Dass es sich dabei um etwas Besonderes handelt, wird von der ersten Sekunde an klar: Der Behälter, in dem sich die Uhr befindet, ist plombiert. So etwas habe ich noch nie erlebt. Damit sind wir schon mittendrin in dem, was es in den kommenden Tagen zu erleben geben wird – am Arm befindet sich ein Gegenstand, der meinen Alltag durchbricht.
Seit Gérald Genta die „Royal Oak“ zu Beginn der 70er-Jahre designte, haben Architekten und Abenteurer sie spazieren geführt, Künstler und Basketballer, Industriekapitäne und Scheichs. Alle diese Existenzen eint, sich finanziell weit entfernt von meinem Angestellten-Dasein abzuspielen; zwar könnte ich mir eine 30.000-Euro-Uhr irgendwie leisten, wenn ich auf ein Auto, Restaurantbesuche, Urlaub und Hobbys wie Maßbekleidung verzichten würde. Aber das wäre unverhältnismäßig. So geht mit dem Umschnallen das Gefühl einher, die bekannte Welt zu verlassen – allemal ein Kick.
Hinzu kommt die Frage, wie das Design stilistisch zu mir passt. Als Erzeugnisse der 70er-Jahre sollten wir eigentlich gut miteinander auskommen. Allerdings hege ich zwei Befürchtungen: Erstens bin ich der Typ mit Hornbrille und Seitenscheitel, was ja nur bedingt mit der sportlichen Robustheit der Uhr harmoniert. Und wenn ich zweitens Sport treibe, hopse ich im guten Glauben in der Gegend rum, es sähe wie Schattenboxen aus. Schlank bleiben will ich, sodass ich selbst für filigranste Anzuguhren tauge. Für einen solchen Körperbau wirkt eine „Royal Oak“ manchmal zu dominant.