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SPIELEN UND LERNEN VERBINDEN –
MIT SPIELBASIERTEN LERNUMGEBUNGEN
SPIELEN UND LERNEN VERBINDEN – MIT SPIELBASIERTEN LERNUMGEBUNGEN
K�bler, Buhl, R�dis�li ( Hrsg.)
Theorie – Empirie – Praxis
Markus K�bler, Gerda Buhl, Cornelia R�dis�li ( Hrsg.)

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Inhalt
5
Inhalt
Geleitwort
9
Vorwort
11
Teil I: Theorie
Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen
17
Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
1 Einf�hrung
17
2 Lehrplan 21 und die Anforderungen ans fr�he Lernen
18
3 Kinder brauchen Umgebungen f�r ihr Spielen und Lernen
19
4 Spielen und Lernen verbinden
21
5 Statt Gegensatz zwischen Spielen und Lernen: Spielen als Kontinuum
24
6 Die Konsequenzen – Impulse setzende Erwachsene
25
Teil II: Empirie
Wirksamkeit spielbasierter Lernum gebungen – empirische Befunde
41
Bernhard Hauser
1 Definition und Einf�hrung
41
2 Ausgew�hlte Wirkungen des Spielens
42
3 Metaanalysen zu spielintegriertem Lernen in Vorschule und Schule
42
4 Ausgew�hlte Aspekte des Lernens im Spiel
43
Spielbegleitung
51
Franziska Vogt
1 Einleitung
51
2 Bedeutung der Spielbegleitung
51
3 Mitspielen: Potenzial f�r kognitiv aktivierende Spielbegleitung
53
4 Spielbegleitung zur sozialen Inklusion
59
5 Fazit
61
Teil III: Praxis
Fachspezifische spielbasierte Lernumgebungen
Spielintegrierte Wortschatz f�rderung im Kindergarten
69
Nadine Itel und Andrea Haid
1 Einleitung
69
2 Wortschatzf�rderung im Kindergarten
70
3 Strategien der Wortschatzf�rderung
71

Page 3
Inhalt
6
4 Verbindung von Spiel und Wortschatzf�rderung
75
5 Spielintegrierte Wortschatzf�rderung konkret
76
6 Ausblick
79
Spielintegrierte mathematische F�rderung − Einfluss von Wett bewerb auf
den Lernzuwachs beim Regelspiel in der Unterstufe
81
Sandra Di Sario
1 Einleitung
81
2 Theoretische Situierung
82
3 F�rderung mathematischer Kompetenzen durch Regelspiele
87
4 Fazit
95
�Voll unfair� − spielerische Erfahrungen zu einem Zufallsexperiment
99
Gerda Buhl
1 Einordnung der vorgestellten Spiele zu Zufalls experimenten in die Matrix
des Lehrplans 21
101
2 Die spielbasierte Lernumgebung im �berblick
102
3 Die drei Spielvarianten
105
4 Fazit
114
Spielbasierte Lernumgebungen im Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)
117
Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
1 Einf�hrung
117
2 Spielbasierte Lernumgebungen in den 12 Kompetenzbereichen NMG
119
3 Vier Beispiele f�r spielbasierte Lernumgebungen im Fachbereich NMG
124
�Da dreht sich was� − eine spielbasierte Lernumgebung f�r 4- bis 6-J�hrige
zur Funktionsweise von Zahnr�dern
131
Timo Reuter und Miriam Leuchter
1 Zahnr�der als Gegenstand des technischen Lernens
131
2 Beschreibung und Analyse der spielbasierten Lernumgebung
132
3 Fazit
140
Im Turmzimmer von Rapunzel – eine spielbasierte Lernumgebung mit Musik
143
B�atrice Gr�ndler
1 Musik ist im Spiel
143
2 M�rchen im Unterricht
144
3 Kontext der Spielumgebung
145
4 Merkmale der Rapunzel-Lern- und Spielumgebung
145
5 Gestaltung der Spielumgebung
146
6 Musikalische Angebote
148

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Inhalt
7
Bewegungsangebote in Spiel- und Lernumgebungen
159
Evelyne Wannack
1 Ausgangslage
159
2 Didaktische �berlegungen
160
3 Beispiele
162
4 Fazit
168
Sprechen, bl�ttern, klicken – Medien und Informatik im Zyklus 1 am Beispiel
der spielbasierten Bibliotheksumgebung
171
Nadja Paillard
1 Von der B�cherecke zur spielbasierten Bibliotheksumgebung
172
2 Die spielbasierte Bibliotheksumgebung als Grundlage f�r Medienbildung
176
3 Kompetenzen aus dem Modullehrplan �Medien und Informatik�
179
4 Fazit
181
F�cher- und stufen�bergreifende spielbasierte Lernumgebungen
Spielen und Lernen in der Unterstufe: Wie aus dem Schulzimmer eine
Wohnung wird
185
Regula von Felten und Stephanie Ackermann
1 Der Stellenwert des Spielens im Lehrplan 21
185
2 Spielangebote zur freien Wahl
186
3 Eine Spiel- und Lernumgebung zum Thema Wohnen
187
4 Dem Spielen in der Unterstufe eine Bedeutung geben
194
Spielen ohne Spielzeuge – das Lernpotenzial von spielzeugfreien
Spielumgebungen
197
Cornelia R�dis�li
1 Konzept �Spielzeugfreier Kindergarten�
197
2 Ein Einblick in die Umsetzung des Projekts �Spielzeugfreier Kindergarten�
199
3 Das Lernpotenzial von spielzeugfreien Spielumgebungen
201
4 Spielzeugfreie Spielumgebungen im Regelunterricht des Zyklus 1
203
5 Spielen ohne Spielzeug – eine neue Erfahrung
204
Und los! Spielbasiertes Lernen in der Praxis – Beispiel der
Gemeinde G�chlingen
207
Manu Eggers
1 Eine Rollenspielumgebung im Skilager mit Primarschulkindern
207
2 Das Restaurant als Beispiel einer spielbasierten Lernumgebung im Kindergarten
208
3 Erweiterung der Spiel- und Lernumgebung durch einen Pausenkiosk
211
4 Stufen�bergreifendes spielbasiertes Lernen zum Thema �Labyrinth�
213

Page 5
Inhalt
8
Erwachsenenwelten nachspielen – Lernumgebungen, gezeigt am
Beispiel GsundacherHaus
215
Karin Anderhalden und Victor Steiner
1 Worum geht es?
215
2 Ziele in der Lernumgebung GsundacherHaus
218
3 Vorbereitung der Lernumgebung GsundacherHaus
220
4 Durchf�hrung der Lernumgebung GsundacherHaus
221
5 Abschluss und Auswertung der Lernumgebung GsundacherHaus
222
6 Angebote in der Lernumgebung GsundacherHaus
223
7 Organisation und Hilfsmittel im GsundacherHaus
226
8 Medien zum GsundacherHaus
228
9 Andere Lernumgebungen
228
�bergeordnete Themen zur Umsetzung von spielbasierten Lernumgebungen
Das Spiel als Lernform in der Aus- und Weiterbildung
233
Sandra Di Sario und Cornelia R�dis�li
1 Systematisch oder spielbasiert − worauf kommt es an?
234
2 Lernen durch Spiel, aber wie? — Spiel in der Ausbildung
236
3 Wir wollen spielen, aber wie? – Spiel in der Weiterbildung
245
Lasst die Kinder spielend lernen! — Ein Statement aus dem
Erziehungsdepartement
249
Pia Auerswald
1 Spielendes Lernen und der Lehrplan 21
249
2 Ein Beispiel aus dem Kindergarten
251
3 �bertritt vom Kindergarten in die Primarschule
252
4 Primarstufe (1. bis 3. Klasse)
253
5 Ein Beispiel aus der Primarschule
254
6 Fazit
255
Anhang
257
Autor*innenspiegel
259
Portr�ts der Herausgebenden
262
Abbildungsverzeichnis
264
Tabellenverzeichnis
267

Page 6
Geleitwort
9
Geleitwort
Von Geburt an sind Kinder begierig, die Welt um sich herum zu entdecken, zu erfahren
und zu verstehen. Das geschieht im Spiel. Spielen ist Ausdruck von Neugier, Bewegungs-
drang, Kreativit�t, Lernlust und Wissensdrang. Das Wesen des kindlichen Spiels ist
zweckfrei, lustvoll und selbstbestimmt, der Lerngewinn stellt sich unbeabsichtigt ein
und folgt dem Antrieb des Kindes, sich seine materielle und soziale Umwelt zu er-
schliessen.
Im traditionellen Verst�ndnis der Schule folgt das Lernen vorgegebenen Zielen. Es
erfolgt systematisch, der Schwerpunkt liegt auf der Informationsverarbeitung. Dieses
Verst�ndnis kommt auch darin zum Ausdruck, dass Spielen und Lernen getrennten
Welten angeh�ren. Das Spielen wird der Vorschule, dem Kindergarten zugeordnet, das
Lernen beginnt mit der ersten Klasse der Volksschule und markiert so einen ritualisier-
ten �bergang vom Kleinkind zum Schulkind.
Mit dem Lehrplan 211 wurde dieses Verst�ndnis korrigiert. Der Lehrplan ist in drei
Zyklen gegliedert. Zyklus 1 umfasst die Schuljahre 1 bis 4, zwei Kindergartenjahre und
die Klassen 1 und 2 der Primarstufe. Der Kindergarten ist damit Teil der obligatorischen
Volksschule. Der Lehrplan 21 verweist im Grundlagenkapitel zum Zyklus 1 auf das Spiel
als zentrale Lernform der j�ngeren Kinder und beschreibt die Altersspanne von vier bis
acht Jahren als Zeitraum, in dem sich ein allm�hlicher �bergang von einem spielbasier-
ten- zu einem systematischen Lernen vollzieht.2 Diese Entwicklung geschieht individu-
ell und korrespondiert nicht mit einem fixen Zeitpunkt des �bertritts vom Kindergarten
in die Unterstufe.
Der Zyklus 1 des Lehrplans 21 verst�rkt die Chance, dass der �bergang vom spiel-
basierten- zum systematischen Lernen den Bed�rfnissen und dem Entwicklungsstand
des Kindes entsprechend begleitet und unterst�tzt werden kann.
Hier setzt der vorliegende Sammelband an. Der Zusammenhang von Spielen und
Lernen wird theoretisch und empirisch unterlegt. In vielf�ltigen und inspirierenden
Beispielen wird dargestellt, wie Spielen und Lernen verbunden werden k�nnen. Die
P�dagogische Hochschule Schaffhausen setzt sich mit dieser Schl�sselstelle des Zyk-
lus 1 in Forschung und Entwicklung auseinander. Es geht um ein altersgem�sses Lernen,
welches die Intensit�t und Kraft des Spiels nutzt und damit Kindern einen m�glichst
guten Start in ihren Bildungsweg er�ffnet. Diesem grossen Ziel gilt unser besonderes
Engagement.
Thomas Meinen, Rektor P�dagogische Hochschule Schaffhausen
1
Der Lehrplan 21 ist der gemeinsame Lehrplan von 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantonen der
Schweiz. Er legt die Ziele f�r den Unterricht aller Stufen der Volksschule fest.
2
D-EDK, Lehrplan 21 2016, S. 26.

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Vorwort
11
Vorwort
Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen; dies ist Anspruch
und Grundlage des Buches. Spielen und Lernen sind gem�ss dem Deutschschweizer
Lehrplan 21 (D-EDK 2016) und gem�ss wissenschaftlichen Forschungsergebnissen keine
wirklichen Gegens�tze. Aber im allt�glichen Sprachgebrauch sind sie es geblieben. Beim
�Spielen� denkt man in erster Linie an zweckfreies, lustvolles Tun, w�hrend mit �Lernen�
in der Regel ernsthaftes, systematisches, zielgerichtetes Tun assoziiert wird. Es wird
davon ausgegangen, dass sich das Lernen der Kinder im Zyklus 1 (Kindergarten bis
2. Primarklasse) vom spielerischen zum systematischen entwickelt, wobei unter �sys-
tematischem� Lernen meist ein instruktionales Setting (also Unterricht im engeren
Sinne) verstanden wird. Letztlich muss man Spielen und Lernen aber gar nicht verbinden,
wie der Titel moniert, denn: �Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig� (D-EDK 2016,
26). Obwohl es also lern- und entwicklungspsychologisch keine Dichotomie zwischen
Lernen und Spielen gibt, bleibt die h�ufige Beobachtung, dass in der didaktischen Wirk-
lichkeit und im �ffentlichen Diskurs Spielen und Lernen dennoch als Gegenpole verstan-
den werden. Die Beitr�ge dieses Buches richten sich in erster Linie an Lehrpersonen,
Dozierende und Studierende des ersten Zyklus. Insbesondere hoffen wir, dass spielba-
siertes Lernen auch in der Primarschule an Bedeutung gewinnt. Der vorliegende Band
kann auch dazu anregen, um �ber die Entwicklung von spielbasierten Lernumgebungen
im 2. Zyklus nachzudenken. Wir sind �berzeugt, dass spielbasiertes Lernen nicht nur im
Kindergarten und in den ersten Jahren der Primarschule eine wichtige Rolle spielen kann,
sondern dass es f�r das Lernen in allen Schulstufen befruchtend wirkt.
Kern des spielbasierten Lernens – davon gehen wir und der Lehrplan 21 aus – sind
gut gestellte Aufgaben und lernzielorientierte und �angereicherte� Materialien (Lern-
umgebungen) (D-EDK 2016, 11). Spielbasiertes Lernen verbindet lustvolles selbstgesteu-
ertes Tun mit Kompetenzerwerb, der sich am Lehrplan orientiert. Dies bedingt eine
feine Balance zwischen T�tigkeiten, die von den Kindern gesteuert werden, und Aufga-
ben, die Erwachsene stellen. Diese Balance zu finden ist keineswegs banal und bedarf
einer fachlich und psychologisch fundierten Didaktik in Theorie und Praxis, ausgehend
von einer wissenschaftlich breit gest�tzten Empirie. Obwohl dies weder banal noch
einfach ist, einen Versuch ist es wert.
Der vorliegende Band setzt sich dementsprechend in theoretischer, empirischer
und praxisorientierter Weise mit dem Thema Spielen und Lernen auseinander. Er bietet
einen �berblick �ber die wissenschaftliche Diskussion zu Spielen und Lernen, geht
der Frage nach guten spielbasierten Lernumgebungen nach und gibt eine Zusam-
menfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Frage der spielbasier-
ten F�rderung j�ngerer Kinder. Der wichtige und ausf�hrliche Teil von Praxisbeispielen
aus verschiedenen Entwicklungsaltern, Schultypen und Fachbereichen bildet den
Abschluss.
Theorie: Im einf�hrenden, theoretischen Teil versuchen Markus K�bler und Cornelia
R�dis�li zu zeigen, dass Spielen und Lernen durch spielbasierte Lernumgebungen ver-
bunden werden k�nnen und m�ssen und dass ein reines Pl�doyer f�rs Spielen uns
nicht weiterbringt. Der Beitrag zeigt auch auf, dass Spielen verschiedene Auspr�gungen
haben kann (vom freien Spiel bis zur spielerischen Instruktion). Dieses Kontinuum, vom

Page 8
Vorwort
12
v�llig freien Spiel bis zum von Erwachsenen initiierten und gesteuerten Spiel, wird
beschrieben und begr�ndet. Damit wird die Dichotomie von entweder vom Kind gesteu-
erten �Spielen� oder von Erwachsenen gesteuerten �Lernen� aufgel�st. Spielen wird
als vielf�ltige Form beschrieben, die es erm�glicht, dass eine bessere Passung zwischen
den Bed�rfnissen von Kindern und denen der Erwachsenenwelt m�glich wird.
Empirie: Der empirische Teil des Bandes fokussiert auf die Frage, welche Wirkung das
Spielen der Kinder, spielbasierte Lernumgebungen und die Spielbegleitung durch
Erwachsene haben und was wir aktuell aus der Forschung dar�ber wissen. Im Beitrag
�Wirksamkeit spielbasierter Lernumgebungen� von Bernhard Hauser wird der Stand
der empirischen Befunde der Spielforschung hinsichtlich der Wirksamkeit f�r die Ent-
wicklung der Kinder und hinsichtlich der Lernwirksamkeit zusammengefasst. Es wird
insbesondere auf die Metanalysen hingewiesen, die – trotz divergenter Forschungsre-
sultate – darauf hindeuten, dass spielbasiertes Lernen von h�herer Wirksamkeit als
herk�mmliche instruktionale Settings sein d�rfte. Da Spielen mehr umfasst als Freispiel,
ist dementsprechend die Frage nach der Wirkung von Spielbegleitung durch Erwach-
sene von Bedeutung. Dieser Aspekt wird im Beitrag von Franziska Vogt ausf�hrlich
behandelt. Sie zeigt auf, wie durch eine ad�quate Spielbegleitung das Lernpotenzial des
Spiels genutzt werden kann.
Praxis: Der praxisorientierte Teil des Bandes bietet eine breite Auswahl an Umsetzungs-
beispielen. Spielsituationen, Spielgelegenheiten und Spielsettings aus verschiedenen
Fachbereichen werden vorgestellt. Sie zeigen, wie vielf�ltig Spielen sein kann, was dabei
gelernt und wie das Spielen ganz konkret im Unterricht umgesetzt werden kann. Die
vielen anschaulichen Praxisbeispiele sollen Anregung f�r den eigenen Unterricht sein.
Dabei werden fachbereichsspezifische Beispiele f�r spielbasierte Lernumgebungen
pr�sentiert; anschliessend sind f�cher�bergreifende spielbasierte Lernumgebungen
und stufen�bergreifende Aspekte der Zusammenarbeit beispielhaft dargelegt; und
schliesslich wird das spielbasierte Lernen �bergeordnet aus Sicht des Schul inspektorats
der Erziehungsdirektion und aus Sicht der Aus- und Weiterbildung der p� dagogischen
Hochschule beleuchtet.
Fachbereichsspezifische Beispiele f�r spielbasierte Lernumgebungen: Der Beitrag von
Nadine Itel und Andrea Haid �Sprachf�rderung und Spielumgebungen� zeigt, wie man
die F�rderung der Erstsprache spielbasiert gestalten kann. Dem Spielen im Mathema-
tikunterricht der Primarstufe widmen sich zwei Beitr�ge. Im Beitrag von Sandra Di Sario
�Spielintegrierte mathematische F�rderung − Einfluss von Wettbewerb auf den Lernzu-
wachs beim Regelspiel in der Unterstufe� werden Regelspiele vorgestellt, mit denen das
Rechnen trainiert werden kann. Ausserdem wird auf die Auswirkungen des Wettbewerbs
beim Spielen auf die Motivation der Kinder eingegangen. Im Beitrag von Gerda Buhl mit
dem Titel �Voll unfair – spielerische Erfahrungen zu einem Zufallsexperiment� werden
drei einfache W�rfelspiele vorgestellt, die Kinder aus Kindergarten und Primarstufe beim
Spielen zum Datensammeln animieren und ihnen Erfahrungen zu Zufallsexperimenten
erm�glichen. Das �Erforschen und Argumentieren� steht bei der Untersuchung der
unfairen Spiele im Mittelpunkt. F�r den Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft liefern
Markus K�bler und Cornelia R�dis�li eine breit angelegte und systematische Ideensamm-

Page 9
Vorwort
13
lung, die entlang der 12 Kompetenzbereiche von NMG formuliert sind und von vier aus-
gearbeiteten Beispielen abgerundet werden. Im Beitrag �Da dreht sich was� von Timo
Reuter und Mirjam Leuchter wird f�r das technische Lernen (NMG 5) eine spielbasierte
Lernumgebung mit Zahnr�dern vorgestellt, bei der die Kinder beim Spielen realit�tsbe-
zogene Vorstellungen von der Funktionsweise von Zahnr�dern gewinnen. �Im Turmzim-
mer von Rapunzel� von Beatrice Gr�ndler zeigt f�r den Fachbereich Musik, wie musika-
lisches Handeln in einer spielbasierten Lernumgebung sinnvoll integriert werden kann.
Der Beitrag �Bewegungsangebote in Spiel- und Lernumgebungen� von Eveline Wannack
vertritt den Fachbereich Bewegung und Sport und demonstriert M�glichkeiten, wie Bewe-
gungsangebote wie Drehen und Rollen in spielbasierten Lernumgebungen aufgenommen
werden k�nnen. Und schliesslich zeigt Nadja Paillard unter dem Titel �Sprechen, bl�ttern,
klicken – Medien und Informatik im Zyklus 1 am Beispiel der spielbasierten Bibliotheks-
umgebung�, wie man bereits im Kindergarten den Bereich Medien und Informatik auf
spielerische Weise in einen Bildungsplan integrieren kann.
F�cher- und Stufen�bergreifende spielbasierte Lernumgebungen: Zus�tzlich beinhaltet
das Buch f�cher�bergreifende spielbasierte Lernumgebungen, die sich mit einem
Thema aus der Lebenswelt der Kinder besch�ftigen. Im Beitrag von Regula von Felten
und Stephanie Ackermann zeigen die Autorinnen auf, �[w]ie aus dem Schulzimmer eine
Wohnung wird� und wie sie in der zweiten Primarklasse Spielangebote mit systemati-
schem Lernen verbinden. Eine andere M�glichkeit, um f�cher�bergreifende Spielum-
gebungen anzubieten, sind spielzeugfreie Varianten. Cornelia R�dis�li zeigt �Das Lern-
potenzial von spielzeugfreien Spielumgebungen� mit dem Fokus auf der F�rderung von
�berfachlichen Kompetenzen auf.
Manu Eggers stellt im Beitrag mit dem Titel �Und los! Spielbasiertes Lernen in der
Praxis – Beispiel der Gemeinde G�chlingen� vor, wie in der Gemeinde G�chlingen spiel-
basiertes Lernen auf unterschiedlichen Stufen und auch stufen�bergreifend umgesetzt
wird. Die GrundacherSchule hat das Spielen als festen Bestandteil in den Unterricht
integriert und f�hrt regelm�ssig stufen- und f�cher�bergreifend spielbasierte Lern-
umgebungen im Zyklus 1 und 2 durch. In ihrem Beitrag �Spielbasierte Lernumgebungen
– am Beispiel GsundacherHaus� schildern Karin Anderhalden und Victor Steiner von der
GrundacherSchule ihr Konzept des spielbasierten Lernens. Hier beschreiben die beiden,
wie beim Thema �Gesundheit� im Rollenspiel die Wirklichkeit nachgespielt werden kann.
�bergeordnete Themen: Als dritter Teil mit dem Praxisbezug pr�sentieren wir Beitr�ge
mit einem Fokus auf �bergeordnete Aspekte zur Konzeption des Spiels im Unterricht.
Beginnend mit der Beschreibung der spielp�dagogischen Ausbildung: Sandra Di Sario
und Cornelia R�dis�li zeigen als Dozentinnen an der P�dagogischen Hochschule Schaff-
hausen in ihrem Beitrag �Spielbasiertes Lernen in der Aus- und Weiterbildung� auf, wie
Studierende die Kompetenz erwerben, spielerische Settings und spielbasierte Lernum-
gebungen gewinnbringend in den Unterricht zu integrieren, und wie sie das Spielen der
Kinder begleiten und anreichern k�nnen. Der Band endet mit einem Statement von Pia
Auerswald: �Lasst die Kinder spielen�. Die Autorin, Schulinspektorin des Erziehungsde-
partements des Kantons Schaffhausen, betont die Wichtigkeit spielbasierten Lernens
aus der Sicht der Bildungsverwaltung und stellt vor, in welchen Modulen und mit welcher
Konzeption diese Kompetenzen aufgebaut werden.

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Vorwort
14
Die Herausgebenden sind zuversichtlich, dass die vorliegenden Beitr�ge dazu anregen,
dass in Zukunft spielbasiertes Lernen im Kindergarten und in der Primarschule empi-
risch gest�tzt und nicht bloss aufgrund moralischer Appelle einen gr�sseren Stellenwert
einnehmen wird.

Page 11
Theorie
Teil I

Page 12

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Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen
17
Spielen und Lernen verbinden – mit
spielbasierten Lernumgebungen
Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
1
Einf�hrung
Der Diskurs �ber das Spielen von j�ngeren Kindern und die Wirklichkeit k�nnten in
keinem gr�sseren Widerspruch stehen: In medialen Schlagzeilen und in gut verkauften
B�chern beschw�ren Forschende und Erziehende die entscheidende Stellung des Spiels
f�r die Entwicklung in der Kindheit (NLL 2015, Stamm 2016, Zimpel 2011). Crowley (2017)
nennt dies das �play ethos�. Auf der anderen Seite ist der Anteil der Fr�hf�rderung
durch direkte Instruktion im Alltag der Kinder stark angestiegen (Blaurock et al. 2014,
Edelmann et al. 2018, Stamm 2016). Diese Entwicklung, dass auch 3- bis 5-j�hrige Kinder
in Vorschuleinrichtungen mittels direkter Instruktion in Sprache und Mathematik einer
Fr�hf�rderung unterzogen werden, ist ganz besonders in den angels�chsischen L�n-
dern anzutreffen (Singer et al. 2009; Hirsh-Pasek et al. 2011; Whitebread et al. 2012;
Nicolopoulou 2019). Auch die Ausdehnung �berbauter Fl�chen in der kindlichen Umwelt
behindert das freie Spielen der Kinder; deshalb spricht man von einer �Verh�uslichung�
und �Verinselung� der Kindheit (Hauser 2016, 41; Meyer 2012; H�ttenmoser 1995/2015;
Heimlich 2015, Wannack 2006).
Das Pl�doyer f�r das kindliche Spiel als Entwicklungsmotor und Lernmodus der
Kinder hat eine hohe innere Plausibilit�t: Spielen ist eine allen Menschenkindern inne-
wohnende T�tigkeit. Auch die meisten S�ugetierkinder spielen extensiv: Junge Katzen
jagen einem Wollkn�uel nach und Murmeltierkinder balgen sich ausgiebig. Also muss
das Spielen in der Entwicklung von h�heren Lebewesen einen evolution�ren Vorteil
bieten. Die biologische Funktion ist evident: Spielen ist das Ein�ben sp�ter ben�tigter
�berlebenswichtiger Fertigkeiten (K�mpfen, Dominanz, Jagen, Fangen, Springen usw.),
obwohl dies im Augenblick des Spiels den Spielenden nicht bewusst ist (Hauser 2016).
Spiel ist demnach eine Aneignung der Welt (Oerter 2008; Duncker 2015). Diese offen-
sichtliche Funktion des Spiels f�r die Entwicklung der Kinder l�sst sich empirisch nur
schwer nachweisen. Das freie Spiel und das freie Explorieren scheinen nicht diejenigen
Effekte zu zeigen, die aufgrund obiger Annahmen messbar sein m�ssten (Alfieri et al.
2011; Fisher et al. 2013; Hirsh-Pasek 2018; Mayer 2004; McInnes et al. 2011; Pellegrini 1998;
Skolnik Weisberg 2018; Weisberg et al. 2016; Whitebread et al. 2017). Auf der anderen
Seite ist aus verschiedenen Studien bekannt, dass eine Vorverlegung des systemati-
schen Lernens durch direkte Instruktion in den Kindergarten entweder zu keinen oder
lediglich kurzfristigen Effekten f�hrt (Alfieri et al. 2011; Dollase 2007; Shuey et al. 2018;
Weisberg et al. 2013; Thomas et al. 2006; Stern 2009; Marcon, 2002).
Was ist also zu tun? Diese Befunde scheinen auf den ersten Blick einen unl�sbaren
Widerspruch zu etablieren: Das freie Spiel ist eher ungeeignet f�r den lernzielorientierten

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Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
18
Kompetenzerwerb, w�hrend das systematische Lernen mittels direkter Instruktion auch
keinen g�nstigen Weg f�r j�ngere Kinder darstellt. Ist spielerisches Lernen tats�chlich
mit einem an Lernzielen orientierten Lernen vereinbar, wie im Lehrplan 21 postuliert
wird? – Dieser Frage wollen dieser Einleitungsbeitrag und die nachfolgenden Kapitel
im Buch nachgehen. Wir zeigen auf, dass zwischen freiem Spiel und direkter Instruktion
ein Weg existiert, der Spielen und Lernen verbindet – mittels spielbasierter Lernumge-
bungen. Dazu kl�ren wir zuerst die Stellung des fr�hen Lernens im deutschschweize-
rischen Lehrplan 21, dann die Frage nach spielbasierten Lernumgebungen und �Spielen�
als begrifflichem Konstrukt, um uns schliesslich den didaktischen Folgerungen zuzu-
wenden.
2
Lehrplan 21 und die Anforderungen ans
fr�he Lernen
Mit der aktuellen Einf�hrung des Lehrplans 21 in den deutschschweizerischen Kantonen
der Schweiz wird der Kindergarten Teil der obligatorischen Schulpflicht und in einen
Zyklus 1 – umfassend die ersten 4 Schuljahre – integriert.3 Der Schuleintritt erfolgt
demgem�ss neu mit dem vierten Lebensjahr. W�hrend die bisherigen (seit dem Jahr
2000) sukzessiv eingef�hrten Kindergartenlehrpl�ne sich stark an der individuellen
Entwicklung der Kinder orientierten, beschrieben und beschreiben Schullehrpl�ne eher
fachspezifische Lernziele. Die verschiedenen didaktischen Traditionen des Kindergar-
tens und der Primarschule bewirken dadurch unterschiedliche Berufssprachen (Wan-
nack 2006, S. 25), die eine f�rderliche Zusammenarbeit zugunsten der Kinder zumindest
erschweren. In der Erarbeitung des Lehrplans 21 wurden diese unterschiedlichen Lern-
kulturen von Kindergarten und Primarschule erst sp�t thematisiert und strukturell nicht
integriert. Die Kritiker am Lehrplan, welche eine drohende �Verschulung� des Kinder-
gartens anmahnten, schienen recht zu bekommen (NLL 2015; Stamm 2016). Die vielen
internationalen Befunde und Mahnungen verliehen dieser Bef�rchtung einen realen
Hintergrund (Pyle et al. 2017, Singer et al. 2009, Siraj-Blatchford et al. 2002, Stamm 2016,
Stipek et al. 1995, Wannack 2006, Weisberg et al. 2013). Auch in einer Studie, in der 20
Kinderg�rten im Kanton Z�rich untersucht wurden, stellte sich heraus, dass die Kinder
in einzelnen Kinderg�rten bis zur H�lfte der Zeit in gef�hrten Sequenzen verbrachten
(Edelmann et al. 2018).
In der ersten Phase der Lehrplanerarbeitung (2010−2012) sah es so aus, als ob das
Konzept des systematischen und im Kern gleichschrittigen schulischen Lernens nun
auch f�r den Kindergarten gelten sollte. Das im Zuge der PISA-Resultate geforderte
fr�here Einsetzen schulischen Lernens schien nun mit dem Lehrplan 21 Tatsache zu
werden (Hauser 2016). Bald wurde aber klar, dass die unreflektierte �Verschulung� des
3
Der Lehrplan 21 (siehe www.lehrplan.ch) umfasst 11 obligatorische Schuljahre und ist in drei Zyklen
organisiert: 1. Zyklus: Kindergarten und 1./2. Klasse; 2. Zyklus: 3.−6. Klasse; 3. Zyklus: 7.−9. Klasse; der
Lehrplan formuliert in der F�chern Sprachen, Mathematik, Natur, Mensch, Gesellschaft (Sachunter-
richt), Musik, Gestalten, Sport insgesamt 363 zu erreichende Kompetenzen. Jede der Kompetenzen
wird mittels eines Kompetenzaufbaus beschrieben.

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Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen
19
Kindergartens weder wissenschaftlichen Befunden noch dem Bed�rfnis der Kinder
entspricht und letztlich politisch nicht durchsetzbar sein w�rde. In der Folge wurde in
der zweiten Phase der Lehrplanformulierung und -erarbeitung (2012−2014) das Lernen
von 4- bis 8-J�hrigen in einem speziellen Kapitel − im Grundlagenkapitel - zum Lehrplan
beschrieben. Grundgedanke dabei ist, dass spielerisches und systematisches Lernen
ein Kontinuum sei, dass also Kinder im Zyklus 1 in den ersten vier Schuljahren vom
spielerischen zum systematischen Lernen finden k�nnen. Hierbei wird deutlich, dass
dieser �bergang nicht als Bruch zwischen Kindergarten und der ersten Primarklasse
zu verstehen ist.
Im Lehrplan – speziell auf den Zyklus 1 zielend – wurden folgende Grundlagens�tze
formuliert:
�Wenn Kinder spielen, lernen sie gleichzeitig. J�ngere Kinder lernen beim Be-
obachten, Imitieren, Mitmachen, Gestalten oder im Gespr�ch. Ihre Aktivit�ten
werden dabei in erster Linie von ihren Interessen und der Motivation geleitet, die
eigenen F�higkeiten zu erproben und zu erweitern. Im Spiel k�nnen sich viele
Kinder �ber eine lange Zeitspanne in eine Aufgabe oder eine Rolle vertiefen, eine
hohe Konzentration aufrechterhalten und spezifisches Wissen erwerben. Dabei
erleben Kinder Spielen und Lernen als Einheit.�
�Spielmaterial und Lernumgebungen kn�pfen an bereits vorhandenen Interessen
der Kinder an, sind aber auch geeignet, Neugierde zu wecken und neue Interes-
sen zu generieren. Sie beinhalten die M�glichkeit zum Explorieren und Experi-
mentieren und sind auf die im Lehrplan formulierten Kompetenzen ausgerichtet.
In den Innenr�umen stehen den Kindern verschieden konzipierte Spiele und
Lernumgebungen offen: R�ume f�r Rollenspiele und Inszenierungen, Forscher-
ecken, Bau- und Konstruktionsecken, Mal- und Bewegungsr�ume, Spiel und B�-
cherecken f�r mathematische, strategische und sprachliche Herausforderungen
usw. Im Aussenraum des Schulareals werden ebenfalls verschiedene Aktivit�ten
angeregt. Erg�nzend bieten sich Aussenr�ume wie Waldpl�tze, Wiesen, Bach-
l�ufe, Spiel- und Sportpl�tze in der n�heren Umgebung als ideale Lernorte zum
Sammeln von Erfahrungen und zur Sch�rfung der Wahrnehmung an� (D-EDK
2016, Lehrplan 21, Grundlagen, 2016, S. 25).
Unbestritten ist offenbar – wie der Lehrplan 21 formuliert –, dass �Spielen die Lernform
der j�ngeren Kinder� ist.
3
Kinder brauchen Umgebungen f�r ihr Spielen
und Lernen
Kinder brauchen f�r ihr Spielen und Lernen Umgebungen. Das k�nnen von Erwachsenen
bewusst gestaltete Lernumgebungen (Spielpl�tze, Spielzeuge, Kinderecken, schulische
Angebote usw.) oder die zuf�llig in der N�he vorhandenen R�ume (Strassen, Naturr�ume,

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Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
20
Parks usw.) sein. Dabei bieten nat�rliche Umgebungen von allen Lebensr�umen den
h�chsten Grad an Selbsterfahrung und Autonomie (Meyer 2012). Kinder spielen in diesen
nat�rlichen Umgebungen vielf�ltiger, fantasievoller und kreativer, nehmen etwa Singer
et al. (2009) und Kiener (2004) an; allerdings ist der Zusammenhang zwischen Nat�r-
lichkeit der Umgebung und der kindlichen Entwicklung noch wenig erforscht (Meyer
2012). Die starke Urbanisierung und die immer dichtere Nutzung der nat�rlichen Umwelt
sowie die gesteigerte Wahrnehmung von m�glichen Gefahren hatten eine zunehmende
�Verh�uslichung� der Kindheit zur Folge (Meyer 2012, Heimlich 2015, H�ttenmoser 2015).
Kinder in l�ndlichen Umgebungen haben, weil sie selbst�ndiger agieren k�nnen, mehr
Sozialkontakt mit Gleichaltrigen und sind deshalb sozial kompetenter (H�ttenmoser
2015). Aus den genannten Gr�nden ist das Angebot, das die Eltern zu Hause bewusst
und als Folge ihrer Lebenswelt zur Verf�gung stellen, zunehmend als pr�gend zu
bezeichnen. Kinder in anregungsreichen h�uslichen Umgebungen (Anzahl B�cher,
erz�hlte Geschichten usw.) haben bessere Startchancen als diejenigen, die kaum �ber
solche Angebote verf�gen. Hierbei sind das Einkommen und die Bildung der Eltern eine
entscheidende Variable (Bradley et al. 2001).
In den meisten Publikationen wird die Notwendigkeit von qualitativ hochstehenden
Spiel- und Lernumgebungen betont. So wird wiederholt die �Gestaltung anspruchsvol-
ler, anregungsreicher, entwicklungs- und beziehungsf�rderlicher Umgebungen�
(Stamm 2011, S. 145) gefordert, die von Erwachsenen auf ein Lernziel hin konstruiert und
strukturiert werden (Toub et al. 2016, Massey 2013, Weisberg et al. 2016; Bergen 2018;
Hauser 2016, Crowther 2012; Crowley, 2017).
In der Literatur werden auch verschiedene Begriffe und Anforderungen f�r Spiel-
und Lernumgebungen formuliert. So wird etwa von �high quality, sustaining playful
learning environments� (Broadhead et al. 2010) oder vom �Bereitstellen von offenen
Freir�umen mit Aufforderungscharakter� (Lohmann 2017), vom �enabling environment�
(Meyer 2012), von �stimulating learning environments� (Siraj-Blatchford 2007), von
�creating a supportive environment� (Gauntlett et al. 2013) oder von �instruktiven Lern-
und Spielumgebungen� (Wood 2009) gesprochen. Die Rolle der Erwachsenen (seien es
Eltern oder Lehrpersonen) bei den Spielangeboten wird dabei als zentral angesehen:
�The adult’s role is to prepare the environment and use open ended prompting to
encourage the child toward the learning goal, but children must navigate their own
path through the learning context� (Weisberg et al. 2016, S. 178). Lehrpersonen sollen
also �intentionally plan and scaffold� (Massey 2013) oder �adults provide material�
(Whitebread et al. 2012; Fisher et al. 2011; Smith et al. 2013; Siraj-Blatchford 2007; Siraj-
Blatchford et al. 2002). Erwachsene m�ssten dabei (bezogen auf das Freispiel) nach
dem Bereitstellen und Gestalten von Freispiel-Umgebungen f�r den �teachable
moment� bereit sein (Glauser et al. 2018).
�ber die Bedeutung von bewusst auf ein Lernziel hin gestaltete Spiel- und Lern-
umgebungen scheint man sich weitgehend einig zu sein. Dennoch fehlt es an konkre-
ten Beschreibungen oder an Qualit�tskriterien f�r Spiel- und Lernumgebungen. Das
bedeutet, es mangelt an f�r die Praxis brauchbaren theoretischen �berlegungen zu
Spiel- und Lernumgebungen. – Ans�tze dazu findet man bei mathematischen Lernspie-
len, bei denen vier Kriterien f�r Spiel- und Lernumgebungen formuliert werden. Es sind
dies: �hnlichkeit, korrekte Sachlichkeit, Lehrplan- und Zukunftsrelevanz, Altergem�ssheit
(Gasteiger et al. 2015). – Allgemein wird gefordert, dass Lerninhalte in das Spiel einge-

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Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen
21
baut werden m�ssten (Hassinger-Das et al. 2016). Insgesamt wird der Begriff der Lern-
umgebung (engl. learning environment) wenig spezifisch verwendet und ist nicht n�her
definiert. Grunds�tzlich kann man darunter eine �Metapher f�r ein planvoll hergestell-
tes Arrangement, bestehend aus didaktischen, methodischen, materiellen und media-
len Komponenten� verstehen (Wahl 2013, S. 37; auch Niggli 2013). Lernumgebungen sind
– folgt man dem Lehrplan 21 – denn auch die zentralen Elemente eines guten Unterrichts:
�Inhaltlich attraktive und methodisch durchdachte Aufgaben und Lernauftr�ge sind die
zentralen fachdidaktischen Gestaltungselemente von Lernumgebungen und bilden
damit das R�ckgrat guten Unterrichts. Sie sind Quellen der Motivation und Ausgangs-
punkte f�r Sch�lerinnen und Sch�ler, sich auf fachliche Themen und Gegenst�nde
einzulassen. Die Aufgaben werden auf die mit dem Unterricht verfolgten Zielsetzungen
abgestimmt� (D-EDK 2016, Grundlagen, S. 27). Wenn Lernumgebungen letztlich �das
R�ckgrat guten Unterrichts� sind und wir sie spielerisch gestalten, entstehen �spiel-
basierte Lernumgebungen�, die sowohl den Kriterien des Spielens als auch denjenigen
des lernzielorientierten Lernens entsprechen − also Lernen und Spielen verbinden
(K�bler 2018).
4
Spielen und Lernen verbinden
Das Ringen um eine ad�quate Definition von Spiel hat zu verschiedenen Kriterienlisten
gef�hrt, die bis zu 60 Merkmale auff�hrten, (Pellegrini et al. 2007; Crowley 2017). Auch
unterschied man die Sicht der Erwachsenen auf das Spiel (kriteriengeleitet, beobacht-
barer Zustand) von der Sicht der Kinder (Selbstwahrnehmung, innerer Zustand, Play-
fulness) (Howard 2002). Playfulness meint dabei als F�higkeit, Bereitschaft und Freunde
von Kindern sich auf das Spiel(en) einzulassen (Wustmann Seiler, 2019). Es ist bemer-
kenswert, dass schon Drei- bis Sechsj�hrige zwischen Spielen und Arbeiten differen-
zieren (k�nnen). Die entscheidenden Faktoren f�r die Kinder sind die Wahlfreiheit, die
Autonomie und die Selbstkontrolle. Dies zeigt sich unter anderem, dass Kinder T�tig-
keiten am Tisch und mit Erwachsenen weniger als Spiel empfinden. Trotzdem sind
Erwachsene in der Regel willkommene Spielpartner und werden nicht selten von den
Kindern zum gemeinsamen Spielen aufgefordert (Howard 2002). Unstrittig ist auch, dass
Erwachsene kindliches Spielen und Lernen durch anregende Materialien und Spielim-
pulse stimulieren k�nnen, d�rfen und sollen (Bradley et al. 2001; Siraj-Blatchford et al.
2002; Siraj-Blatchford 2007; Smith et al. 2013). Dass Erwachsene eine wichtige Rolle beim
Spiel der Kinder einnehmen sollen, l�sst sich durch verschiedene empirische Befunde
der Lern- und Entwicklungspsychologie belegen.
So wissen wir aus lernpsychologischen Befunden, dass mit vollkommen offenen
Lernsettings eher ung�nstige Lernergebnisse einhergehen. Alfieri et al. (2011) zeigten
in einer Metaanalyse von 164 Studien auf, dass Instruktion bessere Ergebnisse zeitigt
als unbegleitetes entdeckendes Lernen und das �unterst�tzte Entdecken� (enhanced
discovery) und noch mehr das �gef�hrte entdeckende Lernen� (guided discovery)
wiederum der Instruktion �berlegen sind. Erkl�rt werden diese Effekte mit den begrenz-
ten metakognitiven F�higkeiten und dem noch nicht vollst�ndig entwickelten Arbeits-
ged�chtnis der Kinder. Ein Fehlen an sachlicher und didaktischer Struktur begrenzt die

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Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
22
Effekte von selbstgesteuertem Spielen und Lernen (Alfieri et al. 2011, S. 2−11). Noch
klarer formuliert Mayer in seiner �bersicht, dass reine Exploration ohne Hilfestellung
eine �formula for educational disaster� – �bersetzt eine �Formel f�r Bildungskatast-
rophe� – sei (Mayer 2004, S. 17). Die noch nicht gen�gend entwickelten metakognitiven
F�higkeiten und die noch beschr�nkten Kapazit�ten des Arbeitsged�chtnisses sind
insbesondere bei j�ngeren Kindern in der Gestaltung von Lernsettings zu ber�cksich-
tigen. Der steile Anstieg der Arbeitsged�chtniskapazit�t zwischen 5 und 10 Jahren (Ull-
man et al. 2014) geht einher mit dem �bergang vom inzidentellen (zuf�lligen) zum
systematischen Lernen (Duncker 2015). Gleichzeitig muss jedoch erw�hnt werden, dass
gerade Kinder im Alter zwischen 4 und 8 Jahren eine enorme Streuung in der Arbeits-
ged�chtniskapazit�t – etwa um den Faktor 7 – aufweisen. Die Arbeitsged�chtniskapa-
zit�t ist zudem ein starker Pr�diktor f�r sp�tere schulische Leistungen (Ullman et al.
2014). Nachweisbar ist, dass unter Spielbedingungen eine bessere Fokussierung, posi-
tivere Emotionen, erh�hte Metakognition und zielgerichtete Strategien festzustellen
sind (Hauser et al. 2014; Hood et al. 2016; Weisberg et al. 2013; Kangas 2010; McInnes,
Howard, Miles. & Crowley, 2011). Offenbar gelingt es Kindern unter spielerischen Bedin-
gungen, sich auf eine Situation oder einen Gegenstand besser zu konzentrieren. Das
ist angesichts der noch beschr�nkten Arbeitsged�chtniskapazit�t und der noch kleinen
Wissensbasis zentral (Ullman et al. 2014; Stern 2009; Sodian 2008). Demnach w�re also
nicht das spirlerische Arrangement an und f�r sich der Grund f�r die besseren Lern-
ergebnisse, sondern die h�here Konzentration gepaart mit gr�s serer Motivation
(Kangas 2010; Leuchter 2013; Stipek et al. 1995). Dies w�rde erkl�ren, warum wir einen
�lack of evidence� f�r den Zusammenhang zwischen Spielen und Lernen finden (McIn-
nes et al. 2011). Dazu kommt, dass die Wissensbasis von j�ngeren Kindern h�ufig in
informellen Situationen erworben wird und l�ngere Zeit intuitives Wissen bleibt, das in
Gespr�chen mit Kindern selten abgefragt werden kann (Baroody et al. 2005; Sodian
2008).
Obige Befunde passen auch gut zur evolutionsbiologischen Erkl�rung kindlicher
Entwicklung, nach der das Spiel in einer nat�rlichen Umgebung den Kindern Vorteile
im Bereich sp�terer �berlebensnotwendiger F�higkeiten verschafft, zum Beispiel im
Bereich der k�rperlichen Fitness und der motorischen Koordination (Bewegungsspiele),
im Bereich der Kampf- und Dominanzf�higkeiten (Raufspiele) und im Bereich von sozi-
alen und theoretischen Denkf�higkeiten (Phantasie- und kooperative Spiele) (Pellegrini
et al. 1998). Spielen w�re demnach vor allem bei Arten verbreitet, die eine lange Reife-
zeit haben und in variablen und instabilen Umwelten leben und somit ein flexibles
Verhaltensrepertoire ben�tigen. Durch das Spielen werden T�tigkeiten nachgeahmt, um
potenzielle L�sungen auf ein noch nicht aufgetauchtes Problem vorzubereiten (Pel-
legrini et al. 2007). Diese biologisch prim�ren F�higkeiten (�biologically primary skills�) –
so die Argumentation – w�rden durch das Freispiel nat�rlicherweise gen�gend gef�r-
dert, sofern ausreichend Zeit und Raum zur Verf�gung steht. In einer modernen kulturellen
und gestalteten Umwelt ist jedoch der Erwerb zus�tzlicher Kulturtechniken und F�higkei-
ten (�biologically secondary skills�) notwendig. Daf�r ben�tigen Kinder Unterweisung und
Instruktion. Das Freispiel ist also weniger effektiv, wenn es gilt, ein Lernziel zu erreichen.
(Toub et al. 2016) (siehe Tabelle 1).

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Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen
23
Spielform
Beispiele
Biologisch prim�re F�hig-
keiten wie Motorik, Kommuni-
kation, soziales Handeln usw.
Freies Spiel
Initiative, Auswahl, Steuerung
durch das Kind; passive
Angebotsstruktur
Bewegung im Raum (K�rper-
beherrschung, Springen, Laufen,
Raufen), Verhandeln, Kompro-
misse schliessen, Perspektiven-
wechsel
Biologisch sekund�re
F�higkeiten wie mathemati-
sche, musikalische, sprach-
liche Muster; Gesetzm�ssig-
keiten
Gef�hrtes Spiel
Initiative durch Erwachsene;
Auswahl, Steuerung durch
das Kind; aktive Angebots-
struktur
Suche nach Zahlenmustern,
Regeln der Sprache, Zusammen-
h�nge in der Natur und Kultur
Demnach wird zwischen biologisch prim�ren F�higkeiten, die Kinder in vormodernen
Gesellschaften durch Nachahmen und spielerisches Wiederholen im freien Spiel meist
selbst�ndig und beil�ufig erwerben, und biologisch sekund�ren F�higkeiten unterschie-
den (Toub et al. 2016, S. 121 ff.; Weisberg et al. 2018). Argumentiert wird dabei mit dem
Verweis auf die J�ger-Sammler-Gesellschaft. Dies ist leider aber weitgehend Spekula-
tion, da wir nur wenig �ber die sozialen Bedingungen menschlicher Existenz vor 10 000
Jahren wissen. Spielen setzt immerhin voraus, dass Menschen in relativ sicheren Ver-
h�ltnissen leben (Pellegrini et al. 2007). Ob das unter eiszeitlichen Bedingungen der Fall
war, da r�ber wissen wir wenig. Aber Spielen hat sicher dazu beigetragen, dass ein
Verhaltensrepertoire f�r unvorhergesehene Situation elaboriert wurde, da Spiel zwar
bestehendes Verhalten nachahmt, aber auch im Sinne der �variety of routines�
(Pellegrini et al. 2007, S. 269) moduliert. Die Instruktion und das Lernen durch Nachah-
mung hat demnach den Nachteil, dass diese Strategien rein konservativ und damit
wenig innovativ sind. Spielen im Sinne der Verhaltensmodulierung erm�glicht spontane
Rekombinationen von altem Verhalten zu neuen Varianten (Pellegrini et al. 2007, S. 267).
Geht es jedoch darum, dass Kinder bestimmte biologisch sekund�re Fertigkeiten
erlernen sollen, etwa Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, mathematische und natur-
wissenschaftliche Gesetzm�ssigkeiten sowie Musik und Malerei, dann ist das inziden-
telle Lernen bzw. das freie Spiel nicht besonders lernwirksam (siehe Alfieri et al. 2011;
Mayer 2004). In diesem Fall sind Materialangebot, Strukturierung, Impulse und die
Begleitung durch Erwachsene erforderlich.
Dieser Argumentation folgend, l�sst sich festhalten: Auch wenn unsere Umwelt
immer mehr durch menschliche Eingriffe gestaltet und gez�hmt wird, lernen Kinder
auch heute noch grundlegende Fertigkeiten im freien Spiel. Durch dieses freie Spiel
werden aber nicht alle erforderlichen Kompetenzen unserer Gesellschaft gef�rdert.
Deshalb sind gezielte Interventionen der Erwachsenen als Erg�nzung von Bedeutung.
Das Gegensatzpaar �play ethos� versus �direkte Instruktion� als Gegensatz (�dicho-
tomy�) bringt das Dilemma zwar auf den Begriff, tr�gt aber nichts zu einer L�sung bei.
(Nicolopoulou 2013; Toub et al. 2016; Weisberg et al. 2016; Stipek et al. 1995). Dass Kinder
unter spielerischen Bedingungen effizient lernen und fr�he Instruktion einem fade-out-
Effekt unterliegt, ist nur zu gut bekannt. Seit 10 Jahren wird in der Forschungsliteratur
deshalb das spielerische Lernen (playful learning), – also die Verbindung zwischen
Spielen und Lernen als eine Kombination aus freiem und angeleitetem Spiel, diskutiert.
Tabelle 1 Biologisch
prim�re und sekund�re
F�higkeiten nach Toub
et al. (2016) und Weis-
berg et al. (2018)

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Markus K�bler und Cornelia R�dis�li
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Dabei spielen die von Erwachsenen gestalteten Spiel- und Lernumgebungen eine zen-
trale Rolle.
F�r die theoretische Debatte wie auch f�r die praktische Arbeit mit Kindern ben�-
tigen wir daher keine Dichotomie von Spielen und Lernen, sondern ein Modell des
Spielens, als Kontinuum, welches den systematischen �bergang wie auch die Kombi-
nation verschiedener Spiel- und Lernformen darstellt. Das spielerische Lernen umfasst
demnach nicht mehr nur freies Spiel, sondern auch begleitetes oder gef�hrtes Spiel,
Regelspiele und Lernspiele (Hirsh-Pasek 2018).
5
Statt Gegensatz zwischen Spielen und Lernen:
Spielen als Kontinuum
Im Gegensatz zur Unterscheidung zwischen Spiel und Nichtspiel und zwischen freiem
Spiel versus Instruktion, richtet sich der Blick neu auf das Spiel als �Kontinuum� (Zosh
et al. 2018). Das vom �play ethos� befeuerte Klagen �ber das Verschwinden des Frei-
spiels oder gar das �Verschwinden der Kindheit� kann nun durch einen produktiven
Diskurs �ber die verschiedenen Arten des Spiels zum Verstummen gebracht werden.
Das Kontinuum (Tabelle 2) erm�glicht es, Spielen als verschiedenartige T�tigkeit von
Kindern zu verstehen und zu beschreiben. Es erm�glicht auch, dass spielerische und
instruktive Elemente kombiniert und abwechslungsweise in den Lernprozess eingebet-
tet werden. Das Kontinuum ist darum nicht von links nach rechts als entwicklungspsy-
chologisches Aufbauprogramm zu verstehen. Es mag aber helfen, den �bergang vom
spielbasierten zum systematischen Lernen angepasster zu gestalten.
Unter Initiierung wird �in die Wege leiten� verstanden. Konkret bedeutet das,
dass die Erwachsenen eine Umgebung beziehungsweise einzelne Spielangebote f�r
die Kinder vorbereiten. Im freien Spiel hingegen besch�ftigen sich die Kinder mit der
vorhandenen Umgebung und dem Material, das sie vorfinden und das nicht speziell
f�r sie vorbereitet wurde. Unter Steuerung wird die inhaltliche Steuerung des Spiel-
prozesses verstanden und die freie Wahl gibt an, inwiefern diese gegeben beziehungs-
weise eingeschr�nkt ist. Im gef�hrten Spiel (z. B. die Spielsequenz im Kindergarten)
w�hlen die Kinder zwar selbst aus, was sie spielen m�chten, aber die Lehrperson kann
Freies Spiel
Begleitetes
Spiel
Gef�hrtes Spiel Regelspiele
Lernspiele
Direkte
Instruktion
Initiierung
Kind
Kind und
Erwachsene
Erwachsene
Erwachsene
Erwachsene
Erwachsene
Steuerung
Kind
Kind (und
Erwachsene)
Kind und
Erwachsene
Regeln
Erwachsene
Erwachsene
Freie Wahl
ja
ja
Durch Auswahl
eingeschr�nkt
Durch Auswahl
eingeschr�nkt
nein
nein
Lernziel-
orientierung
Kein bewusstes
Lernziel
Infomelles
Lernziel bzw.
zuf�lliges Ziel
Umgebung ist
auf Lernziele
ausgerichtet
Lernziel durch
die Regeln des
Spiels gegeben
Lernziel
gegeben
Lernziel
vorgegeben
Tabelle 2 Spielkonti-
nuum in Anlehnung an
Wood & Attfield (2005);
Fisher et al. (2011);
McInnes et al. (2011);
Gasteiger et al. (2015);
Hassinger-Das et al.
(2017); Pyle et al. (2017);
Zosh et al. (2018); Hirsh-
Pasek et al. (2018)

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Spielen und Lernen verbinden – mit spielbasierten Lernumgebungen
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die Auswahl des Angebotes durch die Initiierung der Lernumgebung beliebig ein-
schr�nken. In Lernspielen (z. B. vorgegebene didaktische Spiele oder spielerische
Einheiten in gef�hrten Sequenzen, wie Sing- und Kreisspiele) ist die Wahlfreiheit jedoch
nicht gegeben. Die Reihenfolge der einzelnen Abstufungen (Kontinuum) vom freien
Spiel bis hin zur direkten Instruktion bildet die Intensit�t der Steuerung des Kindes
von aussen (z. B. durch die Lehrperson) beziehungsweise die Involviertheit von Erwach-
senen ab. Will heissen: je st�rker Lernziele im Fokus stehen, desto st�rker ist die
Steuerung von aussen. Kinder erreichen im gef�hrten Spiel mit gr�sserer Wahrschein-
lichkeit ein spezifisches Lernziel als Kinder, die im Freispiel verweilen. Es gibt auch
einige Hinweise, dass bei j�ngeren Kindern das gef�hrte Spiel der direkten Instruktion
�berlegen ist (Weisberg et al. 2018; Hauser et al. 2014). F�r die F�rderung von schuli-
schen Inhalten w�re demnach eine Verbindung zwischen dem nat�rlichen Verhalten
von Kindern (�Lerntrick der Natur�), dem Spielen, und dem lernzielorientierten Erwer-
ben von Wissensbest�nden hilfreich (K�bler 2015). Dies erfordert eine Kombination
von spielerischem Lernen (das den Kindern Autonomie und Selbststeuerung zugesteht)
und zielgeleitetem Lernen (welches eine von Erwachsenen vorbereitete Lernumge-
bung und eine entsprechende Spielbegleitung vorsieht) (Weisberg et al. 2016). Die
bewusst inszenierte Verbindung von Spielen und Lernen, um das Erreichen von Lehr-
planzielen wahrscheinlicher zu machen, scheint vielversprechend. Damit ist in keiner
Weise das h�ufig in der Schule praktizierte Spielen gemeint, das lediglich als Entspan-
nung in den Pausen dient. Sondern der Einsatz des Spiels als Lernform, die neben
anderen wirksamen Lernformen wie etwa Lernen durch Beobachtung, Versuch und
Irrtum, Exploration sowie Instruktion bestehen soll (Crowley 2017).
Das Kontinuum bildet im Kern ab, dass es zwischen dem freien Spiel und der
direkten Instruktion viele Zwischenstufen gibt, die insgesamt unter �playful learning�
(spielbasiertes Lernen) subsummiert werden k�nnen (Fisher et al. 2011; Toub et al. 2016;
Hassinger-Das et al. 2017; Hirsh-Pasek et al. 2018). Dabei wird nicht argumentiert, dass
die einzelnen Abstufungen �rein� ausgef�hrt werden m�ssten, sondern, dass direkte
Instruktion und spielerische Phasen miteinander verkn�pft werden k�nnen, je nach
Voraussetzungen der Kinder und Lernziel. Das Kontinuum bildet demnach vielmehr ein
Methodenrepertoire ab. Immer noch geht es aber darum, eine f�rderliche Balance
zwischen angeleiteten Elementen und der kindlichen Autonomie im Spiel zu finden
(Siraj-Blatchford et al. 2002, Duncker 2015; Weisberg et al. 2016). Nichtsdestotrotz:
Erwachsene spielen gem�ss diesen Erkenntnissen eine wichtige Rolle in der Vorberei-
tung, der Initiierung und der Begleitung von kindlichem Spiel.
6
Die Konsequenzen – Impulse setzende Erwachsene
Folgt man obigen �berlegungen, dass Erwachsene einen entscheidenden Anteil an der
F�rderung von Kindern im spielbasierten Lernen einnehmen – nicht nur durch Zur�ck-
haltung, sondern durch aktives Engagement −, stellt sich die Frage, in welcher Form
Erwachsene dies tun sollen und k�nnen. Die empirischen Resultate sind nur zum Teil
ermutigend. So l�sst sich beobachten, dass Lehrpersonen von 4- bis 8-j�hrigen Kindern
w�hrend der Spielsequenz ihren Fokus vielfach auf Management und �berwachung