Positiver Test auf Humane Papillomviren – und jetzt? Wurde ich betrogen? Warum das so nicht stimmt…

Andrea Hertlein

Interessenkonflikte

5. Juli 2024

Falls der Test auf Humane Papillomviren (HPV) positiv ist, fragen sich viele, ob der Partner oder die Partnerin untreu war und als Ursache für die Infektion ein anderer sexueller Kontakt infrage kommt. Diese Schlussfolgerung greife zu kurz, so der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg [1]

Der Nachweis einer HPV-Infektion sei kein Zeichen von Untreue, heißt es in der Mitteilung. Wann oder bei wem eine Ansteckung erfolgt sei, lasse sich meistens nicht mehr nachvollziehen. 

Denn eine HPV-Infektion verläuft in der Regel symptomlos. Sie wird vom Immunsystem entweder nach einiger Zeit überwunden oder kann chronisch werden und dann über viele Jahre unbemerkt bleiben. „Fakt ist, dass sich die meisten sexuell aktiven Menschen irgendwann einmal in ihrem Leben mit den HP-Viren infizieren und das oft schon beim 1. sexuellen Kontakt“, so der Krebsinformationsdienst. 

Humane Papillomviren werden über direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Viren dringen über Mikroverletzungen der Haut bzw. der Schleimhaut ein und infizieren Epithelzellen der Basalzellschicht. Hauptübertragungswege bei Infektionen im Anogenitalbereich sind Vaginal- und Analverkehr; auch über orogenitale Sexualpraktiken ist eine Transmission in die Mundhöhle oder in den Oropharynx möglich.

 
Fakt ist, dass sich die meisten sexuell aktiven Menschen irgendwann einmal in ihrem Leben mit den HP-Viren infizieren (...). Krebsinformationsdienst
 

Kondome schließen die Infektion nicht aus – verringern aber das Risiko

Bei der Nutzung von Kondomen zum Schutz vor einer HPV-Infektion sei zu beachten, dass HPV meist, aber nicht ausschließlich, über Sexualkontakte übertragen werde, betont das Robert Koch-Institut (RKI). 

Bestimmte HPV-Typen kommen außer auf den Schleimhäuten auch auf der Haut im Genital- und Analbereich vor. Daher könne es auch zu einer Übertragung durch sehr engen Körperkontakt – trotz Kondomnutzung beim Geschlechtsverkehr – kommen. Studien hätten laut RKI gezeigt, dass sich bei ausschließlicher Kondomnutzung HPV-Infektionen zwar teilweise verringern, jedoch nicht verhindern ließen. 

HPV-positiv: Muss ich meinen Partner informieren?

HPV-Infektionen sind keine klassischen Geschlechtskrankheiten. Es besteht also keine Informationspflicht gegenüber dem Sexualpartner oder der Sexualpartnerin. Dennoch kann es sinnvoll und hilfreich sein, in einer Beziehung offen über Befunde wie einen positiven HPV-Test zu sprechen.

HPV-Tests werden seit 2020 bei allen Frauen ab 35 Jahren alle 3 Jahre empfohlen, kombiniert mit der einem zervikalen PAP-Abstrich. Anders als beim PAP-Abstrich, bei dem Zellen auf mögliche Veränderungen ihrer Struktur untersucht werden, können mit dem HPV-Test die Infektion und die Viruslast bestimmt werden. „Auch ein geschwächtes Immunsystem zum Zeitpunkt der Durchführung des Tests kann möglicherweise ein positives Testergebnis provozieren. HP-Viren können dann vermehrt auftreten und so die Nachweisgrenze des HPV-Tests überschreiten“, heißt es in der Mitteilung des Krebsinformationsdienstes. 

 
Auch ein geschwächtes Immunsystem (...) kann möglicherweise ein positives Testergebnis provozieren. Krebsinformationsdienst
 

„Die Folge ist ein positiver HPV-Befund, der aber nicht mit einer Krebsvorstufe oder gar Krebs gleichzusetzen ist“, erläutert Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. „Eine HPV-Infektion allein erfordert keine Behandlung“. Die Expertin betont: „Sicherheitshalber wird bei länger anhaltender Infektion genauer untersucht, ob tatsächlich Gewebeveränderungen vorliegen. Ist das nicht der Fall, kann Entwarnung gegeben werden.“

35% aller Frauen zwischen 20 und 25 sind infiziert

Infektionen mit HPV treten weltweit auf und gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. In Deutschland gibt es keine Meldepflicht und damit auch keine regelmäßig erhobenen Daten, sondern nur nur vereinzelte Studien zu ihrer Häufigkeit. 

Laut RKI hat eine bevölkerungsbasierte Erhebung aus dem Jahr 2010/2011 gezeigt, dass in Deutschland 35% der Frauen im Alter von 20 bis 25 Jahren mit einem onkogenen HPV-Typen infiziert sind, davon 20% mit Typ 16.

Der Beitrag ist im Original erschienen auf Univadis.de.

 

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