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Wirtschaft Gigaset insolvent

Das leise Ende des Festnetz-Telefons

Freier Wirtschaftsredakteur
Ein Festnetztelefon von Gigaset Ein Festnetztelefon von Gigaset
Ein Festnetztelefon von Gigaset
Quelle: picture alliance/dpa
Der Wandel zum Handy setzt Europas führenden Hersteller von Schnurlostelefonen für zu Hause unter Druck. Neue Produkte oder Geschäftsfelder führten nicht zum Gewinn. Hinzu kommen aktuell ungeklärte Eigentumsverhältnisse.
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Es gab Zeiten, da stand in jedem zweiten deutschen Haushalt ein Gigaset-Schnurlostelefon von Siemens. Doch 2008 verkaufte der Weltkonzern aus München sein Telefongeschäft, mit der er einst in Privathaushalten und auf Bürotischen punktete.

Nach einer wechselvollen Firmengeschichte meldet die börsennotierte Gigaset AG jetzt, 15 Jahre später, Zahlungsunfähigkeit an. Für die Produktionstochter ist es eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Eine Formel, die signalisieren soll, dass der Geschäftsbetrieb weiterläuft, aber neue Geldgeber gesucht werden.

Hinter der Pleite des deutschen Traditionsunternehmens in der Telekommunikation, der sich als Europas Marktführer bei Schnurlostelefonen für zu Hause bezeichnet, steckt auch ein grundlegender Wandel, wie telefoniert wird.

Als Joe Kaeser, der damalige Siemens-Finanzchef und spätere Konzernchef bis 2021 die traditionsreiche Telefonsparte verkaufte, signalisierte er bereits die künftige Aufstellung von Siemens auf die Felder Industrie, Energie und Gesundheit. Kommunikationstechnik, einst eine Siemens-Domäne, hatte darin kein Platz, zumal sich auch Technologien rasant ändern.

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Womöglich ahnten die Strategen, dass eines Tages der Trend zum Telefon geht, das nicht nur schnurlos rund um die Basisstation im Haushalt funktioniert, sondern auch unterwegs. So schrumpft der Markt für Schnurlostelefone im sogenannten DECT-Standard seit Jahren.

Je besser Handys und Smartphones funktionieren und die Mobilfunknetze ausgebaut werden, desto weniger werden eigene Schnurlostelefone zu Hause gebraucht. Viele Konsumenten haben nur noch ein Mobiltelefon und keinen Festnetzanschluss.

Ein langjähriger Trend. 2022 kam es regelrecht zu einem Einbruch im Markt der Schnurlostelefone. In den europäischen Kernländern Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Großbritannien und Spanien ging der Absatz um gewaltige 24 Prozent bei den Stückzahlen und knapp 18 Prozent beim Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Da nutzte es wenig, dass sich Gigaset als Marktführer in Deutschland und Europa bezeichnet und bis 2020 über 220 Millionen DECT-Telefone produzierte. Das Unternehmen versuchte mit seiner Siemens-Historie und einem „Made in Germany“-Käufer für sich zu gewinnen.

Seit 1941 produziert das heutige Gigaset-Unternehmen in Bocholt in Nordrhein-Westfalen. Je nach Produktgruppe erreichte Gigaset zuletzt Marktanteile von 43 bis 58 Prozent bei den Stückzahlen. Diese Marktführerschaft hat Gigaset im vergangenen Jahr sogar ausgebaut. Aber die Gigaset-Verantwortlichen wussten, dass der erste Platz in einem insgesamt schrumpfenden Markt keine Zukunftsformel ist.

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So versuchte das Unternehmen in den vergangenen Jahren diverse Strategien, um neue Geschäftsfelder aufzubauen. Gigaset stieg selbst in das Smartphone-Geschäft ein, etwa mit robusten Outdoor-Modellen. Heute wirbt Gigaset damit, der einzige Hersteller von Smartphones aus Deutschland zu sein.

Um sich bekannter zu machen, war Gigaset beispielsweise von 2015 bis 2022 Sponsor des FC Bayern München. Die Fußballstars sollten sich eher mit einem Gigaset-Smartphone als beispielsweise mit iPhones von Apple zeigen. Eine weitere Idee vergangener Jahre war der Gigaset-Einstieg in Smart Home, also das vernetzte Haus und kooperierte zuletzt mit einer Plattform von Bosch.

Doch neue Produkte oder Geschäftsfelder führten nicht zum Gewinn. Wirtschaftlich standen 2022 unter dem Strich 241 Millionen Euro Umsatz, ein Verlust von 5,6 Millionen Euro und 850 Beschäftigten.

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Neben dem Verlust und düsteren Geschäftsaussichten kommen auch ungeklärte Eigentumsverhältnisse mit Großaktionären in Asien hinzu. Im Januar trat mit Magnus Ekerot ein neuer Gigaset-Vorstandschef sein Amt an und Ende Mai schied der Finanzvorstand aus.

Die Hauptversammlung im Juni verlief turbulent. Zwar werden die aktuellen Insolvenzanträge für die Muttergesellschaft Gigaset AG und die Gigaset Communications GmbH mit einem „unerwarteten und erheblichen Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr 2023“ sowie einer schwachen Produktnachfrage begründet.

Doch es heißt auch, dass mit Investoren geführte Verhandlungen über neues Kapital zu keinem Erfolg führten. Der Gigaset-Haupteigentümer sitzt ohnehin weit weg vom Unternehmenssitz Bocholt.

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Es ist der Goldin Fund in Singapur mit gut 72 Prozent Anteil. Nach früheren Dokumenten an die Finanzaufsicht steht dahinter der aus Hong Kong operierende Unternehmer Pan Sutong. Die Goldin Group ist wiederum in den Bereichen Elektronik, Grundstücke, Polo, Wein und Finanzdienstleistungen tätig.

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Auf der Gigaset-Hauptversammlung im Juni verweis der neue Gigaset-Chef laut Protokoll jedoch auf einen Rechtsstreit, wem die Aktien des Goldin Fund derzeit tatsächlich gehören, nachdem sich die Gesellschaft in Liquidation befinde. Es gebe einen Rechtsstreit mit einer in der Öffentlichkeit nicht bekannten Giant Achiver Holdings Ltd.

Diese Gesellschaft verlangte einen Tag vor der Hauptversammlung die Verschiebung des Termins, was abgelehnt wurde. Die Aktien des Goldin Fund durften dafür nicht an den Abstimmungen teilnehmen, ein extrem ungewöhnlicher Vorgang. Jetzt ist offen, ob sich ein Investor für das Schnurlos-Telefongeschäft oder die anderen Aktivitäten findet.

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