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Webwelt & Technik DVB-T

Mit diesem fingierten Behördenbrief blamiert sich Vodafone

Mit einem Werbebrief wollte Vodafone Nutzer von DVB-T für sich als Kunden gewinnen. Dabei imitierte der Konzern nicht nur einen Amtsbrief, sondern verschwieg und verdrehte auch noch die Fakten.
Vodafone-Schreiben DVB-T2
Behördenstempel und Vorgangsdaten: Vodafone gab sich nicht besonders viel Mühe bei seinem Werbeschreiben
Quelle: Die WELT

Lachsfarbener Briefumschlag, ein fingierter Stempel und ein lustlos gestalteter Briefkopf. Fertig ist das authentisch wirkende Behördenschreiben. Dass dachte sich wohl Vodafone Deutschland, als das Unternehmen einen Werbebrief zur Abschaltung des Antennenfernsehens DVB-T formulierte. In den vergangenen Tagen ging er an Hunderte Verbraucher.

Die Botschaft: Nach der Abschaltung des Fernsehstandards sollte man schnellstmöglich zu Vodafone wechseln. Denn das Glasfaser-Netz des Unternehmens verspreche „neue Möglichkeiten im Bereich des Fernsehens“. Dass auf die Abschaltung von DVB-T allerdings ein neuerer, viel besserer Standard (DVB-T2 HD) folgt, verschweigt Vodafone einfach. Dafür werden die Vorteile und Möglichkeiten des deutlich teureren Kabelfernsehens ausgiebig aufgezählt.

Vor diesem dreisten Kundenfang warnt jetzt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Das Unternehmen treibe die Fernsehzuschauer in die Irre. „Wer Fernsehen über DVB-T schaut, benötigt keinen neuen Kabelvertrag, sondern lediglich einen DVB-T2-kompatiblen Fernseher oder ein entsprechendes Empfangsgerät“, sagt Michael Gundall, Fernsehexperte der Verbraucherzentrale.

Kritik kommt auch vom Projektbüro DVB-T2 HD Deutschland, einer Initiative von ARD, ZDF, RTL, ProSieben Sat.1 sowie den Medienanstalten und dem Verband Privater Rundfunk und Telemedien. „Das Werbeschreiben arbeitet in einer sehr unschönen Art und Weise. Berücksichtigt man das öffentliche Echo, so hat sich der Versender damit keinen Gefallen getan – im Gegenteil“, sagt Sprecher Veit Olischläger.

Solche irreführenden Werbeschreiben sind allerdings keine Seltenheit. „Bereits bei der Einführung von DVB-T vor über zehn Jahren gab es ähnliche irreführende Werbung, damals noch unter dem Namen Kabel Deutschland“, sagt Experte Gundall.

Branche lacht über peinlichen Fehler

Dieses Mal blamiert sich Vodafone allerdings nicht nur mit dem fingierten Behördenschreiben, sondern auch mit dem Inhalt. Bereits im ersten Satz des Textes spricht man von der „Abschaltung des analogen Fernsehdienstes DVB-T“. Dabei handelt es sich bei dem Standard um einen digitalen Dienst. Denn DVB steht für „Digital Video Broadcasting“. „In der ganzen Branche lacht man über diesen Fehler“, heißt es bei einem Experten aus dem Bereich.

Das müssen Sie über die Umstellung beim TV-Empfang wissen

Die Umstellung auf DVB-T2 rückt näher. Verbraucherschützer warnen verunsicherte Konsumenten davor, sich von dubiosen Geschäftemachern beim Kauf neuer Geräte abzocken zu lassen.

Quelle: Die Welt/Peter Haentjes

„Beim Antennenempfang gibt es die die analoge Übertragung schon seit 2008 nicht mehr“, erklärt Fernsehexperte Gundall. Zwar ist bei DVB-T keine Übertragung von hochauflösenden Bildern, also HD-Fernsehen, möglich. Doch im Vergleich zum alten analogen Antennenempfang werden pro Frequenz vier Kanäle, statt nur ein Sender übertragen. Beim neuen Standard DVB-T2 HD sind es nun sogar sechs bis acht Kanäle – bis auf wenige Ausnahmen mit einem hochauflösenden Bild.

Für Fernsehexperte Gundall hinkt das Kabelfernsehen, das Vodafone in seinem Schreiben preist, deswegen auch anderen Technologien hinterher. Während das Antennenfernsehen auf die neue Technolgie setze, die ab dem 29. März 2017 in verschiedenen Regionen Deutschlands eingeführt wird, gebe es bei Vodafone noch nicht einmal einen Abschalttermin für das analoge Kabelfernsehen. Zudem seien im Kabelnetz von Vodafone einige öffentlich-rechtliche Sender wie tagesschau24 oder ZDF.info nur in Standardqualität zu empfangen. Im Gegensatz zu dem alten Antennenstandard werden mit DVB-T2 allerdings jährliche Gebühren von 69 Euro für den Empfang der privaten Sender fällig.

Vodafone hat seinen Fehler inzwischen eingesehen. „Wir haben die weitere Auslieferung dieses Werbebriefes bereits gestoppt“, erklärt ein Sprecher. Das Werbemittel soll überarbeitet werden. „So werden wir künftig den aufgedruckten ‚behördlichen‘ Stempel nicht mehr einsetzen und den inhaltlichen Fehler (analoges DVB-T) vermeiden.“

Grundsätzlich will Vodafone aber nicht von weiteren Werbeschreiben absehen: „Es ist grundsätzlich im Interesse der Verbraucher, Informationen über alternative Angebote zu erhalten.“ Verbraucher sollten also auch in Zukunft darauf achten, was für Schreiben in ihrem Briefkasten landen.

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