Fachkräftemangel – Was nun? Was tun!
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Fachkräftemangel – Was nun? Was tun!

Bestimmt sind sie Ihnen auch schon aufgefallen – die vielen offenen Stellenangebote, die derzeit in Geschäften, Bäckereien, Werkstätten oder in den Online-Stellenbörsen zu finden sind. Für Unternehmen wird es immer schwieriger, offene Stellen mit qualifizierten Mitarbeitenden zu besetzen. Aktuell gibt es in Deutschland rund 1,7 Millionen offene Stellen, davon rund 182.000 Ausbildungsplätze. Wenn die Generation der „Baby-Boomer“ den #Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren vollständig verlässt, wird sich die Situation weiter verschärfen.

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist ernst

Die Analysen unserer strategischen Personalplanung zeigen: Die Herausforderungen einer langfristigen Personaldeckung steigen. Es erfolgt eine Verschiebung zum Arbeitnehmendenmarkt. Eine hohe Nachfrage nach Talenten trifft auf ein immer geringer werdendes Angebot an Arbeitskräften. 2030 werden in Deutschland über 50% mehr Arbeitnehmer:innen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden als eintreten.

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Quelle: Statistisches Bundesamt, 2021. Kultusministerkonferenz, 2019 & 2020. Bundesagentur für Arbeit, 2021. Bundesinstitut für Berufsbildung, 2020

Insbesondere in den für die DB wichtigen Berufsgruppen wird deutlich, wie eng der Arbeitsmarkt ist. So wird beispielsweise die Anzahl an Fachkräften im technisch-handwerklichen Bereich kontinuierlich sinken, voraussichtlich um bis zu 10 Prozent und mehr.

Rund 70% unserer aktuell Beschäftigten werden die #DB in den kommenden zehn Jahren aufgrund von Renteneintritt und externer Fluktuation verlassen. Gleichzeitig wird unser Personalbedarf weiter ansteigen. Denn: Die erfolgreiche #Mobilitätswende ist nur mit der Erhöhung der Verkehrsleistung sowie des Ausbaus des Streckennetzes und der Kapazitäten umsetzbar. Daher halten wir auch in Krisenzeiten an unserer #Einstellungsoffensive und unserem jährlichen Ziel von 20.000 neuen Mitarbeitenden fest. Allein in diesem Jahr haben wir bereits mehr als 24.000 neue Mitarbeitende eingestellt. 5.200 Nachwuchskräfte haben ihre Ausbildung oder ihr Studium bei der DB begonnen - ein neuer Rekord. Doch in Zukunft wird es aufgrund der genannten Faktoren immer schwieriger, eine ausreichende Personaldeckung zu erzielen. Wie begegnen wir also diesen Herausforderungen? 

Die langfristige Bindung der Mitarbeitenden ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor

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Unsere oberste Prämisse ist es, den Menschen und die individuellen Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen und das #Bindungskonto zu stärken. Wir bieten Mitarbeitenden flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodelle, Sabbaticals sowie die Wahl zwischen mehr Urlaub, weniger Arbeitszeit oder mehr Entgelt. Für unsere Beschäftigten im operativen Bereich ist Remote Work nicht immer umsetzbar – aber auch hier ermöglichen wir etwa durch eine selbstbestimmte Dienstplanung eine bessere Work-Life-Balance und treiben anhand der Digitalisierung auch hier eine größere Flexibilisierung voran. Teilzeitpositionen sind bei uns nun die Regel, Vollzeit die Option. Über unsere individuellen Weiterbildungs- und Karriereangebote ist die Fortbildung stärker flexibilisiert und Entwicklungsperspektiven werden rechtzeitig aufgezeigt. Davon profitieren auch ältere Mitarbeitende, die mit ihrem Wissen und ihrer langjährigen Expertise besonders wertvoll für Unternehmen sind. Rund 14 % unserer Belegschaft sind unter 30 Jahre alt, 42 % über 50 Jahre. Das zeigt – #Altersdiversität ist ein zentrales Thema. Unternehmen müssen umdenken und daran arbeiten, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das alle Generationen berücksichtigt - und vor allem wertschätzt. Der Renteneintritt sollte nicht zwangsläufig das Ende des Berufslebens bedeuten - hier müssen neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die flexible Einbindung zu ermöglichen.

Bessere Verzahnung von Bildungssystem und Wirtschaft

Ein steht fest: Wir müssen bereits während der Schulzeit alle Kinder gleichermaßen für Berufe in den Bereichen Technik, Handwerk und Soziales begeistern. Ohne diese Berufe werden wir die digitale und ökologische Transformation nicht auf den Weg bringen können. Daher muss die Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung mehr anerkannt werden. Bei der DB haben wir Ausbildungsstätten modernisiert und neue aufgebaut, zusätzliche Ausbilder:innen eingestellt und die Qualität der Ausbildung nicht zuletzt durch Digitalisierung deutlich weiterentwickelt.

Ein weiteres Problem: Die Zahl der Schulabgänger:innen ohne Abschluss steigt kontinuierlich, aktuell liegt sie bei rund 14 Prozent. Insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozial benachteiligten Familien sind hiervon betroffen. Das ist eine wichtige Stellschraube, an der wir gemeinsam drehen müssen. Wir brauchen diese Arbeitskräfte für eine erfolgreiche Wirtschaft, aber auch für eine starke Gesellschaft, denn die Teilhabe am Arbeitsmarkt ist ein wichtiger Faktor für gelungene #Integration und #Chancengleichheit. Haben sie den Schulabschluss geschafft, fehlt es vielen an einer Anschlussperspektive. Das ändern wir nur, indem wir den Übergang zwischen Schule und Berufswelt besser miteinander verzahnen und Zugangsbarrieren abbauen.

So verzichten wir bei Ausbildungsstellen inzwischen vollständig auf Bewerbungsanschreiben. Mit unserem Einstiegsqualifizierungsprogramm „Chance plus“ bilden wir geflüchtete oder gering qualifizierte Menschen für den Arbeitsmarkt aus und bieten ihnen Perspektiven bei der DB.

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 Es ist wichtig, neues Potenzial zu erschließen

Doch das alles hilft nichts, wenn wir keine gezielte Zuwanderung von Fachkräften fördern. Durch den Ausbau unseres Cross Border Recruitings wollen wir vermehrt internationale Talente anziehen. Seit 2019 haben wir diverse Projekte in über 10 Ländern realisiert. So konnten wir z. B. qualifizierte Elektriker:innen und Oberleitungsmonteur:innen aus dem Westbalkan für die DB gewinnen. Wir setzen dabei auf einen ganzheitlichen Rekrutierungsansatz. Sprachkurse oder ehrenamtliche Soziallots:innen von Soziale und kulturelle Integration - SUKI sind nur einige der Maßnahmen, mit denen wir die neuen Mitarbeitenden während des Pre- und Onboardings unterstützen.

#Vielfalt ist schon jetzt eine der großen Stärken der DB: Mit weltweit 330.000 Mitarbeitenden aus vier Generationen, über 100 Kulturkreisen und unterschiedlichsten Glaubensrichtungen sind wir schon heute ein Spiegelbild der Gesellschaft. Mit 500 Berufsbildern, 50 Ausbildungsberufen und 25 dualen Studiengängen schaffen wir den Rahmen für individuelle Fähigkeiten und Vielfalt.

In ausgewählten Bereichen soll es zukünftig möglich sein, Englisch als Arbeitssprache zu etablieren. Das Angebot unserer „Wo- Du-Willst-Jobs“ soll international ausgebaut werden. Wir müssen Studienabbrecher:innen als weitere Mitarbeiter:innen gewinnen, indem wir eine direkte Anschlussperspektive bieten und ergänzende Wege zur Berufs- und Funktionsausbildung stärken, etwa durch den Quereinstieg. Bei der DB können sich Bewerber:innen im Zeitraum von 6-18 Monaten zu Lokführer:innen, im Bordservice oder im Bereich der Elektrotechnik weiterbilden lassen, um dann direkt bei der DB durchzustarten.

Sie sehen, der deutsche Arbeitsmarkt spitzt sich zu – und er ist umgeben von Krisen, die ihn beeinflussen. Wir brauchen deshalb dringend eine Gemeinschaftsinitiative von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die kommenden Herausforderungen erfolgreich zu meistern.

Martin Seiler dabei hat die Deutsche Bahn soviele Fachkräfte, welche sich jedoch aus persönlichen Gründen für einen "anderen" Beruf entschieden haben. Manche hatten Führungspositionen inne, möchten dies aber einfach nicht mehr. Dann gibt es viele ungeschliffene Rohdiamanten, oder Personen, welche an anderer Stelle ggfs. Besser gebraucht würden. Es kommen jährlich tausende Bewerbungen rein. Wird beim #recruiting überhaupt eine Statistik geführt, ob andere Stellen besser zum Bewerber passen würden? Klar fehlen diese Personen wieder an anderer Stelle und das ist der Teufelskreis. Dann kommt noch der Datenschutz hinzu. Aber nur mal als Denkansatz vielleicht.

Clara Gruitrooy

Co-Founder & Secretary General, EMA e.V. | Chairperson Federal Board, Working Moms e.V. | Advisory Board Member | Mentoring Expert | Experienced Manager & Leadership Coach

1 Jahr

Toll, dass ein so großer Arbeitgeber wie die #DB Vorreiter für #Flexibilität #Diversity und #Chancengleichheit werden will! Ohnehin bin ich begeistert, dass erste Programme in Kooperation mit #Nordafrika anlaufen! Hier muss das Ziel sein, Braindrain zu verhindern und zirkuläre Modelle zu schaffen, die allen zugute kommen. Euro-Mediterranean-Arab Association (EMA e.V.)

Wenn ein wirkliches Interesse besteht, dann ist es ratsam in die Offensive zu gehen. Das heißt auch dem Trend der Zeit zu folgen. Wenn Fachkräfte gewonnen sind, ist die Bemühung oftmals zu Ende. Es sollte einem jeden Arbeitgeber ein Anliegen sein, dass seine Mitarbeiter eine hohe Corporate Identity haben. Das schafft nicht nur ein gutes Image sondern auch interessierte Neubewerbungen.

Benjamin Linden

EMEA and Giga Berlin Recruitment Manager bei Tesla

1 Jahr

Absolut richtig. Es braucht nun disruptive Maßnahmen der Arbeitgeber, wer hier Vorreiter ist hat mittelfristig die besten Chancen von dieser Herausforderung wenig Druck zu spüren.

Kadir Ucar

➡️ Blogger (Bahn)

1 Jahr

Vielleicht wäre unsere Jobbörse etwas? dereisenbahner-jobs.net

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