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Von der Forschung profitieren andere – wie Deutschland seinen Fortschritt riskiert

Korrespondent für Innovation, Netzwelt und IT
Zu wenig KI-Aktivitäten in Deutschland werden uns Wachtsumspunkte kosten Zu wenig KI-Aktivitäten in Deutschland werden uns Wachtsumspunkte kosten
Zu wenige KI-Aktivitäten werden Deutschland Wachstumspunkte kosten
Quelle: Getty Images
Studien belegen, dass die deutsche Wirtschaft dabei ist, die KI-Revolution zu verpassen. Insbesondere fehlt es an europäischen Unternehmen, die erfolgreich exportieren. Bei den entsprechenden Patent-Anmeldungen ist Deutschland abgeschlagen.
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Wirtschaftliche Entwicklung verläuft traditionell in Schüben: Jeder wesentliche Technologiefortschritt bringt zunächst ein erhebliches Produktivitätswachstum, das im Zeitverlauf abflacht – bis die nächste technische Revolution für den nächsten Sprung sorgt. Aktuell legen insbesondere die westlichen Volkswirtschaften nur noch relativ langsam zu. Das Produktivitätswachstum in Deutschland hat sich von 1,6 Prozent zwischen 1997 und 2007 auf 0,8 Prozent im Zeitraum 2012 bis 2019 halbiert, so eine aktuelle McKinsey-Studie.

Es fehlt ein neuer Impuls. Der geht in den USA und in Asien von den großen Digitalkonzernen aus, die aktuell massiv in künstliche Intelligenz investieren. Doch diese Akteure fehlen in Deutschland weitgehend, so die McKinsey-Autoren: „Deutschland verfügt über einen kleineren Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor.“ Welche Folgen der deutsche Tech-Rückstand bereits jetzt hat, zeigen mehrere aktuelle Analysen, die WELT teils exklusiv vorliegen.

Der Mangel an Investments könnte sich rächen angesichts des neuesten Technologie-Impulses, der von künstlicher Intelligenz ausgeht: Um bis zu 7,8 Prozent ließe sich die Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe durch generative KI steigern, so das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft im Auftrag von Google. Künstliche Intelligenz, so die IW-Forscher, hat das Potential, die nächste industrielle Revolution anzustoßen: Die Bruttowertschöpfung in Deutschland könnte durch den KI-Einsatz um bis zu 330 Milliarden Euro wachsen.

Doch bislang fehlt es dafür hierzulande an den Konzernen, die aktuell etwa in den USA für einen Entwicklungssprung im Bereich der künstlichen Intelligenz sorgen. Deutschland droht den Anschluss zu verpassen, warnen Forscher der Kreditanstalt für Wiederaufbau in einer aktuellen Untersuchung, die WELT exklusiv vorliegt: „Eine zentrale Schwäche Deutschlands bei künstlicher Intelligenz ist, dass Deutschland als Anbieter von KI-Lösungen nicht etabliert ist. Der Abstand zu den führenden Ländern ist beachtlich“, schreiben die KfW-Forscher, und machen das im internationalen Vergleich an mehreren Kennzahlen fest.

Erster Indikator ist die relativ geringe Zahl von Patentanmeldungen im Bereich der KI-Forschung: Der Anteil Deutschlands an den weltweit angemeldeten KI-Patenten liegt bei 6 Prozent – deutlich hinter den führenden Ländern China und USA mit 29 und 27 Prozent. „Die schwache Position Deutschlands bei der künstlichen Intelligenz ist maßgeblich auf die geringen Patentierungsaktivitäten zurückzuführen“, warnen die KfW-Forscher, und verweisen dabei auf die mangelnde Wachstumsdynamik.

Quelle: lvcandy/GettyImages; Infografik WELT

So hat sich die Anzahl der Patentanmeldungen in China seit Beginn der 2000er-Jahre mehr als verhundertfacht. In Ländern wie Südkorea, USA oder Japan beläuft sich das Wachstum immerhin noch auf das 20- beziehungsweise das Sechs- bis knapp Fünffache. In Deutschland nahm dagegen die Anzahl der Patentanmeldungen um lediglich knapp das Dreifache zu, so die KfW-Analyse.

Als zweiten wichtigen Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Bereich der künstlichen Intelligenz untersucht die KfW die Außenhandelsstatistik: Deutsche KI-Firmen bleiben demnach deutlich hinter der Auslandskonkurrenz zurück, Deutschland ist Netto-Importeur für KI-Technologie. „Deutschland hat hier einen komparativen Nachteil, wir importieren viel mehr als wir exportieren“, erklärt KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

KI gegen den Fachkräftemangel

Zwar planen deutsche Unternehmen laut einer aktuellen Umfrage von KPMG unter großen deutschen Firmen erhebliche Investitionen in KI-Technologie: 53 Prozent der Firmen wollen demnach Investitionen in Generative KI in den nächsten 12 Monaten erhöhen, die Hälfte von ihnen um 40 Prozent oder mehr. Doch von diesen Investitionen profitieren vor allem ausländische Anbieter: Zu den meistgenutzten KI-Modellen, die derzeit in der deutschen Wirtschaft im Einsatz sind, gehören Googles Gemini-Algorithmus (34 Prozent Marktanteil), Microsofts und OpenAIs GPT-Sprachmodell (34 Prozent) sowie erst an dritter Stelle der deutsche Player Aleph Alpha mit 13 Prozent.

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Die Dominanz der US-Firmen in Deutschland ist insbesondere bemerkenswert, da Deutschland gleichzeitig relativ forschungsstark ist, sagt KfW-Forscherin Köhler-Geib. „Wir sind im Bereich der universitären Forschung gut aufgestellt – aber daraus resultieren aktuell zu wenig wirtschaftliche Erfolge.“ Daher schlagen die KfW-Forscher eine Doppelstrategie vor: „Kurzfristig ist ein Schlüssel, dass Firmen verstärkt KI-Anwendungen auf Basis bestehender Modelle für sich entwickeln, einsetzen und so Kompetenzen aufbauen. Andererseits müssen wir die Grundlagenforschung ausbauen.“

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Den Rückstand könne sich Deutschland nicht dauerhaft leisten. Zu wichtig sei der KI-Einsatz, insbesondere auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung hierzulande. „Künstliche Intelligenz kann mittelfristig den Fachkräftemangel zumindest teilweise kompensieren. Dementsprechend hoch sind die Anreize, hier künftig mehr zu investieren“, so Köhler-Geib.

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Doch genau an diesen Investments besonders in deutsche KI-Startups fehle es aktuell, sagt Daniel Abbou, Geschäftsführer des Bundesverbands der KI-Unternehmen. „Es mangelt an Engagement und Risikobereitschaft von europäischen Investoren.“ Zudem fehlten staatliche Anreize und staatliches Engagement etwa im Bereich des Ausbaus der Rechenleistung.

„Wir haben aktuell zu wenige Rechenkapazitäten für das Training künstlicher Intelligenz in Deutschland und in Europa.“ Vielversprechende KI-Startups werden deswegen aktuell häufig von Geldgebern aus den USA finanziert – oder gleich aufgekauft. „Wir laufen in Gefahr, in die komplette Abhängigkeit von außereuropäischen Firmen zu geraten“, warnt Abbou.

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