Nach einer Analyse von Chemnitzer Autoexperten stehen Zehntausende Elektroautos in Deutschland auf Halde. Voriges Jahr habe es einen Rekordwert bei nicht verkauften Fahrzeugen gegeben, erklärte Automobilforscher Werner Olle. Den Überhang bezifferte er auf rund 100.000. Viele E-Autos hätten nicht den Weg zum Kunden gefunden, sondern stünden auf Parkplätzen in Werksnähe, bei Händlern oder in Häfen. Das betreffe Fahrzeuge deutscher Hersteller ebenso wie Importe. Hintergrund sei das abrupte Ende der E-Auto-Förderung, unter der die Inlandsnachfrage gelitten habe.
Das Statistische Bundesamt hatte im Mai berichtet, dass der Export von E-Autos im vergangenen Jahr stark zugelegt habe. Demnach waren 786.000 solcher Fahrzeuge im Wert von 36 Milliarden Euro exportiert worden. Das war ein Plus von 58 Prozent. Damit hatte jeder vierte aus Deutschland ins Ausland verkaufte Neuwagen reinen Elektroantrieb.
„Das Exportventil kann nicht alle Wunden heilen“, warnte Olle. Die Produktion auf Halde sei teuer und könne nur mit Rabatten abgebaut werden. Die Zahlen zeigten eine weitgehende Entkopplung zwischen Produktion und Inlandsnachfrage.
Was würden EU-Zölle gegen China bringen?
Sollte die EU tatsächlich Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos verhängen, hätte dies Modellrechnungen zufolge spürbare Verschiebungen bei Handel und Produktion zur Folge. Bei einem Zoll in Höhe von 20 Prozent würde die Menge importierter E-Autos aus China um 25 Prozent zurückgehen, wie aus Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervorgeht. Kompensiert würde dies demnach durch eine steigende Produktion in der EU und weniger Exporte – die Folge wären höhere Preise für Verbraucher.
2023 wurden 500.000 E-Fahrzeuge aus China nach Europa importiert. 25 Prozent davon entsprächen 125.000 Stück im Wert von insgesamt rund 3,8 Milliarden Dollar, darunter auch viele in China produzierte Autos deutscher Hersteller, wie das IfW erklärte. Den zu erwartenden Anstieg der Verkäufe von in der EU produzierten Elektroautos beziffern die Experten auf 3,3 Milliarden Dollar. Darunter dürften aber Fahrzeuge im Wert von rund einer Milliarden Euro sein, die statt exportiert in den heimischen Verkauf umgeleitet würden.
Die Berechnungen enthalten den Angaben zufolge keine Simulation eventueller Gegenmaßnahmen der chinesischen Behörden. Diese seien „bei dem Ausmaß der Effekte aber zu erwarten“, erklärten die Forscher vom IfW.