Mein ganz persönlicher Wahlsieger

Am 2. September ist in Lissabon ein ganz besonderer Zug gestartet – ein europäischer Gemeinschafts-Zug. Sechs Bahngesellschaften haben für den „Connecting Europe Express“ (CEE) jeweils einen Waggon beigesteuert, wir als DB sind mit einem unserer Sitzwagen vertreten. In 36 Tagen fährt der 160 Meter lange CEE durch insgesamt 26 Länder und verbindet Europa im wahren Wortsinn. Am Sonntag, wenn die Welt mit Spannung auf die Bundestagswahl blickt, kommt dieser Europa-Zug erstmals nach Deutschland. 

Unabhängig vom Ausgang der #btw21 steht für mich der Wahlsieger bereits seit Langem fest: die Schiene! Von allen Verkehrsträgern hat sie sich die absolute Mehrheit verdient und wird an Bedeutung gewinnen. Wer mit der Bahn fährt, wählt Klimaschutz. Sie macht Europa klima- und umweltfreundlicher – ohne uns Eisenbahner:innen gibt es keinen „Green Deal“!

Der CEE ist einer der Höhepunkte im „Europäischen Jahr der Schiene“ und die beste Werbung für die Rolle des Schienenverkehrs in einem zusammenwachsenden Europa. Die EU hat 2021 als „Year of Rail“ ausgerufen, um mehr Menschen zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen und mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Dafür brauchen wir eine Infrastruktur ohne Grenzen – sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr! In Europa haben wir noch immer keine einheitlichen technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Wir benötigen dringend ein europäisches Infrastrukturnetzwerk – und Fahrzeuge, die in mehreren Ländern einsetzbar sind. Mobilität und Logistik machen nicht an Landesgrenzen Halt. Wenn die Strecken in Europa nach einem ganzheitlichen Konzept ausgebaut werden, ist die Bahn noch schneller und, attraktiver. Ein konkurrenzfähiger Schienenverkehr ist übrigens auch eines der Ziele von „Rail Freight Forward“. Meine Vorstandskollegin Dr. Sigrid Nikutta und die DB Cargo AG engagieren sich in diesem Zusammenschluss gemeinsam mit vielen europäischen Güterbahnen dafür, den Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr in Europa bis 2030 von 18 auf 30 Prozent zu erhöhen. Ohne eine massive Verkehrsverlagerung auf die Schiene sind unsere Klimaziele nicht zu erreichen.

Ich wünsche mir daher mindestens eine „European Decade of Rail“, ein „Europäisches Jahrzehnt der Schiene“. Denn Klimaschutz bleibt eine Daueraufgabe. Und Klimaschutz funktioniert nie allein, sondern immer nur gemeinsam. Genau dafür steht der „Connecting Europe Express“, der am Wahltag um 16.40 Uhr München erreichen wird. Wir werden den EU-Zug herzlich empfangen: Welcome to Germany! 

An jeder Station dieser Deutschland-Tour – von Ulm, Karlsruhe und Stuttgart über Frankfurt am Main, Halle und Leipzig, von Berlin bis nach Hamburg – warten prominente Bürger:innen und Repräsentant:innen, um den CEE-Reisenden eine Flagge ihrer Stadt zu überreichen. Wenn der CEE am 29. September nach Berlin kommt, werde ich ihn persönlich begrüßen. Darauf freue ich mich schon jetzt. In der deutschen Hauptstadt hat einst eine Mauer ein Land und ein Volk geteilt. Unser Europa-Zug ist 31 Jahre nach der Wiedervereinigung daher auch ein Zeichen für Freiheit und Demokratie. Bahnfahren kennt keine Grenzen, im Gegenteil: Bahnfahren verbindet. 

PS: Am 30. September können Sie den CEE von 9 bis 14 Uhr am Berliner Ostbahnhof besichtigen. Ich lege Ihnen die Ausstellung im Sonderwagen ans Herz, wo neue Technologien und Projekte im Schienenverkehr zu sehen sind. Der legendäre Trans-Europ-Express (TEE), mit dem es schon vor über 60 Jahren eine gemeinsame Initiative der europäischen Bahnen gab, wird übrigens im Oktober drei Wochen lang im Berliner Technikmuseum zu Gast sein - ein Highlight, das sich Eisenbahnfans in der Hauptstadt nicht entgehen lassen sollten.