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Toxische Chefs: Warum manche Mitarbeiter sie trotzdem akzeptieren

Eine neue Studie kommt zu erstaunlichen Ergebnissen, die erklären, warum auch heute noch Chefs mit missbräuchlichem Führungsstil Karriere machen können.

3 Min.
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Toxische Chefs agieren bisweilen gern wie Könige. (Foto: Just dance/Shutterstock)

Warum akzeptieren Mitarbeiter:innen, für einen missbräuchlichen Chef zu arbeiten? Eine neue Studie deutet darauf hin, dass Mitarbeiter Machtmissbrauch eher als einen „knallharten Führungsstil“ verbrämen, wenn eine Führungskraft als leistungsstark angesehen wird.

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Frage: Wie reagieren Mitarbeiter auf übergriffige Chefs?

An der US-amerikanischen Ohio-State-Universität hat eine Reihe von Experimenten unerwartete Ergebnisse gezeigt. Dabei ging es Robert Lount, Hauptautor der Studie und Professor für Management und Personalwesen am Fisher College of Business, darum, zu erkennen, ob es Unterschiede in der Wahrnehmung manipulativer und übergriffiger Vorgesetzter durch die Mitarbeitenden gibt.

Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeitnehmer missbräuchlichen Chefs weniger feindselig gegenüberstehen, wenn die Leistung der Führungskraft hoch ist. Sie scheinen sogar zu glauben, dass ihre Karriere durch einen erfolgreichen – wenn auch missbräuchlichen – Chef gefördert werden könnte. Offenbar sind Mitarbeiter:innen weniger bereit, erfolgreiche Chefs als missbräuchlich zu kritisieren, auch wenn deren Verhalten dies rechtfertigt.

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„Wenn Angestellte ihren Chef als erfolgreiche Führungskraft sehen, scheint das mit einer Beleidigung unvereinbar zu sein“, so Lount: „Also bezeichnen sie den Missbrauch der Führungsposition als etwas Positiveres“.

Zu dieser Erkenntnis gelangte das Forschungsteam im Rahmen zweier Studien. Bei der einen Studie füllten die Teilnehmer:innen mehrfach Online-Umfragen aus, in denen nach missbräuchlichem Verhalten ihrer Chefs gefragt wurde. Eine weitere Frage bezog sich auf die allgemeine Leistungsfähigkeit ihrer Führungskraft.

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Machtmissbraucher oder bloß „knallharte Führungskraft“?

Bei denjenigen Teilnehmer:innen, die über Missbrauch berichteten, wurden weitere Fragen gestellt, innerhalb derer die Mitarbeiter:innen beurteilen sollten, ob sie ihren Chef als machtmissbräuchlich bezeichnen würden oder ob sie ihn eher für eine „knallharte Führungskraft“ halten.

Es zeigte sich, dass jene Vorgesetzten, die als leistungsfähig eingestuft wurden, in der Folge eher als „streng, aber fürsorglich“, „unsensibel, aber fürsorglich“ und „rau, aber wohlwollend“ beschrieben wurden. Das galt selbst dann, wenn der jeweilige Vorgesetzte die Mitarbeiter:innen verspottet oder sogar beleidigt hatte.

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Wenn sie den Chef als leistungsfähig einstuften, bezeichneten die Arbeitnehmer:innen ihren missbräuchlichen Chef eher als einen Vorgesetzten mit „harter Hand“. Wurde die Leistung des Chefs jedoch als gering eingestuft, tendierten die Befragten eher dazu, ihn als missbräuchlich zu beschreiben.

Daraus ergab sich die Frage, warum missbräuchlich agierende Vorgesetzte anders beurteilt werden, wenn sie erfolgreich sind. Laut Mitautor Bennett Tepper könnten die betroffenen Mitarbeiter:innen möglicherweise nach einer Art Silberstreif am Horizont suchen.

„Diese Chefs mögen ihre Mitarbeiter hart behandeln, aber vermutlich wollen sie ihren Angestellten helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen, so die Annahme“, interpretiert Tepper die Erkenntnisse und ergänzt: „Und wenn die Führungskräfte selbst hohe Leistungen erbringen, wird möglicherweise erwartet, dass sie auch die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter erfolgreich zur Geltung bringen können.“

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Beurteilung der Führungskraft hat auch mit Beurteilung durch die Führungskraft zu tun

In einer zweiten Studie untersuchte das Forschungsteam die Wahrnehmung von Student:innen, denen gesagt wurde, sie würden in konkurrierenden Online-Teams arbeiten, um möglichst erfolgreich ein bestehendes Problem zu lösen.

Zum Start der Arbeit erhielten die Teams eine von zwei Nachrichten. Die eine hatte eher beleidigenden Charakter und lautete: „Verschwenden Sie nicht meine Zeit mit dummen Ideen! Seien Sie besser als ein typischer Student und blamieren Sie uns nicht!“ Die andere Nachricht ermutigte die Teilnehmer:innen einfach dazu, sich „Mühe zu geben“.

Darauf entwickelten die Teams Ideen zur vermeintlichen Problemlösung, die dann angeblich von ihrem Teamleiter bewertet wurden. Im Nachgang erhielten alle Teilnehmer:innen eine von zwei Botschaften.

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Die eine bescheinigte dem jeweiligen Team eine im Vergleich zu den anderen Teams überdurchschnittlich gute, die andere eine unterdurchschnittlich schlechte Leistung. Dann wurden die Teilnehmer:innen gebeten, ihre jeweilige Führungskraft zu bewerten.

Erfolgreiche Chefs dürfen sich offenbar mehr erlauben

Tatsächlich neigten die Teilnehmer:innen, die die beleidigende Nachricht erhalten hatten, dazu, ihrem Leiter eine bessere Bewertung zu geben, wenn ihr Team überdurchschnittlich gut war, als wenn es unterdurchschnittlich war.

Lount dazu: „Wenn man erfährt, dass das Team aufgrund des Urteils der Führungskraft besser abschneidet, sinkt die Bereitschaft, diese Person als missbräuchlich zu bezeichnen – obwohl die Führungskraft genau die gleichen Aussagen macht wie die anderen Führungskräfte, die nach einer unterdurchschnittlichen Leistung als missbräuchlich bezeichnet werden.“

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„Die Chefs, die mit missbräuchlichem Verhalten durchkommen, sind diejenigen, die trotz ihres Verhaltens eine hohe Leistung erbringen“, so Tepper: „Ihre hohe Leistung schützt sie vor den Konsequenzen, weil selbst ihre Mitarbeiter sagen, dass er nur ein ‚knallharter‘ Chef ist.“

Die Studie wurde kürzlich in der Zeitschrift Organizational Behavior and Human Decision Processes veröffentlicht.

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