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Entführungen und Explosionen

„Neue Dimension der Gewalt“ – Kölner Polizei sieht Verbindung zur „Mocro-Mafia“

Veröffentlicht am 10.07.2024Lesedauer: 3 Minuten

Nordrhein-Westfalen wird überschattet von einer Serie von Anschlägen. Die Tathintergründe sollen im Bereich des organisierten Drogenhandels liegen. „Diese Banden zeichnen sich durch absolute Kaltblütigkeit aus“, sagt Clan-Experte Klaus Nachtigall.

Konflikte unter Drogenhändlern haben in Deutschland zugenommen. Die Kölner Polizei beobachtet „extreme Bedrohungsszenarien“. Die Banden schreckten nicht vor dem Einsatz von Sprengstoff und Maschinenpistolen zurück.

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Es geht um Entführungen, Explosionen und die Bedrohung von Unbeteiligten: Die Kölner Polizei beobachtet unter Drogenhändlern „eine neue Dimension der Gewalt im Bereich der organisierten Kriminalität“. Diese habe es in Deutschland so noch nicht gegeben, sagte Kriminaldirektor Michael Esser.

Die Kölner Polizei hatte am Freitag zwei Geiseln aus der Gewalt von Entführern befreit. Die Beendigung dieser Geiselnahme sei äußerst prekär gewesen. Es handele sich um einen der komplexesten Einsätze, die die Polizei in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren zu bewältigen gehabt habe, sagte Esser.

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„Es kam zu extremsten Bedrohungsszenarien“, so Esser. „Wir mussten sogar annehmen, dass Maschinenpistolen eine Rolle spielten.“ Man habe damit rechnen müssen, dass die Täter die Geiseln umbringen würden. Drei Tatbeteiligte habe man entkommen lassen müssen, um das Leben der Geiseln zu schützen.

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Hintergrund der Entführung sei die organisierte Kriminalität im Drogenbereich, es stünden Geldforderungen im Raum. In diesem Zusammenhang seien auch mehrere Explosionen Ende Juni und Anfang Juli zu sehen. Die niederländische „Mocro-Mafia“ werde verdächtigt, in die Taten verwickelt zu sein. „Mocro“ ist in den Niederlanden ein Slangwort für Marokkaner. Der Begriff hat sich zu einem Synonym für organisierte Drogenkriminalität im großen Stil entwickelt.

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Drogenbanden besitzen „Elefantenhirn“

„Was man sieht, ist, dass den Agitatoren, die dieser Gruppierung angehören, Grenzen egal sind“, sagt Oliver Huth, NRW-Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), der Deutschen Presse-Agentur. „Die haben keine Sorge, diesen Konflikt in Nordrhein-Westfalen weiterzuverfolgen. Es fehlt Geld, viel Geld, und solange das nicht zum Ausgleich gebracht worden ist, wird das hier weiter eskalieren.“ Diese Gruppierungen hätten ein „Elefantenhirn“, sodass auch in einigen Monaten noch Racheakte zu befürchten seien – schließlich wolle man sein Gesicht nicht verlieren. Deshalb würden auch bewusst abschreckende Videos verbreitet.

Dass es hier um Cannabis gegangen sein soll, ist für Huth kein Zufall: „Das ist ein schöner Gruß für Herrn Lauterbach nach Berlin für seinen Schwarzmarkt.“ Die Liberalisierung der Cannabis-Gesetzgebung habe das Geschäft belebt, vorhanden sei vorerst aber nur Marihuana vom illegalen Schwarzmarkt. Michael Mertens, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), bestätigt der dpa: „Die niederländische Drogenmafia ist längst hier, und NRW als Verkehrsdrehscheibe ist da ein Dreh- und Angelpunkt. Was man sich klar machen muss: Das sind wirklich Täter von äußerster Brutalität. Und deshalb muss die Polizei entsprechend stark aufgestellt sein.“

Für NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigt der Einsatz in Köln, dass die Polizei entschlossen gegen Drogenbanden vorgehe. „Wir lassen nicht locker. Wir ermitteln weiter, werden weiter durchsuchen und diejenigen dingfest machen, die mit viel krimineller Energie ans große Geld wollen – zu Lasten anderer“, sagt Reul der dpa. „Das Drogengeschäft ist perfide und führt ins Verderben. Da hilft es auch nicht, wenn manche Betäubungsmittel verharmlost werden.“

dpa/sebe/con