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Abstrakte Figuration in der Malerei von Erin Cone
Anmutige Frauenfiguren zeigen Seiten-, Rücken- und Frontalansichten. Mal ist ein geneigter Frauenkopf angeschnitten, mal verschwindet eine Schulter außerhalb des Bildrahmens. Satte…
Anmutige Frauenfiguren zeigen Seiten-, Rücken- und Frontalansichten. Mal ist ein geneigter Frauenkopf angeschnitten, mal verschwindet eine Schulter außerhalb des Bildrahmens. Satte Farben der Figuren werden von dezenten Hintergründen abgedämpft. Einzelheiten sind mit gekonnter Detailverliebtheit wiedergegeben und wirken in der Gesamtkomposition doch wieder abstrakt.
Die Malerin Erin Cone aus Texas ist eine mehrfach ausgezeichnete Künstlerin, die bereits Erfolge in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA und Europa feierte. Ihre Karriere begann 2001 mit einer ersten Einzelausstellung in einer Galerie in Austin, Texas, als sie noch als Geheimtipp galt. Seitdem wurde sie zweimal als Top Emerging Artist ausgezeichnet und erschien mehrfach in namhaften Kunstmagazinen. Das American Art Collector Magazine, das Southwest Art Magazine und andere Magazine wählten Cone bereits für ihre Cover aus. Heute ist sie eine etablierte Größe in der Kunstwelt und ihre Arbeiten finden Einzug in viele Sammlungen auf der ganzen Welt. Kritiker sind immer wieder fasziniert von ihrer einzigartigen Neuinterpretation der traditionellen figurativen Malerei, ihrem subtilen Spiel mit Formen des Realismus. Dabei arbeitet sie meisterhaft mit Hell-Dunkel-Kontrasten, begrenzten Farbspektren und dem Gegensatz zwischen detailgetreuer Wiedergabe und graphischer Stilisierung.
Das Verfahren, das Erin Cone zu diesem Ergebnis bringt, ist sehr komplex. Bei der Motivsuche macht sie Skizzen von Posen, Gesten und Details. Diese wiederum sind Grundlage für eine Fotografie (zumeist von ihr selbst, manchmal auch von einem Modell). Die anschließende Suche nach der Komposition erfolgt intuitiv. Im Experiment findet Erin Cone die richtige Anordnung der Einzelelemente. „Mir geht es eher um die visuelle Wirkung als um den erzählerischen Kontext, deshalb konzentriere ich mich auf die subtile Anordnung meines Sujets innerhalb eines formalen Rahmens“, beschreibt Erin Cone ihr Verfahren. „Ich schaffe bewusst eine Spannung zwischen fast fotorealistischem Detail und meinem eigenen Vokabular aus visuellen Störungen, die eben diesen Realismus unterlaufen. Diese Dualität ist zentral für meine Arbeit und erlaubt den Figuren, die ich male, zugleich gegenständlich und abstrakt zu sein – wodurch sie eine Emotion hervorrufen, ohne diese genau festzulegen.“
Ist die Komposition gefunden, verfährt Cone nach eigener Aussage sehr traditionell: Skizzen auf die Leinwand zeichnen, mit Farbschichten ausfüllen und unter Umständen im Prozess des Malens Veränderungen zulassen. Resultat sind dann solch beeindruckende Bilder wie Allure, das abstrakt-gegenständliche Porträt/Nicht-Porträt einer jungen Frau im roten Kleid, formal ein elegantes Gleichgewicht aus Starre und angespannter Bewegung, eine gelungene Mélange aus abstraktem Minimalismus und figurativem Realismus.
VITA
1976
Geboren in Lubbock, Texas, USA
1998
Bachelor of Fine Art in Painting, University of Texas, Austin, Texas
Lebt und arbeitet in Santa Fe, USA
Ausstellungen
Einzelausstellungen
2020
Time & Tide, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexico, USA
2018
Boundless, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexico, USA
2017
Stages of Believing, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexico, USA
2016
Wish Fulfillment, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexico, USA
2015
Ineffable, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexico, USA
2015
Emergence, Hespe Gallery, San Francisco, USA
2014
Modiste, Nüart Gallery, Santa Fe, USA
2013
Desiderata, Nüart Gallery, Santa Fe, USA
2012
Theory of Forms, Nüart Gallery, Santa Fe, USA
2012
Ingenue, Hespe Gallery, San Francisco USA
2011
Denouement, Nüart Gallery, Santa Fe, USA
2010
Passages, Hespe Gallery, San Francisco, USA
2009
Blessed Unrest, Nüart Gallery, Santa Fe, USA
2008
Possible Outcomes, Hespe Gallery, San Francisco,USA
2008
Departure, Wally Workman Gallery, Austin, USA
2007
Synchronicity, Nüart Gallery, Santa Fe, USA
2006
Secrets, Hespe Gallery, San Francisco, USA
2005
3, Andreeva Gallery, Santa Fe, USA
2005
Erin Cone: 5th Annual Show, Wally Workman Gallery, Austin, USA
2004
Transformation, Seven-o-seven Contemporary, Santa Fe, USA
2004
Interval, Wally Workman Gallery, Austin, USA
2003
Configuration, Seven-o-seven Contemporary, Santa Fe, USA
Gruppenausstellungen
2021
Caesura, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexico, USA
2019
Figurations 2019, Nüart Gallery, Santa Fe, New Mexiko, USA
2018
New New Real II, Tinney Contemporary, Nashville, Tennessee, USA
2013
20th Anniversary Exhibition, Hespe Gallery, San Francisco, USA
2012
Distilled Memory, Decorazon Gallery, London, UK
2011
In Portrait, Blank Space Gallery, New York City, USA
2010
Gallery Artists, Rosenbaum Contemporary, Boca Raton, USA
2009
Artist’s Choice, Principle Gallery, Alexandria, USA
2008
Inaugural Exhibit, MMFA, Palm Desert, USA
2007
9th Annual Realism Invitational, Jenkins-Johnson Gallery, New York City, USA
2006
Small Works, Principle Gallery, Alexandria, USA
2005
Self Portraits by Contemporary Masters, Andreeva Gallery, Santa Fe, USA
INTERVIEW
Picasso sagte einst, „Du machst keine Kunst, du findest sie“. Wo findest du deine Kunst? Ich konzentriere mich eher auf das Ideal als auf strikten Realismus, und ich finde Ansätze dieses Ideals in der Art, wie ich die Welt betrachte, indem ich das, was ich um mich herum sehe, verdichte und verfeinere. Oft ist es ein bestimmtes Element eines Kunstwerks, das eine Idee auslöst, oder ich nehme einen bestimmten Moment mit absoluter Klarheit wahr - zum Beispiel die Art und Weise, wie der negative Raum um eine Skulptur herum wirkt oder die leere Bühne um einen Tänzer herum. Mit dieser Sichtweise finde ich überall Inspiration: im Design, in der Mode, im Kino, in der Natur, selbst wenn ich nur Menschen beobachte. Wenn ich weiß, was mich motiviert, und meiner Vision treu bleibe, kann ich mich von vielem inspirieren lassen. Von der Idee bis zur Verwirklichung: Wie gehst du an deine Arbeiten heran? In der Regel beginne ich ein neues Werk, ohne es vorher zu planen. Stattdessen lasse ich die Dinge sich entwickeln und male, was mich im Moment am meisten interessiert. Ich beginne mit Skizzen von Posen, Gesten und Ideen, die ich dann als Grundlage für ein Fotoshooting verwende - meistens fotografiere ich mich selbst (oder ein Modell, wenn ich eines finde). Dann bearbeite ich diese Fotos am Computer und erstelle digitale Studien, bevor ich mit dem eigentlichen Gemälde beginne. Wenn ich meine Werke komponiere, habe ich immer das Gefühl, dass es eine richtige Anordnung von Form und Raum gibt - und diese zu finden ist ein sehr intuitiver Prozess. Wenn ich sie gefunden habe, ist das wie die Lösung eines Puzzles. Mein Ziel ist es, zu einer Komposition zu gelangen, die eine inhärente abstrakte Kraft hat, die den gegenständlichen Inhalt verstärkt und gleichzeitig unabhängig davon funktioniert. Sobald ich die visuelle Lösung gefunden habe, die ich suche, gehe ich sehr traditionell vor - ich mache eine detaillierte Unterzeichnung auf der Leinwand, die ich langsam mit wiederholten Mal- und Lasurschichten ausbaue. Beim Malen lasse ich es zu, dass sich das Werk von dem, was ich ursprünglich geplant hatte, unterscheidet - ich arbeite mit dem Unerwarteten, um meinen Ausdruck zu verbessern und etwas Neues zu lernen.
Mit welchem Künstler würdest du gerne Kaffee trinken und worüber würdet ihr sprechen? Georgia O'Keefe ist eine frühe Inspiration, sowohl wegen ihrer Kunst als auch wegen ihres Lebens. Ihre Fähigkeit, völlig realistisch zu malen und gleichzeitig großartige abstrakte Kompositionen zu schaffen, hat meine Arbeit stark beeinflusst. Und natürlich war sie eine der ersten weiblichen Künstlerinnen in Amerika, die in der von Männern dominierten Kunstwelt wirklich etwas bewirken konnte, und das, während sie ihrer eigenen Vision so treu blieb. Sie inspiriert mich auf mehreren Ebenen. Wie kamst du zur Kunst? Ich wollte schon immer Künstlerin werden - seit ich ein kleines Mädchen war - und habe während meiner gesamten Kindheit immer gezeichnet und gemalt. Ich schloss das College mit einem Bachelor of Fine Arts in Malerei ab, glaubte aber nicht daran, dass man als Künstlerin seinen Lebensunterhalt bestreiten könnte. Also arbeitete ich einige Jahre im Grafikdesign, bevor ich mich im Alter von 24 Jahren entschloss, den Sprung zu wagen und hauptberuflich zu malen.
Welche Menschen in deiner Umgebung beeinflussen dich? Für mich besteht der Trick darin, dass ich versuche, mich nicht beeinflussen zu lassen. Ich versuche, den Rat eines meiner Lieblingszitate von Georgia O´Keefe zu befolgen: "Sieh mit deinem eigenen Auge - fühle deine eigenen Dinge mit deinem eigenen Herzen - auf deine eigene Weise - und bringe es zum Ausdruck."
Woran arbeitest du zurzeit? Für eine bevorstehende Ausstellung male ich ein neues Werk, in dem ich meine Erkundung der weiblichen Form im gestalteten/verfeinerten abstrakten Raum fortsetze. Bei dieser neuen Serie interessiere ich mich besonders für die Idee der Pause, die vor dem Handeln und der Entscheidung liegt - der Moment des reinen Potenzials, in dem alles möglich ist. Das Konzept entwickelt sich im Laufe meiner Arbeit weiter und ich bin gespannt, wohin es führt.