Liebe Bergbegeisterte,

habt Ihr es schon einmal gesehen? - also: ganz in echt, leibhaftig vor Euch und nicht auf einem der abertausenden von Bildern, die es von diesem Berg gibt? Das Matterhorn kennt wirklich jede und jeder, es ist im Gedächtnis unserer Welt sowas wie der Inbegriff eines Berges. Warum das so ist, habe ich allerdings erst so wirklich begriffen, als ich zum ersten Mal in Zermatt war und es auf einmal vor mir stand. Weder vorher noch nachher habe ich einen Berg zu Gesicht bekommen, dessen Anblick mich so beeindruckt hätte wie der des Matterhorns! Anziehend und abweisend gleichzeitig, genauso furchteinflößend wie faszinierend und viel viel gewaltiger als auf irgendwelchen Bildern.
Vor 10 Jahren sind wir für Bergauf-Bergab auf das Matterhorn gestiegen - eine Tour, die ich garantiert niemals vergessen werde! Zum einen, weil der Weg zum Gipfel über den Liongrat ein grandioses und komplettes Bergerlebnis war, vom langen Zustieg zur Carrel-Hütte über die zauberhafte Stimmung am frühen Morgen bis hin zum unschlagbaren Ausblick vom Gipfel. Auf der anderen Seite habe ich - beim Abstieg über den Hörnligrat und auf der Hörnlihütte - selten eine so seltsame und aggressive Stimmung an einem Berg erlebt wie am Matterhorn. Gestresste Bergführer, überforderte Gäste, permanente Steinschlaggefahr von anderen Seilschaften - lauter Dinge, auf die ich beim Bergsteigen gerne verzichten kann.
Ich bin froh, einmal oben gewesen und das Treiben an diesem einzigartigen Berg selbst erlebt zu haben - wenn ich mir allerdings den Film, den wir damals gemacht haben, mal wieder anschaue, wird mir klar, dass ich garantiert nicht noch einmal auf das Matterhorn steigen werde.
Denn - so wunderschön es auch ist - es gibt ja noch so viele andere Berge…

Euer Michi