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Siebenschläfer Beeinflusst der Siebenschläfertag das Wetter?

Am 27. Juni ist Siebenschläfertag. Dann steht angeblich das Wetter der nächsten sieben Wochen auf dem Spiel! Stimmt das? Und was hat der Siebenschläfer, das kleine Nagetier, damit zu tun? Hier kommen kuriose Fakten über die tierische Schlafmütze.

Stand: 26.06.2024

Der Siebenschläfer ist eine der größten Schlafmützen im Tierreich: Das Nagetier hält sieben Monate lang Winterschlaf. Erst im Mai schlägt der niedliche kleine Siebenschläfer seine großen Knopfaugen auf. Zu Gesicht kriegt man ihn allerdings kaum, denn der Siebenschläfer ist nachtaktiv und scheu. Dennoch kennt wohl jeder seinen Namen - auch wegen einer alten Bauernregel.

Deshalb wird auch in Sprichwörtern der Begriff "Siebenschläfer" in Zusammenhang mit Wetterprognosen erwähnt:

  • "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt."
  • "Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne."
  • "Regnet’s am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag."

Quelle: Deutscher Wetterdienst

Was bedeutet der Siebenschläfertag für das Wetter?

27. Juni - der Siebenschläfertag

Siebenschläfer-Bauernregel

"Regnet es am Siebenschläfertag, es sieben Wochen regnen mag." So lautet eine alte Bauernregel, die erstaunlich oft recht hat: Mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 70 Prozent hält sich das Siebenschläfer-Wetter wirklich wochenlang - wenn man es nicht ganz so genau nimmt.

Großwetterlage um den Siebenschläfertag

Seit der Einführung des gregorianischen Kalenders im Jahr 1582, bei dem sich alles um zehn Tage verschob, müsste der Siebenschläfertag rein rechnerisch auf dem 7. Juli liegen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) nimmt für die Siebenschläferregel den Zeitraum 27. Juni bis 8. Juli als Referenz. Tatsächlich stellt sich in dieser Zeit häufig eine sogenannte Großwetterlage ein, die laut DWD eine "beträchtliche Erhaltungsneigung" hat und das Wetter der folgenden Wochen bestimmt. Verantwortlich dafür ist der Verlauf eines ganz bestimmten Windes:

Jetstreams beeinflussen Siebenschläferwetter

Hoch in der Troposphäre, der Wetterschicht der Erdatmosphäre, treten Starkwindbänder auf, sogenannte Jetstreams. Das sind die stärksten Winde, die es gibt, und sie sind relativ stabil. Je südlicher der Jetstream über dem Ostatlantik und Europa verläuft, umso stärker ist die Druckdifferenz zwischen Azorenhoch und Islandtief: Feuchte und kühle Luft vom Atlantik weht uns an und bringt regenreiche Wochen. Verläuft der Jetstream dagegen weit im Norden, breitet das Azorenhoch ungestört seine warmen Lüfte zu uns aus: Das bringt sommerliches Siebenschläferwetter.

Statistische Auswertungen zeigen allerdings: Die Siebenschläferregel bewahrheitet sich je nach Großwetterlage mit unterscheidlicher Wahrscheinlichkeit: Liegt der Jetstream im Norden, trifft sie zu 55 bis 60 Prozent. Bläst der Jetstream im Süden, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 62 bis 70 Prozent.

Regenreiche Großwetterlage nach Siebenschläfer

Eine regenreiche Großwetterlage nach Siebenschläfer ist eine sogenannte Singularität: So bezeichnen Meteorologen eine vom normalen Wetterverlauf abweichende Wetterlage, die aber zu bestimmten Jahreszeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit auftritt, wie auch grüne Weihnachten oder die Schafskälte.

Warum heißt der 27. Juni Siebenschläfertag?

Was kann ein kleines Nagetier für die Großwetterlage? Ihr ahnt es: gar nichts. Der Siebenschläfertag ist nicht nach dem Tier benannt, sondern geht auf eine christliche Legende zurück: Sieben Brüder wurden unter dem römischen Kaiser Decius als Christen verfolgt. Sie suchten Zuflucht in einer Höhle. Der Kaiser ließ die Höhle mit Steinen zumauern. Die sieben Jünglinge riefen Gott an, der sie fast 200 Jahre schlafen ließ. Sie erwachten am 27. Juni 446 nach Christus und waren von der Verfolgung erlöst.

Was fressen Siebenschläfer am liebsten?

Mit den Sieben Schläfern vom 27. Juni hat das Tier nur das Schlafbedürfnis gemein. Von Oktober bis Mai hält der Nager Winterschlaf und taucht erst wieder auf, wenn alles blüht. Und dann interessiert den sogenannten Bilch nur noch eines: Fressen. Das Tier muss sich den lebenswichtigen Speck für den nächsten siebenmonatigen Winterschlaf anfressen. Dem Naturschutzbund NABU e.V. zufolge greift der Siebenschläfer zu Früchten, Samen, Knospen und Rindenstücken.

Siebenschläfer-Steckbrief

Abstammung

Die Nagetiere zählen zur Familie der Bilche, die auch Schläfer oder Schlafmäuse genannt werden. Zu ihnen zählen auch die in Deutschland lebenden Gartenschläfer, Haselmäuse und Baumschläfer. Der wissenschaftliche Name des Siebenschläfers ist Glis glis.

Aussehen

Siebenschläfer erinnern an Eichhörnchen oder Grauhörnchen, sind aber wesentlich kleiner. Besonders auffallend sind ihre großen schwarzen Augen, die rundlichen Ohren und ein langer Schwanz. Sie werden zwischen 13 und 18 Zentimeter lang - ohne Schwanz! Der erreicht oft bis zu 15 Zentimeter.

Lebensraum

Zu finden ist der Siebenschläfer hauptsächlich in Mischwäldern und Obstgärten Mittel- und Südeuropas, bis in den Iran. Die Tage verschläft er in Erdlöchern, Baumlöchern, Vogelhäuschen, alten Scheunen, Gartenhäuschen oder Dachgeschossen. Hat er einen guten Schlafplatz gefunden, entfernt er sich nie weit davon, wechselt dieses Versteck aber häufig.

Ernährung

Nachts wird er aktiv, dann geht er auf Nahrungssuche und klettert bevorzugt auf Laubbäumen herum und frisst: Früchte, Samen, Knospen und Rinde. Im frühen Herbst beginnt der Siebenschläfer sich seinen Winterspeck anzufressen. Dann bevorzugt er ölhaltige Früchte wie Bucheckern, Eicheln, Haselnüsse und Kastanien.

Fortpflanzung

Etwa im Juli beginnt die Paarungszeit der Siebenschläfer. Die Männchen markieren ihr Revier und locken die Weibchen durch Quieken an. Ist das Weibchen trächtig, beginnt es mit dem Nestbau. Nach vier bis sechs Wochen kommen zwei bis sechs Jungtiere zur Welt. Bei der Geburt wiegt ein Siebenschläfer nicht mehr als zwei Gramm, ist nackt, blind und taub.

Was den Siebenschläfer gefährdet

Der Siebenschläfer hat etliche natürliche Feinde wie Greifvögel, Marder oder Katzen oder sogar Mäuse. Auch lange Winter bedrohen ihn: Reicht die Speckschicht nicht über die lange Zeit, stirbt der kleine Bilch. Doch die größte Gefahr geht vom Menschen aus: Durch das Abholzen alter Laub- und Obstbäume gibt es immer weniger natürliche Schlaf- und Lebensräume für Siebenschläfer. Laut der Roten Liste ist der Siebenschläfer aktuell nicht vom Aussterben gefährdet, aber auch sein Bestand geht zurück.

Warum kommt der Siebenschläfer ins Haus?

Siebenschläfer flüchten dann in Gartenlauben oder auf Dachböden und quartieren sich dort ein. Leise Untermieter sind die scheuen, nachtaktiven Tiere nicht. Sie machen ordentlich Rabbatz: Sie quieken, pfeifen und murren. Siebenschläfer können auch Schäden am Haus verursachen oder Fressspuren in der Küche hinterlassen.

Wie werdet ihr Siebenschläfer wieder los?

Habt ihr Probleme mit den geschützten Tieren, könnt ihr euch an einen örtlichen Schutzverein wenden, die euch helfen, das Tier sicher und artgerecht aus eurem Haus zu entfernen.

Bildergalerie: So sieht der Siebenschläfer aus

Sendungen über Siebenschläfer, den Siebenschläfertag und das Wetter


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