420 Burrhus F. Skinner dieser nationale und internationale Bestseller eine ebenso radikale wie schockierende Ablehnung des, autonomen Menschen" als Urheber seines eigenen Handelns dar. Ausgehend von dem Anspruch des Behaviorismus, dass die Wissenschaft mehr als our Erklarung und Vorhersage zu leisten habe, vertritt Skinner die These, Wissenschaft salle va Kontrolle moglich machen. Wissenschaftliche Gesetze sollen Technologien ermoglichen, und so habe die wissenschaftliche Psychologie eine Technologie des Verhaltens und der Verhaltenskontrolle zu liefern. Unglucklicherweise hatten vorwissenschaftliche Auffassungen des Menschen als eines sich selbst steuernden Organismus mit eigenen lntentionen, Absichten, Zielen und Zwecksetzungen die Entwicklung einer solchen Wissenschaft bis heure verhindert., An der Vorstellung von der Freiheit und Wurde veranschaulicht sich dieses Problem. Sie sind beide, der uberkommenen Theorie zufolge, der Besitz des� autonomen Menschen<<, und beide sind sie einer Praxis wesentlich, in der eine Person fur ihr Benehmen verantwortlich gemacht und fur ihre Leistungen gelobt wird. Eine wissenschaftliche Analyse ubertragt sowohl die Verantwortlichkeit als auch die Leistung auf die Umwelt"(S. 32).

Freiheit schlid~ t freie Wahl und Wurde schlie6t Verantwortung fur getroffene Entscheidungen ein; aber wenn es so etwas wie Freiheit und Wurde gar nicht gibt, dann mussen wir unseren Blick, jenseits" solcher verstaubter Begriffe auf die kontingenten Bedingungen der Umwelt richten, die menschliches Verhalten hervorbringen. Der uberkommenen Vorstellung nach nimmt der Mensch die Welt urn sich herum wahr, wahlt Dinge aus, unterscheidet zwischen ihnen, beurteilt sie, verandert sie (idR urn sie zu verbessern) und kann fur sein Handeln verantwortlich gemacht werden. Der wissenschaftlichen Anschauung nach wird der Mensch als Einzelwesen einer bestimmten Spezies von evolutionaren Kontingenzen des Uberlebens gepragt, und seine Verhaltensweisen bringen ihn unter die Kontrolle der Umwelt., Die Rich tung der kontrollierenden Relation verkehrt sich: eine Person wirkt nicht handelnd auf die Welt ein, sondern die Welt wirkt handelnd auf die Person ein"(S. 216). Diese unverfrorene Verteidigung eines mechanistischen Verhaltensdeterminismus setzte zwei Grundwerte der nordamerikanischen Gesellschaft in schroffe Opposition zueinander: individuelle Freiheit und wissenschaftlichen Fortschritt, indem sie den Lohn wie die Schuld fur individuelle Leistungen der Umwelt zuschrieb, die jene Leistungen hervorgebracht haben sollte. Das musste augenblicklich zu heftigem Widerspruch herausfordern. Einer der einflussreichsten Psychologen an einer der angesehensten Universitaten der Welt (Harvard) behauptete-und das auf unmissverstandliche Weise-, die wissenschaftliche Analyse zwinge zu der Annahme, dass die menschliche Person zu freien Entscheidungen unfahig ware. Wenn alles Verhalten durch die Umwelt kontrolliert werden kann, dann sei das Fehlen von starken Kontrollmethoden ein Zeichen mangelnder (wissenschaftlicher) Rationalitat. Der Grundfehler aller jener, die sich auf schwache Kontrollmethoden (weak methods of control) verlassen, bestehe darin, dass sie das Schwergewicht der Kontrolle irrtumlicherweise dem Individuum zubilligen, wahrend es tatsachlich den Umweltbedingungen zukommt. Skinner umgeht eine Antwort auf die entscheidende Frage, wer denn die Kontrolleure einer solchen Technologie kontrollieren salle, indem er einraumt, eine solche Tech-