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Mückenatlas Deutschland Fangt Mücken für das Bürgerforscher-Projekt!

Immer mehr exotische Mückenarten kommen nach Deutschland. Sie können Krankheiten übertragen, wenn sie mit Erregern infiziert sind. Wo und wie viele exotische Mücken sich bei uns aufhalten, überprüfen Wissenschaftler mit dem Mückenatlas und eurer Hilfe.

Stand: 12.06.2024

Seit 2004 sind in Deutschland fünf invasive Stechmücken-Arten nachgewiesen und zum Teil auch heimisch geworden: die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus), Aedes koreicus, Culiseta longiareolata und Anopheles petragnani.

Das Problem: Exotische Mücken haben das Potenzial, gefährlich zu sein. Sie können Tropenkrankheiten übertragen: Stechen sie einen Wirt, der mit exotischen Krankheitserregern wie Viren oder Parasiten infiziert ist, können sich auch Mücken anstecken. Beim Stechen können sie die Erreger dann weitergeben. Solche Wirte mit Krankheitserregern, sind allerdings in Europa und Deutschland noch sehr selten.

Der Mückenatlas - ein Bürgerforscher-Projekt

Forscher beobachten die eingewanderten exotischen Mücken genau und verfolgen, welche Arten tropischer Stechmücken wo in Deutschland zu finden sind. Dafür wurde 2012 der Mückenatlas ins Leben gerufen. Bei diesem Projekt kann jeder Bürger in Deutschland mitmachen und Mücken einsenden. Initiatoren sind das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald. Inzwischen hat sich der Mückenatlas zu einem der erfolgreichsten Citizen-Science-Projekte, also Bürgerforscher-Projekte, entwickelt.

Beim Mückenatlas zählt jede Mücke

Mücken sammeln für die Forschung.

Bisher haben die Wissenschaftler mehr als 36.600 Einsendungen von Mücken aus ganz Deutschland bekommen (Stand: Juni 2024). Tausende Mücken bestimmen und kartieren sie jedes Jahr für den Mückenatlas und leiten sogar ihre Forschungsfragen von den Einsendungen ab, sagt Mückenexpertin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Sie betreut den Mückenatlas unter anderem. Um ein möglichst großes Spektrum an Arten zu fangen, haben Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Partner des Bürgerforscher-Projektes, bundesweit auch Mücken-Fallen an spezifischen Standorten aufgestellt.

"Durch die in Europa in den letzten Jahren zunehmenden Ausbrüche von Stechmücken-übertragenen Krankheiten wie Dengue-, West-Nil- oder Chikungunya-Fieber sowie den Zika-Virus-Ausbruch in Südamerika wurde die aktuelle Bedeutung von Stechmücken als Krankheitsüberträger unter Beweis gestellt. Zur Risikoabschätzung benötigen wir dringend Daten zur Verbreitung der in Deutschland vorkommenden invasiven und einheimischen Arten."

Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF)

Mücken gejagt, verschickt und dann?

Wie ihr beim Mückenatlas mitmachen könnt

Mitmachen, aber bitte nicht draufhauen!

Das Wichtigste zuerst: Bitte zerklatscht Mücken nicht! Zerquetscht nützen die Insekten der Wissenschaft nichts mehr. Die Stechmücken solltet ihr möglichst unbeschädigt einfangen: Nehmt dafür ein verschließbares Gefäß aus Glas oder Kunststoff und stülpt es über die Mücke, sobald sie sich irgendwo niedergelassen hat. Legt das Gefäß mit der Mücke über Nacht ins Gefrierfach, um die Mücke zu töten. In einer kleinen Dose oder einer Streichholzschachtel verpackt, könnt ihr die Mücke an das ZALF verschicken. Für den Mückenatlas suchen die Forscher Mücken aus allen Teilen Deutschlands. Weitere Informationen zum Mückenatlas, wie ihr Mückenjäger werden könnt und über Stechmücken generell gibt es hier:

Wie gefährlich ist die Asiatische Tigermücke?

Die Klimaerwärmung, die zunehmende Globalisierung und vor allem der länderübergreifende Warentransport begünstigen, dass Stechmücken, die bisher nicht in Deutschland zu finden waren, sich hier ansiedeln. Die Asiatische Tigermücke gilt als besonderes Risiko und ist vor allem in Baden-Württemberg, aber zum Beispiel auch in Berlin verbreitet. Weit mehr als zwanzig, vor allem aus den Tropen bekannte Krankheitserreger, könne diese Art nachweislich übertragen - darunter das Dengue-, Gelbfieber- und West-Nil-Virus, aber auch das berüchtigte Zika-Virus, sagt Helge Kampen, Infektionsbiologe am Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit in Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern. Das Risiko, dass Tigermücken in Deutschland gesundheitsgefährdende Viren übertragen, wird von Gesundheitsbehörden derzeit als gering eingestuft. Das könnte sich in den nächsten Jahren jedoch ändern.

"Wir wissen, dass wir es in naher Zukunft immer mehr mit durch Insekten übertragene Erkrankungen zu tun haben werden. Nicht gleich, aber in zehn, fünfzehn Jahren. Und da ist es wichtig, dass man weiß, welche Mückenarten vorkommen, um präventiv darauf einwirken zu können."

Professor Sven Klimpel

Auch heimische Mücken sind Krankheitsüberträger

Doch nicht nur eingewanderte Mücken sollten beobachtet werden: Auch die gefährlichen tropischen Krankheitserreger können einwandern und dann von heimischen Mücken verbreitet werden. So infizierten sich seit 2019 in Deutschland mehrere Menschen mit dem West-Nil-Virus, das eigentlich aus Afrika stammt. Anfang Mai 2023 äußerte auch der Virologe Christian Drosten die Befürchtung, dass die Anzahl der Mücken, die das West-Nil-Virus in sich tragen, in Deutschland voraussichtlich zunehmen werde. Dennoch betonte er, dass kein Grund zu Panik bestehe.

Eigentlich ist das West-Nil-Fieber eine Tierseuche, die vor allem Vögel befällt. Sie kann aber auch Menschen krank machen. "Die Krankheit zeigt keine eindeutigen Symptome und kann von leichter Übelkeit und Kopfschmerzen über Fieber bis hin zu schweren neurologischen Schäden variieren", sagt Mücken-Expertin Doreen Werner.

Mücken und infizierte Menschen trennen

Das ZALF arbeitet mit dem Robert Koch-Institut (RKI) zusammen, um die Verbreitung von tropischen Krankheitserregern in Deutschland zu verhindern. Hat sich ein Reiserückkehrer mit einer Tropenkrankheit angesteckt, wird sein Wohnort kontrolliert und dafür gesorgt, dass diese Person in Deutschland nicht in Kontakt mit tropischen Mückenpopulationen kommt. Es scheint absurd, aber es ist möglich, Mücken und Menschen zu trennen, denn Mücken fliegen nur in kleinen Radien.

Mücken können Würmer auf Hunde übertragen

In Deutschland wurde außerdem der von Mücken übertragene Hundeherzwurm (Dirofilaria immitis) als neuer Parasit nachgewiesen, der normalerweise im Mittelmeerraum vorkommt. Mücken übertragen die Wurmlarven auf Hunde. Ausgewachsen kann der Wurm das Hundeherz schädigen. Für Menschen ist er in der Regel ungefährlich. Anders der Hundehautwurm (Dirofilaria repens), der beim Menschen Hirnhautentzündung auslösen kann. Seine Larven wurden bereits in mehreren heimischen Stechmückenarten entdeckt.

Mücken und das Coronavirus

Als Überträger des SARS-CoV-2-Virus, das Covid-19 auslösen kann, taugen Stechmücken nicht. Das schreiben die Initiatoren des Mückenatlas auf ihrer Internetseite. Und das belegt unter anderem eine US-amerikanische Studie, die Mitte Juli 2020 im Fachmagazin "scientific reports" veröffentlicht wurde.

Die Rolle von Mücken im Ökosystem

Mücken sind lästig. Neben dem Stechen und Blutsaugen, das nur Weibchen zur Eiablage brauchen, erfüllen Mücken aber sinnvolle Aufgaben: Ähnlich wie Bienen bestäuben sie Blüten, Mücken-Larven bauen Mikroorganismen und kleinste organische Substanzen in Gewässern ab und Mücken sind das Futter von Vögeln und Fledermäusen.

Sendungen zum Thema Mücken


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