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Glastonbury Musikfestival

„Widerwärtig“ – Britischer Minister empört über Banksys Flüchtlings-Installation

Veröffentlicht am 04.07.2024Lesedauer: 3 Minuten
Ein Schlauchboot mit Puppen in Rettungswesten „surft“ in der Menschenmenge auf dem Glastonbury Festival
Ein Schlauchboot mit Puppen in Rettungswesten „surft“ in der Menschenmenge auf dem Glastonbury FestivalQuelle: picture alliance/Cover Images/CelebrityPhotosUK

Der britische Künstler Banksy hat mit einer Aktion auf dem Glastonbury Festival auf das Schicksal von Migranten im Ärmelkanal aufmerksam gemacht. Innenminsiter Cleverly kritisierte die Installation scharf als verharmlosend. Der Künstler konterte umgehend.

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Der britische Street-Art-Künstler Banksy streitet sich wegen einer Kunstaktion mit dem britischen Innenminister James Cleverly. Mit der Aktion auf dem Musikfestival Glastonbury, mit der er auf das Schicksal irregulärer Migranten im Ärmelkanal aufmerksam gemacht hat, streitet sich Banksy mit dem britischen Innenminister James Cleverly. Der Künstler, dessen Identität unbekannt ist, hatte bei dem Musikfestival am vergangenen Freitag ein Schlauchboot mit Puppen in orangefarbenen Schwimmwesten in die Menge hieven lassen.

Während eines Auftritts der Punkband „Idles“ in Glastonbury am Freitag war ein Schlauchboot mit Puppen in Rettungswesten in dem Moment von den Zuschauern in einer Art „Crowdsurfing“ über die Menge getragen worden, als die Musiker ein Lied über die hasserfüllte Rhetorik beim Thema Einwanderung anstimmten.

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Zunächst war davon ausgegangen worden, dass die Aktion Teil des Auftritts der Band war. Glastonbury ist eine Stadt im Südwesten Englands und fand erstmalig im Jahr 1970 statt. Seitdem hat sich das Festival von wenigen Tausend Besuchern hin zu einem Event mit mehreren Hunderttausend Musikfreunden entwickelt.

Im Gegensatz zu Banksys Identität ist die des Innenministers bekannt. Er heißt James Cleverly und gehört der Konservativen Partei an
Im Gegensatz zu Banksys Identität ist die des Innenministers bekannt. Er heißt James Cleverly und gehört der Konservativen Partei anQuelle: dpa/Belinda Jiao

Später wurde jedoch offenbart, dass es sich um ein Banksy-Kunstwerk handelte, das dieser nicht mit der Band abgesprochen hatte. Daraufhin kritisierte Innenminsiter Cleverly, die Aktion sei widerwärtig und inakzeptabel und „trivialisiere“ die Überfahrt von Migranten mit kleinen Booten. Nun schlug Banksy zurück. Cleverlys Kritik sei „ein bisschen übertrieben“, schrieb der aus Bristol stammende Brite auf seinem offiziellen Instagram-Account, auf dem er seine Werke und Aktionen öffentlich macht.

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Banksy betonte, das von ihm finanzierte Rettungsschiff „MV Louise Michel“ habe in der Nacht zum Montag 17 unbegleitete Minderjährige aus dem Mittelmeer gerettet. „Als Strafe haben die italienischen Behörden es festgesetzt – was mir widerwärtig und inakzeptabel erscheint.“

Den Angaben zufolge wird der Crew des unter deutscher Flagge fahrenden Schiffes vorgeworfen, Anweisungen missachtet zu haben. Demnach sollte die „Louise Michel“ nach der Rettung den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo ansteuern.

Wegen des vorhergesagten schlechten Wetters habe die Crew Kurs auf Lampedusa genommen und schließlich die Erlaubnis erhalten, die Überlebenden dort an Land zu bringen. Die Initiative sei am Dienstag über die Festsetzung informiert worden.

Rettungsschiffe werden immer wieder festgesetzt

Unter der rechtsnationalen Regierung Italiens wurden neue Regeln für private Seenotretter erlassen. Immer wieder werden die Schiffe von Hilfsorganisationen nach Einsätzen für mehrere Tage festgesetzt. Die Organisationen und Initiativen kritisieren, dass sie durch die Festsetzungen auf dem Mittelmeer weniger präsent sind.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Eine staatlich organisierte Mission zur Rettung von Flüchtlingen gibt es nicht. Seit Beginn des Jahres sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 1000 Flüchtlinge und Migranten bei der Überfahrt gestorben oder sie werden vermisst. Für das vergangenen Jahr zählt die IOM mindestens 3155 Tote und Vermisste.

Migration ist vor der Parlamentswahl am Donnerstag ein wichtiges Thema in Großbritannien. Jedes Jahr kommen Zehntausende Menschen ohne die notwendigen Papiere über den Ärmelkanal ins Land.

Der konservativen Regierung in London ist das ein Dorn im Auge. Sie will die irregulären Migranten mit scharfen Gesetzen abschrecken und ohne Rücksicht auf die Herkunft nach Ruanda abschieben. Bei der Abstimmung dürften die Konservativen von Premierminister Rishi Sunak aber abgewählt werden. Die wahrscheinlich neue sozialdemokratische Regierung will den Ruanda-Plan streichen.

dpa/epd/saha