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  3. Evolution: Experiment mit Orang-Utans und Messern als Werkzeugen

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Darum versteht Orang-Utan Loui etwas von Steinwerkzeugen

Mit einem Stock will ein Orang-Utan Termiten aus ihrem Bau holen. Bei einem Versuch schneidet einer der Affen nun mit einem scharfen Steinabschlag Mit einem Stock will ein Orang-Utan Termiten aus ihrem Bau holen. Bei einem Versuch schneidet einer der Affen nun mit einem scharfen Steinabschlag
Orang-Utans können sich mit Stöcken behelfen – hier ein Archivbild
Quelle: picture alliance / WILDLIFE
Menschenaffen können scharfe Steine als Messer verwenden – zum Beispiel, um an Futter zu kommen. Doch können sie Werkzeuge auch herstellen? Ein Experiment sollte Antworten geben – ein Affe erwies sich als schlau.
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Orang-Utans können scharfe Steine zum Aufschneiden einer Box nutzen, um an Futter zu gelangen. In einem Experiment gelang das einem Tier nun sogar spontan, ohne dass es zuvor darauf trainiert worden war, berichtet ein Team um Alba Motes-Rodrigo und Claudio Tennie von der Universität Tübingen im Journal „Plos One“.

Die Forscher hatten fünf Orang-Utans mit Futter gefüllte Boxen, größere Steine und scharfe Steinabschläge zur Verfügung gestellt. Um an das Futter in der Box zu gelangen, mussten die Affen etwa eine Silikonmembran durchschneiden. Die Menschenaffen aus Zoos in Großbritannien und Norwegen hatten zuvor keinerlei Training erhalten.

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Bei den Versuchen, die Boxen zu öffnen, nutzte der siebenjährige Orang-Utan Loui einen scharfen Steinabschlag als Werkzeug, mit dem er das Silikon durchschnitt. Zuvor hatte er eine Box geöffnet, indem er die Membran mit einem Stock durchbohrte, den er herbeigeschleppt hatte. Zudem stellten drei Affen selbst scharfe Steinabschläge her, indem sie Steine auf einen harten Untergrund schlugen. Sie nutzten diese aber nicht weiter.

Das Herstellen und Nutzen von Steinwerkzeugen gilt den Forschern zufolge als ein Meilenstein in der Evolution des Menschen. Er konnte damit etwa Fleisch und Früchte schneiden und somit seine Ernährung verbessern. Bei verschiedenen Tieren in der Natur wurde bislang beobachtet, dass sie Steine zum Schlagen nutzen, um an Nusskerne oder andere Nahrung zu gelangen.

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Während der Mensch die ältesten bekannten Steinwerkzeuge auch zum Schneiden genutzt habe, sei dies bei Tieren zuvor noch nicht beobachtet worden, schreiben die Forscher. Die einfachste Erklärung sei, dass die Tiere auf andere Weise an Nahrung kommen, indem sie etwa ihre Zähne nutzen. Daher habe es keine Notwendigkeit und keinen evolutionären Druck für Schneidewerkzeuge bei Affen gegeben. Die Forscher hatten die Notwendigkeit im Versuch jedoch künstlich hergestellt. In dem erfolgreichen Schneideversuch hielt der Orang-Utan Loui den Stein interessanterweise auch im Mund und nicht in der Hand.

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Bereits 1972 hatte der australische Forscher R. V. S. Wright dem jungen Orang-Utan Abang aufwendig beigebracht, ein Seil zu zerschneiden, um an Nahrung in einer Box zu gelangen. Beim Training wurde sogar die Hand des Affen geführt. Auch das Herstellen scharfer Steine wurde ihm beigebracht. Ähnliches schaffte auch der Bonobo Kanzi zwei Jahrzehnte später. Keine der Studien testete jedoch, ob die Tiere spontan von sich schneiden lernten.

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Die neue Studie zeigt, dass Orang-Utans von sich aus scharfe Steine als Schneidewerkzeuge nutzen können und die Fähigkeit besitzen, einen Stein so gegen harte Oberflächen zu schlagen, dass scharfe Steinstücke entstehen. „Allerdings kombinierten die Orang-Utans der Studie diese Fähigkeiten nicht, um eigene Steinwerkzeuge herzustellen und einzusetzen“, sagt Motes-Rodrigo. „Auch nicht, nachdem Menschen dies demonstriert hatten.“

Es ist nach Angaben der Autoren auch keine Beobachtung bekannt, bei der Orang-Utans in der Natur gezielt Steinwerkzeuge hergestellt hätten, um sie danach zu nutzen. Aus anderen Materialien stellen sie dagegen vielerlei Werkzeuge her. So präparieren sie in der Natur etwa Stöcke, um an Termiten oder das Innere hartschaliger Früchte zu gelangen, wie die Forscher berichten.

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Dass Orang-Utans mit Hilfe eines bereitgestellten Holzhammers spontan Nüsse knacken können, hatten Tübinger Forscher 2021 beschrieben. Sie erlernen diese Fähigkeit selbstständig und brauchen dazu keine Anleitung, wie ein weiteres Team um Claudio Tennie damals im Fachjournal „American Journal of Primatology“ berichtete. Das Nussknacken mit Werkzeugen sei damit bei ihnen ein Verhalten, das nicht der kulturellen Weitergabe durch Kopieren bedarf.

Die Zahl der Orang-Utans in der Natur hat in den vergangenen Jahrzehnten stark abgenommen, sie leben heute nur noch auf den Inseln Borneo und Sumatra. Waldbrände, Palmölplantagen und Wilderei setzen dem Bestand zu. Es gibt drei Arten, die von der Weltnaturschutzunion alle als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft werden.

dpa/wb

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