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Dolby Atmos – Wenn der Ton von oben kommt

Sound von oben: Dolby Atmos ist der Name des neuen Raumklangverfahrens Sound von oben: Dolby Atmos ist der Name des neuen Raumklangverfahrens
Sound von oben: Dolby Atmos ist der Name des neuen Raumklangverfahrens
Quelle: Computer Bild
Bisher umhüllte der Raumklang das Publikum von vorne und hinten. Mit der Einführung des Tonformats Dolby Atmos kommt der Sound zukünftig auch von oben – im Kino und bald auch daheim.

Worum geht es

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Wer seine Filme zu Hause mit einer Raumklanganlage genießt, hat mehr vom Film: Zumindest akustisch brettern Autos quer durchs Wohnzimmer, Geschosse schlagen hinterm Sofa ein, oben rattert ein Hubschrauber.

Die Firma Dolby verteilt den Klang neuerdings nicht nur in einer Ebene um die Hörer herum, sondern auch über ihren Köpfen. Das Raumklangverfahren Dolby Atmos hat dafür im Kino maximal 34 Tonkanäle, davon zehn an der Decke. Zu Hause sind sieben bis elf Boxen vorgesehen.

Rundum natürlicher Klang

Diese Soundhülle, die das Publikum umgibt, kann aber nicht nur Klangeffekte in unterschiedlichen Höhen erzeugen, sondern auch die gesamte akustische Atmosphäre einer Szenerie viel besser wiedergeben – im Urwald oder in einer Großstadt tragen schließlich auch Geräusche von oben erheblich zur Soundkulisse bei. Selbst die Wahrnehmung von seitlichen Effekten soll Dolby Atmos dank der zusätzlichen Boxen im Raum verbessern.

Außerhalb des Heimkinos ist Atmos nicht ganz neu, bereits seit 2012 werden Filme in diesem Format produziert. In Deutschland gibt es mittlerweile 15 Kinos mit Raumklang von oben. Dort waren Blockbuster wie „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“, „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ und „Maleficent – Die dunkle Fee“ in dem neuen Format zu hören, weitere Filme folgen.

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Insgesamt sind schon über 120 Atmos-Filme im Kino gelaufen oder angekündigt. Das ist für ein Tonformat in den Kinderschuhen beachtlich: Zwei Jahre nach dem Start von Dolby Digital gab es nur etwa halb so viele Filme mit 5.1-Ton. Heute ist Dolby Digital aus der Film- und Fernsehwelt nicht mehr wegzudenken.

An die Decke gehen

Damit sich das neue Tonformat durchsetzt, muss es aber auch die Wohnzimmer erobern. Das klappt freilich nur, wenn Heimkinofans Dolby Atmos einfach nutzen können. Das wird aber gar nicht so einfach, schließlich hat sich schon das Dolby-Digital-Format mit fünf Boxen plus Subwoofer längst nicht flächendeckend durchgesetzt.

Aber hier liegt auch die Chance für Dolby Atmos: Der Unterschied zum Klang etwa einer Soundbar oder gar zum mickrigen Ton der TV-Lautsprecher ist ähnlich gewaltig wie der Unterschied zwischen einem 55-Zoll-LCD-TV mit Full HD und einer alten Röhrenglotze mit 30 Zentimeter Diagonale.

Die große Atmos-Variante sieht vier zusätzliche Lautsprecher an der Zimmerdecke vor: zwei vorne, zwei hinten. Die befinden sich nicht direkt über den Front-und Rear-Speakern, sondern sind ein Stück nach innen in Richtung Hörplatz verschoben. Im Idealfall wölben sich die Lautsprecher wie eine Halbkugel übers Publikum. Kleinere Abweichungen kann die Heimkinoanlage elektronisch ausgleichen.

Ist für vier Boxen kein Platz, reichen für hörbare Atmos-Effekte auch zwei, die sich wahlweise vor oder hinter den Zuschauern montieren lassen. Sinnvoll ist die vordere Position („Front Height“), denn das menschliche Gehör kann Geräusche von vorne genauer lokalisieren.

Atmosphärische Geräusche

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Weil die oberen Boxen hauptsächlich atmosphärische Geräusche und kaum anspruchsvolle Klänge wie Stimmen oder Musik wiedergeben müssen, reichen schon kleine Modelle aus. Die lassen sich entsprechend leicht an der Decke montieren, in einigen Fällen sogar außerhalb des Blickfeldes: Für abgehängte Decken gibt‘s Einbaulautsprecher in allen Qualitätsklassen.

Sind Lautsprecher an oder in der Decke generell ein Problem, weil sich zum Beispiel die Kabel nicht verstecken lassen, sind Lautsprecher, die den Ton nach oben über die Decke reflektieren, eine Alternative. Der Hörer nimmt diese Geräusche so wahr, als kämen sie tatsächlich von oben.

Diese indirekt abstrahlenden Lautsprecher gibt es auch als Aufsätze für bereits vorhandene Lautsprecher. Außerdem bringen zum Jahresende mehrere Hersteller wie Teufel Boxen auf den Markt, die zusätzliche, nach oben abstrahlende Lautsprecher an Bord haben.

Beim Lautsprecherhersteller Teufel in Berlin bekam die Redaktion von „Audio Video Foto Bild“ Gelegenheit zu einem Hörvergleich. Bei diffusen Effekten wie Regen oder Donnergrollen war der Unterschied zwischen echten Deckenlautsprechern und reflektierenden Boxen verschwindend gering, nur exakt lokalisierbare Effekte wie Schläge oder Sprache wirkten etwas undeutlicher. Der Verlust war jedoch relativ gering, viel größer war jedenfalls der Gewinn an Räumlichkeit durch die Höhenkanäle.

Neue AV-Receiver für Atmos

Am auffälligsten wird der Unterschied zwischen Dolby Atmos und bisherigen Raumklangverfahren, wenn die oberen Boxen wieder abgeschaltet werden: Der Klangraum fällt regelrecht zusammen, Musik und Atmosphäre wirken eingeengt und weniger natürlich. Das zeigt, wie wichtig Schallinformationen von oben sind, um die Größe und Beschaffenheit von Räumen zu erleben und die Lokalisierung von Geräuschen zu verbessern.

Neben zusätzlichen Boxen erfordert Dolby Atmos einen AV-Receiver, der das Tonformat dekodieren kann und genügend Lautsprecheranschlüsse hat. Das günstigste Modell mit Dolby Atmos ist derzeit der Onkyo TX-NR636 (410 Euro, Testnote 1,80). Wie andere günstige Modelle kann er nur zwei Deckenboxen zusätzlich zum üblichen 5.1-Set mit Signalen versorgen. Vier Extraboxen steuern erst Receiver der Preisklasse um 2000 Euro an.

Mehr geht natürlich immer: Der französische Hersteller Trinnitov Audio kündigte mit dem Altitude 32 einen Vorverstärker für insgesamt 32 Kanäle an. Das Gerät wird allerdings teurer als ein Kleinwagen sein.

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Die gute Nachricht: Ein neuer Blu-Ray-Player ist für Dolby Atmos in den meisten Fällen nicht erforderlich. Jeder Player, der das Tonformat Dolby-True-HD per HDMI ausgeben kann, eignet sich auch für das neue Tonverfahren – und das sind praktisch alle Blu-Ray-Player, die seit rund drei Jahren auf dem Markt sind.

Die Technik dahinter

Die zusätzlichen Tondaten verpackt Dolby trickreich in die normale Tonspur als sogenannte Klangobjekte. Übliche Tonkanäle enthalten immer den eigentlichen Ton plus Rauminformationen – also etwa die Stimme eines Schauspielers einschließlich des Nachhalls seiner Umgebung.

Die Klangobjekte enthalten nur den trockenen Ton und als Zusatzinformation die gewünschte Platzierung im Raum. Bei der Wiedergabe verteilt der Klangprozessor im Kino oder im AV-Receiver die einzelnen Klangobjekte passend auf die vorhandenen Boxen und errechnet den erforderlichen Raumklang dazu.

So kommt Dolby Atmos mit wenig zusätzlichem Speicherplatz aus und passt problemlos auf Blu-Ray-Discs. Auch für Filme in Online-Videotheken eignet sich Atmos, hier jedoch im Format Dolby Digital Plus, ähnlich komprimiert wie MP3.

Wer nicht auf das neue Tonformat umrüsten möchte, braucht keine Angst zu haben, dass neue Filme stumm bleiben: Dolby Atmos ist abwärtskompatibel. Geräte, die Atmos nicht verstehen, ignorieren die Zusatzinfos und spielen das zugrunde liegende True-HD-oder Dolby-Digital-Plus-Format für fünf bis sieben Boxen ab. Auch Stereowiedergabe ist immer möglich.

Bald auf Blu-Ray-Disc

Quelle: „Audio Video Foto Bild“, Ausgabe 12/2014
Quelle: „Audio Video Foto Bild“, Ausgabe 12/2014
Quelle: Computer Bild

Noch in diesem Jahr sollen erste Filme auf Blu-Ray-Discs mit Atmos-Ton erscheinen: „Transformers – Ära des Untergangs“ und „Hercules“. Nächstes Jahr dann voraussichtlich „Teenage Mutant Ninja Turtles“. Ärgerlich: Vorerst gibt’s nur den englischen Originalton mit Dolby Atmos.

Außerdem will die Online-Videothek Maxdome Filme mit Atmos-Ton anbieten. Das passende Tonformat Dolby Digital Plus verwendet Maxdome bereits seit Anfang des Jahres.

Fest steht: Schon mit zwei zusätzlichen Lautsprechern ist der Klanggewinn beachtlich! Die ersten Höreindrücke zeigen deutlich, wie viel natürlicher und offener das Klangbild wirkt – sogar dann, wenn Effekte von oben eher spärlich eingesetzt werden und das Geschehen vergleichsweise ruhig bleibt.

Quelle: Audio Video Foto Bild. Mehr zum Thema finden Sie in der Audio Video Foto Bild, Ausgabe 12/2014

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