Ein iPhone aus Titan. Was früher nur Edeluhren oder Brillen vorbehalten war, hüllt nun das iPhone 15 Pro und das größere iPhone 15 Pro Max ein. Das Material hat etwas für sich: Es ist leichter als die bisherigen iPhone-Rahmen, zugleich aber auch widerstandsfähiger. Im Weltraum hat es sich im Marsrover der Nasa bewährt.
In seiner wichtigsten Präsentation des Jahres hat Apple am Dienstag vier neue iPhone- und zwei neue Apple-Watch-Modelle vorgestellt. In allen Geräten schickt der Konzern seinen Lightning-Anschluss in den Ruhestand. Die neuen iPhones sind mit USB-C-Buchsen zum Laden und Datentransport ausgestattet.
Ganz freiwillig macht Apple das nicht. Der Konzern reagiert damit auf eine Richtlinie der Europäischen Union, die mit einem einheitlichen Standard den Elektroschrott reduzieren will. Doch auch im Alltag hat das für Apple-Nutzer Vorteile. Brauchen ihre AirPods oder Apple Watches unterwegs Strom, können sie ihn mit einem USB-C-Kabel aus dem iPhone holen.
Man könnte es fast schon eine Apple-Tradition nennen: Was Apple im Vorjahr in seinem iPhone Pro zur Aufführung brachte, findet im aktuellen Basis-Modell seine Wiederkehr. Und so verhält es sich auch mit dem iPhone 15, das gleich eine ganze Reihe von Anleihen aus dem iPhone 14 Pro macht: Es bekommt mit dem A16 nicht nur das Chipset aus dem Vorjahr, sondern auch das hellere Display und die 48 Megapixel starke Hauptkamera, die es bisher nur im Pro-Modell gab.
Alle neuen Modelle haben zudem eine Funktion, die Apple „Dynamic Island“ nennt. Damit löst sich der Notch, also die Aussparung für die Selfie-Kamera und das Face-ID-System für die Gesichtserkennung, vom oberen Rand und ist nun eine längliche Aussparung, die vom Display umgeben ist. Sie wird mithilfe von Software und Animation zu einem Teil der Darstellung auf dem Display.
Startet man einen Anruf oder Timer oder spielt einen Song ab und wischt auf dem Display nach oben, um zum Homescreen zu gelangen, verschwindet die Anwendung in der dynamischen Insel und nutzt dabei auch den Platz links und rechts der Aussparung. Dort angetippt, zeigt sich die App wieder im Vollbild, gedrückt gehalten, vergrößert sich die Box und zeigt Bedienelemente, um etwa den Timer zu stoppen oder zum nächsten Song zu springen.
Auch beim iPhone 15 achtet Apple darauf, dass es zwischen den Basis- und Pro-Modellen noch einen gehörigen Abstand gibt. So muss das iPhone 15 auf das Always-On-Display verzichten, das es nur im iPhone 15 Pro und Pro Max gibt. Das gilt auch für die hohe Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz, die eine sehr flüssige Darstellung auf dem Display bedeutet.
iPhone Pro-Modelle mit neuer Technik
Nur die Pro-Modelle bekommen zudem das neue Chipset A17 Pro, das noch einmal deutlich leistungsfähiger und energiesparsamer ist als der Vorgänger. Es spielt seine Vorteile vor allem bei grafisch sehr aufwendigen Spielen aus. Apple behauptet damit eine Grafikqualität zu erreichen, wie man sie sonst nur von Spielkonsolen kennt.
Auch den neuen Action-Button gibt es nur im Pro-Modell. Er löst den bisherigen Lautlos-Schalter ab. Nutzer können den neuen Button mit zusätzlichen Optionen belegen, um so beispielsweise schnell auf die Kamera oder Taschenlampe zugreifen, eine Audioaufnahme zu starten, die Lupe zu aktivieren oder selbst programmierte Kurzbefehle daraufzulegen.
Mit einem Upgrade sollen die Pro-Modelle noch in diesem Jahr in der Lage sein, Spatial Videos aufzunehmen. Apple meint damit Videos mit einem 3D-Effekt, die dann mit dem Mixed-Reality-Headset Vision Pro betrachtet werden können, wenn sie im kommenden Jahr erscheint. Möglich wird das, weil das Video zugleich von zwei Kamera-Linsen der Pro-Modelle gefilmt wird.
Apple-Nutzer blickten bisweilen etwas neidisch auf Android-Smartphones, die zum Teil mit sehr starken Zoom-Kameras ausgestattet sind. Mit dem iPhone 15 Pro Max liefert nun auch Apple einen leistungsstarken 5-fach optischen Zoom, der einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 120 mm entspricht. Zudem hat Apple nach eigenen Angaben die Qualität der Aufnahmen bei wenig Licht und die Bildstabilisierung deutlich verbessert.
Alle neuen iPhone-Modelle haben die zweite Generation des Ultrawideband-Chip (UWB) verbaut, der im Vergleich zum Vorgänger eine dreimal größere Reichweite hat. Mit ihm können Geräte in der Nähe zentimetergenau verortet werden, wenn sie ebenfalls einen UWB-Chip eingebaut haben.
So wird es künftig auch möglich sein, mithilfe dieser Technologie Freunde mit einem iPhone zu finden, die ihren Standort freigegeben haben, was insbesondere an sehr belebten Orten hilfreich sein kann.
Hintergrundgeräusche verschwinden
Neu ist zudem bei allen Modellen die Möglichkeit, während eines Telefongesprächs die Hintergrundgeräusche fast vollständig auszublenden, indem die Stimmisolation eingeschaltet wird. In den USA können Nutzer künftig über Satellit nicht nur eine Notfall-SOS-Nachricht verschicken, sondern auch bei Autopannen Hilfe über Satellit rufen. Das Prozedere dafür ähnelt der SOS-Nachricht.
Neben den neuen iPhone-Modellen hat Apple auch die Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 vorgestellt. Zum ersten Mal seit drei Jahren bekommen die Modelle mit dem S9 einen neuen Chip, der leistungsfähiger und stromsparender ist.
Damit können einige Siri-Befehle nun auch ohne Netzverbindung direkt auf der Uhr ausgeführt werden, etwa das Einrichten eines Timers. In beiden Modellen hat Apple noch einmal die Helligkeit des Displays erhöht und den neuen UWB-Chip der zweiten Generation eingebaut.
Was für viele Nutzer eine Erleichterung sein kann: Die neuen Apple Watches lassen sich mit nur einer Hand bedienen. Apple hat sich dafür die Doppeltipp-Geste einfallen lassen. Dabei tippen Nutzer den Zeigefinger und Daumen der Hand, an der die Uhr getragen wird, zweimal zusammen und steuern damit die hervorgehobene Schaltfläche einer App.
Auf diese Weise können sie einen Timer oder Wecker stoppen, Musik abspielen oder pausieren, Anrufe annehmen und beenden. Die Doppeltipp-Geste soll im Oktober über ein Update auf die neuen Uhren kommen. Für die Funktion arbeiten der Beschleunigungs-, Gyro- und optischen Herzsensor zusammen.
Ein Algorithmus „erkennt die einzigartigen Muster kleiner Bewegungen des Handgelenks und Änderungen im Blutfluss, wenn Zeigefinger und Daumen einen Doppeltipp ausführen“, erklärt Apple die Arbeitsweise.
Alle neu vorgestellten Geräte sind ab dem 22. September verfügbar. Die Preise liegen je nach Ausführung zwischen 949 Euro und 1949 Euro und damit leicht unter den Preisen der Vorgängermodelle.
„Alles auf Aktien“ ist der tägliche Börsen-Shot aus der WELT-Wirtschaftsredaktion. Jeden Morgen ab 7 Uhr mit unseren Finanzjournalisten. Für Börsenkenner und -einsteiger. Abonnieren Sie den Podcast bei Spotify, Apple Podcast, Amazon Music und Deezer. Oder direkt per RSS-Feed.