwirkung mehrerer Faktoren.
Inhalt

Aktuelle Entwicklung der Kreditzinsen

So hängen Leitzinsen und Kreditzinsen zusammen: Die Banken leihen sich Geld bei der EZB zum Leitzinssatz, folglich müssen sie diesen Zinssatz mit einem Aufschlag an Kreditnehmer weitergeben um ein profitables Kreditgeschäft betreiben zu können. Momentan beträgt dieser Zinssatz 4,25% (Stand 18.07.2024).

So beeinflusst der Leitzins die Bauzinsen: Die Zinsen, die eine Bank für einen klassischen Ratenkredit oder Autokredit anbieten kann, unterscheiden sich meist von den Zinsen für eine Baufinanzierung, da Baudarlehen meist über einen langen Zeitraum von bis zu mehreren Jahrzehnten vergeben werden, hängen sie faktisch vielmehr von den Preisen für Bundesanleihen und Pfandbriefen ab, als vom Leitzins.
Pfandbriefe dienen der Bank in erster Linie zur Refinanzierung von Baudarlehen, die Zinsen für Pfandbriefe werden dabei direkt vom Zinssatz deutscher Bundesanleihen beeinflusst. Steigen oder fallen die Zinsen für deutsche Staatsanleihen, ist in der Regel eine identische Entwicklung bei den Bauzinsen erkennbar.

Wie haben sich die Zinsen in Deutschland in den letzten Jahren entwickelt?

Nach einer mehrjährigen 0%-Zinsphase begann die EZB im Juli 2022 die Leitzinsen sukzessive zu erhöhen, zuerst auf 0,5% und zum Ende des Jahres bis auf 2,50%. Dieser Trend wurde auch in 2023 fortgesetzt, mit 4,50% war im September 2023 der bisherige Höchststand erreicht, bei den vergangen Sitzungen am 06.06.2024 wurde der Zinssatz zum ersten Mal in rund 5 Jahren reduziert, der aktuelle Leitzins beträgt nun 4,25%. Bei der Sitzung am 18.07.2024 wurde der Leitzinssatz nicht verändert.

Leitzins und Inflation: Die EZB nutzt den Leitzins zur Inflationsbekämpfung, also um dem allgemeinen Preisanstieg für Waren und Dienstleistungen entgegenzuwirken. Steigen die Zinsen für Kredite, wird weniger konsumiert und viele Unternehmen pausieren Investitionen sowie Expansionen, außerdem wird dank höherer Sparzinsen mehr Geld beiseite gelegt.

Ziel dieser Maßnahme ist die Stabilisierung von Preisen und ein kontrolliertes Ausbremsen der Konjunktur. Üblicherweise dauert es mehrere Monate bis Anpassungen des Leitzinses eine messbare Wirkung zeigen.

Was bedeutet die Zinsentwicklung in den USA für die Zinsen in Deutschland?

Aufgrund der Globalisierung können sind die Auswirkungen einer Zinserhöhung der US Notenbank "Federal Reserve System" (FED) in den USA auch auf den weltweiten Finanzmärkten spürbar. Steigt der Zinssatz in den USA kann es sein, dass Anlagen aus anderen Ländern, auch aus Deutschland, abgezogen werden und dort gewinnbringender angelegt werden.
Nicht nur Aktienkurse deutscher Unternehmen sondern auch Währungen können so beeinflusst werden. Höhere Zinsen in den USA bedeuten in der Regel, dass der Euro im Verhältnis zum US Dollar schwächer wird, folglich werden Importe und letztendlich auch Reisen in die USA teurer.

Update vom 01.05.2024: Die aktuelle Inflationsentwicklung sowie die Situation am Arbeitsmarkt in den USA haben den Hoffnungen auf zeitnahe Zinssenkungen einen kleinen Dämpfer aufgesetzt, wie sich die Situation jedoch tatsächlich weiter entwickeln wird bleibt abzuwarten.

Update vom 06.06.2024: Trotz Stagnation des Leitzinses in den USA, hat nun die Europäische Zentralbank erstmalig seit Jahren eine Zinssenkung vorgenommen. Oft folgt die EZB den Zinsentscheidungen der amerikanischen Notenbank, diesmal ist sie ihr jedoch zuvor gekommen. Vor allem Kreditnehmer in Deutschland wird diese Information freuen, denn es ist anzunehmen, dass sich die Senkungen des Leitzinsen aus Verbrauchersicht positiv auf das Zinsniveau für Kredite und Baudarlehen auswirkt. In jedem Fall wird durch die Zinssenkung eine Kehrtwende in der Zinspolitik realisiert.

Update vom 18.07.2024: Die EZB hat nach der Zinssenkung bei der letzten Sitzung im Juni beschlossen den Leitzins vorerst unverändert bei 4,25% zu belassen. Der EZB-Rat, der letztendlich die Zinsentscheidungen trifft, hat sich laut eigener Aussage der zeitnahen Rückkehr zum Inflations-Ziel von 2,00% verschrieben. Solange jedoch die Inflation mit aktuell 2,70% (Stand: Juni 2024) überhalb dieses Zielwertes liegt, ist wohl eher nicht mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen.

So stark sind die Bauzinsen gestiegen

Baufinanzierung / Baukredit

Die Bauzinsen haben sich seit der Zinswende im Jahr 2022 sehr stark nach oben entwickelt.

Nachdem in den Jahren von 2016 bis 2022 historisch niedrige Bauzinsen zwischen 0,70 - 2,00% für die Finanzierung von Immobilien angeboten wurden, sind die Zinssätze für Baudarlehen seit Juli 2022 auf dem Höchststand seit knapp 10 Jahren.
Nun spielt auch immer die Länge der Zinsbindung eine Rolle für die Zinshöhe, in unserer Grafik haben wir die Entwicklung der Bauzinsen für Darlehen mit einer klassischen 10-jährigen Zinsbindung dargestellt.

Auch wenn die Schwankungen von wenigen Prozentpunkten auf den ersten Blick nicht sonderlich gravierend und die allgemeine Zinshöhe von aktuell um 4,00% noch recht niedrig erscheinen mag, so sind die Unterschiede aufgrund der üblicherweise sehr hohen Kreditbeträge enorm.

Rechenbeispiel für eine Baufinanzierung:

1,50%2,50%3,50%4,00%
Darlehenssumme400.000€400.000€400.000€400.000€
Zinsbindung 10 Jahre10 Jahre10 Jahre10 Jahre
Restschuld nach 10 Jahren200.000€200.000€200.000€200.000€
Monatsrate2.046€2.302€2.561€2.692€
Baufinanzierung Rechenbeispiel mit unterschiedlichen Zinssätzen

Wie das Beispiel in der Tabelle aufzeigt, steigt die Monatsrate bei einer Darlehenssumme von 400.000€ zwischen 1,50 - 2,50% Zinsen bereits um 12,50%, von 2,50 - 4,00% sogar um knapp 17%. Vergleicht man die Monatsrate für unseren Beispielkredit bei Zinssatz von 1,50% mit der Rate bei 4,00%, ist ein Anstieg von ganzen 31,57% zu verzeichnen.

Es wird deutlich, dass bereits vermeintlich geringe Bauzins-Schwankungen über die finanzielle Machbarkeit eines derart großen Kredits entscheiden. Zwar ist das Niveau der Immobilienpreise besonders in deutschen Großstädten nach wie vor hoch, die aktuelle Zinspolitik hat jedoch für sinkende Preise und etwas Entspannung auf dem Immobilienmarkt gesorgt. Es bleibt abzuwarten wie sich die Lage, die Preise und die Zinsen weiter entwickeln.

Wichtig ist es vor einem geplanten Immobilienkauf sein persönliches Budget und die tatsächlich mögliche Finanzierungshöhe genau zu kennen.

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Die EZB als Regulierer - So funktioniert der Leitzins

EZB

Zwar greift die Europäische Zentralbank (EZB) nicht direkt in die Aktivitäten der Geschäftsbanken in Deutschland ein, dennoch kann sie mit Zinsanpassung die Konditionen bestimmen, zu denen sich Banken bei der EZB Geld leihen bzw. dort selbst Geld anlegen können.

Für Sparer, die ihr Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto angelegt haben, machen sich die Zinsanpassungen der EZB besonders schnell bemerkbar. Für kurzfristige Ratenkredite über einige Monate oder wenige Jahre, wie Sofortkredite, Minikredite und Autokredite gilt das ebenfalls, da die Banken gestiegene oder gefallene Leitzinsen hier direkter an Verbraucher weitergeben können.

Im vorherigen Abschnitt zum Thema Bauzinsen haben wir näher erläutert, welche Faktoren die größte Einflussnahme auf den Bauzins haben, der Leitzins ist hier tendenziell weniger wichtig.

So wirkt sich der Leitzinssatz auf Verbraucher aus

Vor der Zinswende im Jahr 2022 gab es eine sehr lange Niedrigzinsphase, der entscheidende Leitzins der EZB lag nämlich zwischen 2016 und 2022 bei 0%. Die EZB verlangte teilweise sogar Negativzinsen, wenn Geschäftsbanken Geld bei ihr anlegen wollten, diese wurden im Volksmund oft auch als Strafzinsen bezeichnet, Banken sprachen Kunden gegenüber von einem Verwahrentgelt.

Zum Höhepunkt der Negativzinsen Anfang 2022 gab es hunderte Banken in Deutschland und Europa, die Negativzinsen berechnet haben, mittlerweile wurde das Verwahrentgelt weitestgehend abgeschafft.

Auch bei Tagesgeld- und Festgeldkonten konnte man in dieser Zeit wenig bis keine Rendite erwarten, diese Form der eher konservativen Kapitalanlage hat erst seit der Zinswende wieder spürbar an Attraktivität gewonnen. Viele Banken überboten sich teilweise wöchentlich mit attraktiven Zinsangeboten für Anleger, die teilweise bei 4,00% und mehr lagen.
Nachdem die EZB die Zinsen nun seit September 2023 nicht mehr erhöht hat und scheinbar viele Marktteilnehmer von einem potenziell fallenden Zinsniveau ausgeben, haben viele Banken ihre Zinssätze für Sparer bereits wieder nach unten korrigiert.

Grundsätzlich gilt: Hohe Leitzinsen sind gut für Sparer, niedrige Leitzins gut für Kreditnehmer.

Zinserhöhungen seit der Zinswende in 2022

Zwar hat sich die EZB zwischen März 2016 und Juli 2022 regelmäßig im Rahmen der wiederkehrenden Sitzungen getroffen, der Leitzins wurde jedoch zu keinem Zeitpunkt erhöht, die erste Erhöhung sorgte folglich nach so langer Zeit für großes mediales Aufsehen.

Es folgten zwei weitere große Schritte von jeweils 0,75% auf 1,25% im September sowie 2,00% im November 2022, im Dezember des gleichen Jahres lag der Zinssatz bereits bei 2,50%. Auch im Jahr 2023 setzte sich der Trend rasanter Zinserhöhungen weiter fort, bis letztendlich im September 2023 mit 4,50% der bisherige Höchstsatz erreicht wurde. Im Juni 2024 hat die EZB den Leitzins erstmalig seit vielen Jahren wieder gesenkt, von 4,50% auf 4,25%, in der darauffolgenden EZB-Sitzung am 18.07.2024 wurde jedoch keine weitere Zinssenkung beschlossen, der Zinssatz bleibt vorerst bei 4,25%.

Entwicklung der Leitzinsen im Überblick

Beim Blick auf die Zinsentwicklung der letzten 20 Jahre fällt vor allem eine große Zinssenkung unmittelbar nach der Finanzkrise im Jahr 2008 auf, denn davor lag der Leitzins auf einem ähnlichen Niveau wie Anfang 2024. Die EZB hatte nach der Krise mit sukzessiven Zinssenkungen versucht die Konjunktur wieder anzukurbeln. Diese Niedrigzinspolitik begünstigte jedoch auch für rund 14 Jahre die Vermehrung von privaten und öffentlichen Schulden sowie die damit einhergehenden Ausfallrisiken.

Sparer konnten in dieser Zeit meist nur eine Rendite erzielen, die unterhalb der Inflation lag, somit waren konservative Geldanlagen wie Tagesgeld oder Festgeld weniger attraktiv als zuvor, in vielen Fällen mussten auf Sparguthaben sogar Strafzinsen an die Bank gezahlt werden.
Wollte man zu dieser Zeit sein Geld gewinnbringend anlegen, blieben oft nur andere Vermögenswerte wie Gold, Aktien, Immobilien oder auch Kryptowährungen, die allesamt mit deutlich höheren Risiken einhergehen als die Kapitalanlage auf dem Sparkonto.

Mit der Zinswende im Juli 2022 hat sich dieser Trend jedoch umgekehrt, der aktuelle EZB-Leitzins beträgt seit September 2023 4,50% und ist damit so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr.

Eine erneute Kehrtwende in der europäischen Zinspolitik ist die Senkung des Leitzinses am 06.06.2024 von 4,50% auf 4,25%, eine positive Auswirkung auf Kreditzinsen für Verbraucher ist daher im weiteren Verlauf des Jahres als wahrscheinlich einzustufen.

Sollzins vs. Effektiver Jahreszins - welcher Zinssatz ist wichtiger?

Kredit berechnen

Banken bewerben hin und wieder den Sollzinssatz für Kredite und Baufinanzierungen, achten sollte man jedoch letztendlich immer auf den effektiven Zins, da dieser sämtliche Kosten für den Kredit, die Marge der Bank sowie die Verrechnung der Tilgung mit einschließt.

Werben Banken für Kredite sind sie gesetzlich dazu verpflichtet im Rahmen der Preisangabenverordnung ein repräsentatives Rechenbeispiel inklusive fiktivem Nettodarlehensbetrag, Gesamtbetrag inklusive Kreditkosten, Laufzeit, Kreditsumme monatlicher Rate und effektivem Jahreszinssatz zu kommunizieren.
Grundlage für den dabei verwendeten Zinssatz ist der Zinssatz, den 2/3 der bisherigen Kunden der Bank bei Abschluss eines Kreditvertrages in der beworbenen Kategorie erhalten haben.

Diese Beispiele werden meist im Kleingedruckten unter der Bezeichnung "Angaben gemäß PAngV" (Preisangabenverodnung) aufgeführt. Diese Angabe ist beim Vergleichen unterschiedlicher Kredit- und Zinsangebote eine sehr gute Hilfestellung für Verbraucher.

Experten-Tipp: Schließt man zusätzlich zum Kredit eine Restschuldversicherung oder eine Kreditausfallversicherung ab, so ist diese in der Monatsrate nicht enthalten und kommt immer als separater Posten hinzu.

Zukünftige Entwicklung der Leitzinsen - Unsere Prognose für 2024 und danach

Fünfzig Euro Banknoten
Der Leitzins ist Stand April 2024 auf dem höchsten Niveau seit über 20 Jahren.

Im Mai 2001 lag der Leitzins das letzte Mal auf dem gleichen Niveau wie Anfang 2024, nämlich bei 4,50%. Vor allem Sparer, die ihr Geld auf einem Tages- oder Festgeld angelegt haben, profitieren von den starken Zinsanstiegen und vergleichsweise hohen Renditen, obwohl die Erträge prozentual betrachtet trotzdem die meiste Zeit unterhalb der hohen Inflation lagen.

Ganze 6 Jahre vor der Zinswende im Sommer 2022 gab es nämlich sehr wenig bis gar keine Zinsen auf Erspartes, teilweise wurden für höhere Einlagen sogar sog. Verwahrentgelte und Negativzinsen fällig.

Im Umkehrschluss sorgten die lange vorherrschenden Niedrigzinsen der vergangenen Jahre für sehr besonders günstige Kredit- und Bauzinsen, wodurch nicht nur die Baubranche sondern die gesamte Wirtschaft angekurbelt wurde.
Bauzinsen um 1% und teilweise sogar darunter, haben dafür gesorgt, dass sich deutlich mehr Menschen den Wunsch von der eigenen Immobilie finanzieren konnten.
Der jüngste Zinsanstieg hat diesen Trend und die allgemeine Nachfrage nach Ratenkrediten und Konsumgütern jedoch spürbar ausgebremst, die dadurch fallende Nachfrage hat Immobilienpreise und die Preise für Güter und Dienstleistungen in Folge leicht sinken lassen.

Wie entwickeln sich die Kredit- und Sparzinsen?

Aller Voraussicht nach werden die von der EZB veranschlagten Leitzinsen im Jahr 2024 auf dem aktuellen Niveau bleiben, auch eine Senkung in Richtung 4,0% oder gar 3,5 % ist durchaus denkbar.
Dies hätte zur Folge, dass die kurzfristigen Zinsen für Konsumentenkredite wie Sofortkredite, Autokredite oder sonstige Ratenkredite sowie die Sparzinsen auf Tagesgeld- und Festgeldkonten auf dem aktuellen Niveau bleiben oder leicht reduziert werden. Einige Anbieter für Tagesgeld- und Festgeldkonten haben ihre Zinsen im April 2024 bereits gesenkt bzw. bestehende Zins-Aktionen nicht verlängert. Die Senkung des Leitzinses am 06.06.2024 von 4,50% auf 4,25% wird diesen Trend wahrscheinlich weiter fortführen.

Was passiert 2024/2025 mit den Bauzinsen?

Die Zinsen für Baufinanzierungen werden in aller Regel für mindestens 10 und maximal bis zu 30 Jahren sowie für sehr hohe Summen vertraglich festgelegt, die jeweilige Bank und auch der Kreditnehmer müssen demnach viel langfristiger planen als bei einem Ratenkredit über 10.000€ mit einer Laufzeit von 36 Monaten.

Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt zum Thema Bauzinsen erwähnt, werden die Zinsen für Baufinanzierungen nicht direkt nur vom Leitzins sondern von den Konditionen für Sparbriefe und Staatsanleihen beeinflusst. Es ist zwar sehr schwer eine gute Prognose für die Entwicklung der Bauzinsen abzugeben, unserer Meinung nach ist es jedoch eher unwahrscheinlich dass die Zinsen für Baudarlehen und Immobilienkredite im Laufe des Jahres 2024 signifikant fallen werden.

Wir raten dazu die Suche nach der passende Immobilie, ein Faktor der oft unterschätzt wird, ständig weiterzuführen und dabei die Entwicklung der Bauzinsen stets im Blick zu haben.

Leitzins verstehen und Vorteile nutzen - so wird's gemacht

Es gibt meist viel mediales Aufsehen um die Erhöhung oder Senkung des Leitzinssatzes, einfach aus dem Grund, da sehr viele Menschen davon direkt und indirekt betroffen sind. Man sollte jedoch die Entwicklungen dieses sehr wichtigen Zinssatzes immer mit einem klaren Blick auf die eigene Situation betrachten.

Möchte man sein erspartes Geld sicher auf einem Tagesgeldkonto anlegen, sind steigende oder hohe Leitzinsen ideale Grundvoraussetzungen um höchstmögliche Erträge zu erzielen.

Plant man zum Beispiel ein Gebrauchtwagen zu finanzieren, hat man deutlich bessere Chancen auf einen günstigen Autokredit bei niedrigen oder fallenden Leitzinsen, als bei hohem Zinsniveau.

Entgegen der allgemeinen Annahme, dass der Leitzins alleine auch die Bauzinsen direkt beeinflusst, ist es essenziell wichtig zu verstehen, dass es in diesem Fall weitere, deutlich langfristigere Faktoren gibt, die das Zinsniveau bei Baufinanzierungen bedingen.

Meinung des Finanz-Experten: Wir raten Verbrauchern die groben Auswirkungen des Leitzinses auf verschiedene Finanzprodukte zu kennen, damit man stets gut informierte Entscheidungen beim Thema Geldanlage, Kredit und Baufinanzierung treffen kann. Der Leitzins ist zudem ein guter Einstieg um allgemein wirtschaftliche Zusammenhänge und Einflussfaktoren besser zu begreifen.

Fazit: Gut informiert kann Gold wert sein

Verfolgt man regelmäßig die Entwicklungen der EZB Geldpolitik und wie sich die Konditionen einzelner Finanzprodukte wie bspw. die Tagesgeld-Zinsen oder Bauzinsen entwickeln, kann man immer selbst am besten entscheiden wann der richtige Zeitpunkt ist um bestimmte Angebote zu nutzen oder nicht.

Da bei der künftigen Zinsentwicklung und damit zusammenhängenden Entscheidungen immer auch abgewogen werden muss, ist es von besonderem Vorteil, wenn man sich bereits mit der Materie und der aktuellen Sachlage auskennt.

Die Situation im Frühling 2024 ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Die Zinsen sind im April 2024 mit 4,50% sehr hoch, die EZB hat die Zinsen jedoch seit September 2023 nicht mehr angehoben, die Inflation ist außerdem von über 6% im Sommer 2023 auf nur noch 2,4% im April 2024 gefallen, die Leitzinserhöhungen der EZB scheinen also Früchte zu tragen, eine weitere Zinserhöhungen ist folglich eher unwahrscheinlich. Bei der letzten Zinssitzung am 11.04.2024 wurden zudem konkrete Zinssenkungen in Aussicht gestellt, sollte die Inflation sich weiter dem Richtwert von 2,00% annähern.

Update vom 06.06.2024: Die lange erwartete Zinssenkung des Leitzinses der EZB am 06.06.2024 von 4,50% auf 4,25% ist ein erstes Anzeichen dafür, dass die EZB mit den aktuellen Entwicklungen zufrieden ist. Weitere Zinssenkungen in diesem und nächsten Jahr sind mit weiterhin stabiler, niedriger Inflation somit möglich.

Update vom 18.07.2024: Die EZB-Sitzung Mitte Juli ergab vorerst keine weiteren Zinsanpassungen, der Leitzins bleibt unverändert bei 4,25%.

Ist man noch auf der Suche nach einem attraktiv verzinsten Tagesgeldkonto, sollte man sich ranhalten, da einige Banken die Zinsen bereits wieder senken. Plant man einen größeren Ratenkredit aufzunehmen, könnte es sich unter Umständen noch lohnen etwas zu warten.

Das Niveau der Bauzinsen wird vermutlich ebenfalls nicht steigen, in den nächsten Jahren voraussichtlich sogar etwas sinken, folglich kann es auch hier, je nach Art und Höhe des Darlehens, sinnvoll sein noch etwas abzuwarten. Wir raten dazu die Entwicklung regelmäßig im Blick zu behalten.

Letztendlich gibt es keine 100%-ig sichere Vorhersage für Kredit-, Spar- oder Bauzinsen, wir sind jedoch davon überzeugt, dass man als gut informierter Verbraucher dennoch immer die bestmögliche Entscheidung treffen kann.

Die häufigsten Fragen zum Thema Zinsentwicklung

Wie hoch sind die Bauzinsen aktuell?

Mit einer Zinsbindung von 10 Jahren liegen die Bauzinsen aktuell meist um 3,50%. Es gibt weitere Faktoren wie die persönliche Bonität und der Beleihungswert der Immobilie, die den Zinnsatz beeinflussen können. (Stand: Juli 2024)

Was beeinflusst die Bauzinsen?

Banken nutzen zur Refinanzierung von Baudarlehen sog. Pfandbriefe, die Zinsen für Pfandbriefe werden direkt vom Zinssatz deutscher Bundesanleihen beeinflusst. Steigen oder fallen die Zinsen für deutsche Staatsanleihen, ist in der Regel eine vergleichbare Entwicklung bei den Bauzinsen erkennbar. Der Leitzinssatz ist einer von mehreren Einflussfaktoren beim Bauzins, bei weitem jedoch nicht der einzige.

Welche Auswirkungen haben steigende Bauzinsen auf meine Monatsrate?

Bei Baufinanzierungen mit Zinsbindung (die Regel in Deutschland) bleibt die Rate gleich. Bei Baudarlehen ohne Zinsbindung steigt die Monatsrate mit dem Bauzins.

Wann werden die Bauzinsen wieder fallen?

Wir gehen davon aus, dass die Bauzinsen im Jahr 2024 im Bestfall minimal sinken, stark fallende Zinsen sind unserer Meinung nach im Jahr 2025 realistisch. Eine sichere Prognose zum Verlauf der Bauzinsen kann es jedoch nie geben, da viele unvorhersehbare Faktoren die Höhe der Zinsen beeinflussen.

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Autor:

Hagen Föhr ist Finanzexperte im Privatkundenbereich für BILD.de, er zeigt Verbrauchern worauf es beim Beantragen von Krediten im Internet ankommt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk darauf, vermeintlich komplizierte Prozesse und Fachwörter aus der Finanzwelt verständlich und greifbar zu machen. Dazu hat er eine Vielzahl der Top-Anbieter in den Kategorien Ratenkredit, Autokredit, Minikredit, Baufinanzierung, Online-Kredit und Umschuldung analysiert und bewertet.

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