Aquakultur in Zahlen

Die Aquakultur stellte in den vergangenen Jahrzehnten einen schnell wachsenden Zweig der Ernährungswirtschaft dar. Bild: Pixabay

Auf einen Blick: Aquakultur in Zahlen

Aquakultur hat weltweit eine lange Tradition und ihre Wurzeln reichen mehrere Hundert bis Tausend Jahre zurück. Im Vergleich zur Fangfischerei spielte die Aquakultur bei der Versorgung mit den sogenannten blauen Lebensmitteln, wie Fischen, Meeresfrüchten, Algen und anderen Wasserorganismen, jedoch lange eine untergeordnete Rolle. Auf Grund stagnierender Fangerträge (sogenannter Anlandungen) aus der Fischerei, der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der steigenden Nachfrage nach Fischprodukten erlebt die Branche seit den 1980er Jahren einen rasanten Anstieg. Die Aquakultur stellte in den vergangenen Jahrzehnten einen der am schnellsten wachsenden Zweige der Ernährungswirtschaft dar. Im Jahr 2022 wurden weltweit 130,9 Mio. t in Aquakultur erzeugt, darunter Fische (61,6 Mio. t), Weichtiere (18,9 Mio. t), Krebstiere (12,8 Mio. t), Algen (36,5 Mio. t) und weitere Wasserorganismen. Erstmals überstieg die Menge der in Aquakulturen erzeugten Tiere die der Anlandungen aus der Fangfischerei. 

Dieser Artikel enthält die wichtigsten Kennzahlen der weltweiten Aquakulturproduktion und basiert zu einem großen Teil auf dem in 2024 veröffentlichten Sofia-Report zum Status der globalen Fischerei und Aquakultur (engl. The State of World Fisheries and Aquaculture, SOFIA) im Jahr 2022. Dieser Report wird von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (engl. Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO) herausgebracht und ist hier um weitere, im Anhang genannte, statistischen Datenquellen ergänzt worden. 

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Weltweite Produktion

Die weltweit gefangene und in Aquakultur produzierte Menge an Fischen, Weichtieren (z. B. Muscheln), Krebstieren und weiteren aquatischen Organismen (ohne Pflanzen, Algen, Reptilien, aquatische Säugetiere etc.) lag im Jahr 2022 bei 185,4 Mio. t. Davon kamen mit etwa 94,4 Mio. t erstmals mehr als 50 % der globalen Erzeugung aus Aquakultur. Ohne Berücksichtigung der Produktion für andere Zwecke als die menschliche Ernährung (z. B. 17 Mio. t für die Produktion von Fischmehl und Fischöl; insg. 20,8 Mio. t), lag der Anteil der Aquakulturen an aquatischen Tierprodukten 2022 sogar bei über 57 %. Zusätzlich zu diesen 94,4 Mio. t aquatischen Tieren wurden 2022 weitere 36,5 Mio. t aquatische Pflanzen und Algen in Aquakulturen erzeugt (mehrheitlich Tange und Seegräser, weniger Mikroalgen) sowie weitere Produkte, welche nicht für die menschliche Ernährung vorgesehen waren, zum Beispiel Kosmetikprodukte oder Perlen. 

Produktion von Blauen Lebensmitteln

Fische sind mit 61,6 Mio. t die wichtigsten Tiere innerhalb der Aquakultur, gefolgt von Weichtieren (18,9 Mio. t), Krebstieren (12,8 Mio. t) und anderen wasserlebenden Tieren (1,2 Mio. t). Die weltweite Aquakulturproduktion fand zu 62,6 % im Inland statt. Dies beinhaltet den Großteil der Fische (53 Mio. t) sowie Krebstiere (5,2 Mio. t) und weitere Produkte. In Marikultur, der Aquakultur in Meeres- und Küstengewässern, wurden 8,6 Mio. t Fisch, 18,9 Mio. t Weichtiere, 7,6 Mio. t Krebstiere und 36,4 Mio. t Algen produziert. Während im Jahr 2000 noch knapp 44 % der Aquakulturprodukte extensiv, also ohne Zufütterung, erzeugt wurden, waren es 2020 nur noch 27,8 % und 2022 lediglich noch 26,9 % (siehe Artikel Haltungsformen & Produktionssysteme). 

Der Großteil der globalen Aquakultur hat 2022 mit 91,4 % in Asien stattgefunden. Insgesamt erzeugen die 10 wichtigsten Länder China, Indonesien, Indien, Vietnam, Bangladesch, Philippinen, Südkorea, Norwegen, Ägypten und Chile 89,8 % der weltweiten Aquakulturprodukte. In der Europäischen Union (EU) folgt der Sektor nicht oder nur langsam dem globalen Trend. Im Jahr 2022 wurden von den Mitgliedsstaaten rund 1,1 Mio. t Aquakulturerzeugnisse mit einem Gegenwert von 4,8 Mrd. EUR produziert. Damit stammt nur etwa ein Viertel der Gesamtproduktion (Fischerei und Aquakultur) an blauen Lebensmitteln der EU aus Aquakultur. Die vier Länder Spanien (25,2 %), Frankreich (17,0 %), Griechenland (13,0 %) und Italien (12,0 %) machten dabei zwei Drittel dieser Gesamtproduktion in Aquakultur und 62 % des Handelswerts der EU aus. Die EU zusammengenommen hatte 2022 etwa 0,9 % Anteil am globalen Produktionsvolumen der Aquakultur. Die relativ geringe Produktionsmenge wird im Vergleich zum norwegischen Nachbarn deutlich. In Norwegen wurden 2022 insgesamt 1,6 Mio. t Erzeugnisse mit einem Gegenwert von 10,7 Mrd. EUR in Aquakulturen produziert. Im internationalen und auch innereuropäischen Vergleich ist die Aquakultur in Deutschland eher unbedeutend. Im Vergleichsjahr 2022 wurden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 26.598 t in Aquakultur erzeugt und in 2023 waren es aufgrund stark gestiegener Muschelerzeugung 35.184 t.  Erfahren Sie mehr zur Aquakultur in Deutschland im Informationsfilm auf Aquakulturinfo.  

Arten

Im Jahr 2022 sind weltweit 731 „Arten-Einträge“ (engl. species items) als in Aquakultur produziert gelistet und damit 79 mehr als noch in 2020. Ein solches species item kann eine einzelne Art (564 Einträge), bei unklarer Artbestimmung eine Artengruppe (160 Einträge) oder ein Hybride (7 Einträge) sein. Trotz dieser enorm großen Vielfalt wurde die Aquakultur auch im Jahr 2022 von nur einer kleinen Artenzahl respektive wenigen Artengruppen dominiert. 

Bei der Aquakultur von Fischen machten vier Artengruppen fast 80 % der globalen Produktion aus: Die Gruppen der Karpfenartigen inklusive Karpfen (51,6 %), die Gruppe der Welse inklusive des Afrikanischen Raubwelses (10,8 %), die Gruppe der Buntbarsche mit dem Tilapia als ihrem wichtigsten Vertreter (10,6 %) und die Lachsartigen mit dem Atlantischen Lachs und den Forellenarten (6,9 %). Bei den Krebstieren dominierten Geißelgarnelen, wie Weißfuß- oder Schwarze Tigergarnelen (62,2 %). Bei den Weichtieren waren Austern mit 37,4 % Anteil an der Weichtiererzeugung in Aquakultur die wichtigste Artengruppe. Bei den Algen dominierten Rotalgen (55,8 %) und Braunalgen, wie der Japanische Blatttang (43,8 %). Mit insgesamt über 10,8 Mio. t war der Japanische Blatttang die in der Menge wichtigste einzelne Art in der Aquakultur überhaupt. Bei den aquatischen Tieren erzielten die Weißfuß-Garnelen die höchste Produktionsmenge, noch vor Austern, Graskarpfen, Silberkarpfen und Tilapia. Weitere wichtige Arten waren die Japanische Teppichmuschel, die Catla-Barbe, der Karpfen sowie der Atlantische Lachs. Die führenden 17 Tierarten(-gruppen) der Aquakultur machten dabei ungefähr 60 % der globalen Produktion aus. 

Laut Erhebungen wurden in der EU im Jahr 2022 viele Arten in Aquakulturen erzeugt, aber auch hier machten wenige Arten den Großteil der Produktion aus. Die wichtigsten Arten waren dabei Miesmuscheln, wie die Mittelmeer-Miesmuschel (Mytilus galloprovincialis) und die Gemeine Miesmuschel (M. edulis) sowie Forellen, Doraden, Austern, Karpfen, Roter Thun, Atlantischer Lachs und Steinbutt. In Deutschland dominierten der Karpfen, die Regenbogenforelle sowie die Gemeine Miesmuschel die Aquakulturproduktion. 

Pro-Kopf-Verbrauch

Während die Produktionszahlen der Aquakultur bis zum Jahr 2022 von der FAO angegeben werden, liegen für die Berechnung des jährlichen Pro-Kopf-Verbrauchs robuste Ergebnisse bis 2021 vor. In den sechzig Jahren von 1961 bis 2021 ist der Verbrauch von Fischen und Meeresfrüchten aus Fischerei und Aquakultur jährlich um durchschnittlich 3 % angestiegen und wuchs somit schneller als die Bevölkerung (1,6 %). Im gleichen Zeitraum stieg die Nachfrage nach terrestrischen Tierprodukten um durchschnittlich 2,7 %. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Erzeugnissen aus Fischerei und Aquakultur stieg von 9,0 kg im Jahr 1961 auf 20,6 kg im Jahr 2021. Dies entspricht einem Wachstum von 126 %. Ohne Berücksichtigung des Verbrauchs in China lag der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch 2021 noch bei 15,9 kg. Erste Schätzungen für das Jahr 2022 gehen von 20,7 kg Pro-Kopf-Verbrauch weltweit aus. Fische und Meeresfrüchte lieferten 2021 ungefähr 15 % des globalen Tierproteins für die menschliche Ernährung, 17 % des Magnesiums, je 13 % des Phosphors und Kaliums, 12 % des Eisens, 11 % des Zinks, 8 % des Calciums, 9 % des Vitamins A, 8 % des Vitamins C und je 6 % des Riboflavins (Vitamin B2) und des Thiamins (Vitamin B1). 

Der Pro-Kopf-Verbrauch ist hierbei regional sehr unterschiedlich und reicht je nach Land und Region von wenigen Kilogramm bis weit über 50 kg pro Jahr. In Europa waren es im Jahr 2021 etwa 22,2 kg. Laut dem Fisch-Informationszentrum (FIZ) liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland mit ca. 14 kg deutlich unter dem weltweiten und europäischen Durchschnitt. Mit den Lachsen steht eine Fischartengruppe seit Jahren auf einem der vordersten Plätze der Liste der beliebtesten Arten in Deutschland, die großteils aus Aquakultur stammt (FIZ). Weitere wichtige Kulturarten auf dem deutschen Fischmarkt sind ForellePangasius, Welse, Karpfen und Dorade (FIZ) sowie Garnelen. 

Ökonomie

Der Erstverkaufswert der Aquakulturproduktion inklusive aquatischen Pflanzen und Algen lag im Jahr 2022 bei geschätzten 312,8 Mrd. USD und damit weit höher als bei der Fangfischerei mit geschätzten 159 Mrd. USD. Dies entspricht bei einem aktuellen Wechselkurs von 1 : 0,93 am 10.06.2024 etwa 291 Mrd. EUR. Fische und Meeresfrüchte (ohne Algen) gehören dabei weltweit zu den am meisten gehandelten Nahrungsmitteln mit einem Gesamtwert von 195 Mrd. USD, was ein Anstieg um 19 % gegenüber dem Level vor der Pandemie 2019 ist. Im Jahr 2022 kamen in etwa 38 % der Gesamterzeugnisse an Fisch und Meeresfrüchten aus Fischerei und Aquakultur in den internationalen Handel, die zur menschlichen Ernährung oder für andere Zwecke verwendet wurden. Diese Erzeugnisse machten etwa 9,1 % des weltweiten Handelsvolumens im Landwirtschaftssektor aus (ohne Forstwirtschaft) und ungefähr 1 % des gesamten Warenhandels. Die wichtigsten Exportländer für Fische und Meeresfrüchte waren 2022 China (22,4 Mrd. USD), Norwegen (15,5 Mrd. USD), Vietnam (11,2 Mrd. USD), Ecuador (10,1 Mrd. USD) und Chile (8,5 Mrd. USD). 

Die Kombination aus verhältnismäßig geringer Eigenproduktion und gleichzeitig hohem Pro-Kopf-Verbrauch macht die EU zu einem wichtigen Importmarkt. Im Jahr 2022 wurden aquatische Tierprodukte im Wert von 62,7 Mrd. USD importiert. Die EU ist damit der weltweit größte Einzelmarkt für Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse. Deutschland allein führte im Jahr 2022 knapp 2 Mio. t Fischprodukte, Meeresfrüchte und weitere aquatische Erzeugnisse ein. Dies entspricht etwa 3 % des globalen Importhandels. Damit liegt Deutschland weltweit auf Rang 8 der wichtigsten Importländer, hinter den USA, China, Japan und anderen. 

Von den weltweit 62 Mio. Beschäftigten im Fischerei- und Aquakultursektor (Voll- und Teilzeit oder als Gelegenheitsarbeit) arbeiten 22,1 Mio. in der Aquakulturbranche, darunter 9,9 Mio. Männer, 3,2 Mio. Frauen und 8,9 Mio. nicht spezifizierte Personen. In der EU arbeiteten 2015 ungefähr 39.000 Beschäftigte in der Aquakultur (Eurostat). 

Ausblick

Die FAO prognostiziert im Sofia-Report, dass die Produktion von aquatischen Tieren, vor allem Fischen, Krebstieren und Muscheln, bis zum Jahr 2032 um weitere 10 % auf insgesamt 205 Mio. t ansteigen wird, davon 111 Mio. t aus Aquakultur und 94 Mio. t aus Fischerei. Laut der Hochrechnung führt dies zu einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 21,3 kg weltweit. 

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