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  5. Philipp Lahm bei EM 2024: „Werde schon mal für einen Volunteer gehalten“

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EM Unterwegs mit Philipp Lahm

„Müssen uns in Deutschland eingestehen, dass wir zu wenig an unserer Infrastruktur gearbeitet haben“

Zwischenbilanz nach zwei Wochen EM – „Das Land verspürt eine Euphorie“

Die EM 2024 läuft seit zwei Wochen und WELT-Chefreporter Steffen Schwarzkopf zieht eine positive Zwischenbilanz: „Einige waren zwar etwas länger unterwegs, aber muss man auch einplanen, dass es etwas ruckelig läuft“, so Schwarzkopf bezüglich der verspäteten Züge der Deutschen Bahn.

Quelle: WELT TV

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Franz Beckenbauer wählte bei der Weltmeisterschaft 2006 meist den Hubschrauber, Philipp Lahm reist bei der EM auch aus ökologischen Gründen mit der Bahn. Eine Zugfahrt mit dem Turnierdirektor - und ein Blick in seine Zukunft.
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Philipp Lahm ist der Turnierdirektor dieser Fußball-Europameisterschaft. Mit der Bahn reist der 40-Jährige durchs Land von Spiel zu Spiel. Wir begleiteten ihn.

Frage: Herr Lahm, Ihr EM-Motto könnte auch heißen: „Mit Zug zum Tor!“ Sie fahren als Turnierdirektor mit der Bahn von Stadt zu Stadt. DFB-Stürmer Niclas Füllkrug erzählte von einer Fahrt zum Treffpunkt, bei der er von Schülern einer Abi-Fahrt erkannt wurde und ein Frage-und-Antwort-Spiel mitmachte. Was war die schönste Begegnung, die Sie bisher im Zug hatten?

Philipp Lahm: Ich muss vorwegsagen: Ich reise immer ein wenig – sagen wir mal – getarnt. Käppi ins Gesicht gezogen, hinten drauf meinen Uefa-Euro-Rucksack. So werde ich schon mal für einen Volunteer gehalten und wurde sogar einmal nach dem Weg gefragt (lacht). Am schönsten ist es für mich, wenn ich inkognito einfach nur die Fans in den vielen verschiedenen Trikots beobachten und mit lauschen kann, was sie über unsere EM erzählen. Da spitze ich natürlich die Ohren, wie die Lage so ist.

Frage: Und wie sehen die Fans die ­Lage?

Lahm: Seit dem Startschuss ist die Begeisterung da, die wir uns alle erhofft haben. Wir präsentieren uns auf der einen Seite als gute Gastgeber, aber wir haben auf der anderen auch wahnsinnig tolle Gäste. Ich bin beeindruckt, wie viele Fans von jeder Nation zu uns gereist sind. Ob das die Georgier, Rumänen, Ukrainer, Polen oder Niederländer sind – das habe ich so noch nie erlebt.

Holland zeigt, wer Party-Meister ist

Frankreich ist gegen die Niederlande bei der Fußball-EM nicht über ein Unentschieden hinausgekommen. Und die Holländer zeigen Europa, wie man feiert. Das bekam auch WELT TV-Reporterin Alina Quast zu spüren.

Quelle: WELT TV / Thomas Klug

Frage: Franz Beckenbauer flog 2006 mit dem Helikopter von Spiel zu Spiel. Warum haben Sie die Bahn gewählt? Einen Hubschrauber hätten sicher auch Sie bezahlt bekommen ...

Lahm: Man muss einfach sagen, dass sich die Zeiten geändert haben. Was der Franz gemacht hat, war beeindruckend. Das Motto war damals „Zu Gast bei Freunden“, und Franz Beckenbauer war eben dieser Freund, den man überall getroffen hat. Heutzutage würde es aber nicht mehr passen, wenn der Turnierdirektor mit dem Heli von Spiel zu Spiel fliegt. Wir haben eine Nachhaltigkeitsstrategie in der Bewerbung abgegeben, deshalb war es für mich von Anfang an klar, dass ich so viel wie es geht Bahn fahre.

Frage: Wie viele Verspätungsminuten haben Sie schon?

Lahm: Die bisherigen Verspätungen waren überschaubar, immer nur ein paar Minuten. Am Freitag hat mir die Deutsche Bahn dann leider einen Strich durch meine Reiseplanung gemacht, aber zur zweiten Halbzeit war ich dann im Stadion beim Spiel Ukraine gegen die Slowakei. Generell weiß ich aber um das Problem und die Herausforderungen, mit denen viele Fans bei ihren Reisen mit der Bahn derzeit zu kämpfen haben. Wir müssen in Deutschland wieder intensiver die Infrastruktur verbessern, das wurde in den letzten Jahren versäumt.

Internationale EM-Fans lästern über Bahn-Chaos – „Fahrgäste, die das alles nicht kennen“

Viele internationale Gäste, die zu EM-Spielen nach Deutschland gereist sind, beklagen sich im Netz über Wartezeiten und überfüllte Züge der Deutschen Bahn. Sogar die „New York Times“ griff die Kritik auf. Darüber spricht Mobilitätsforscher Prof. Christian Böttger bei WELT TV.

Quelle: WELT TV

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Frage: Tut es Ihnen als Turnierdirektor weh, wenn Sie mitbekommen, dass Hunderte von österreichischen Fans Ihr EM-Auftaktspiel in Düsseldorf verpassen, weil im 650 Kilometer entfernten Passau die Zugstrecke gesperrt wurde, ohne dass für ausreichend Schienenersatz-Verkehr gesorgt worden war?

Lahm: Ja, das ist unglaublich bitter und schade. Zum einen geben diese Menschen viel Geld aus, zum anderen freuen sie sich, so ein EM-­Spiel zu erleben. Dann gerätst du unverschuldet in Zeitnot. Da verstehe ich, wenn man wütend ist. Wie gesagt: Wir müssen uns in Deutschland eingestehen, dass wir zuletzt zu wenig an unserer Infrastruktur gearbeitet haben. Das gilt auch für unser Handy-­Netz.

Frage: Bei der Eröffnungsfeier trug Beckenbauer-Witwe Heidi stellvertretend für Kaiser Franz den EM-Pokal in die Münchner Arena, schickte eine Kuss-Hand in den Himmel.

Lahm: Das war schon sehr bewegend. Ich bin mit Heidi schon über eine längere Zeit im Austausch. Ich hatte das Glück, dass ich zu den Treffen der 90er-Weltmeister, deren Teamchef Franz Beckenbauer war, immer eingeladen war. Es zeigt einfach, was für eine unglaubliche Persönlichkeit Franz Beckenbauer war, nicht nur für uns hier in Deutschland, sondern in der ganzen Welt.

Die bewegende Geste vor dem Eröffnungsspiel
Die bewegende Geste Heidi Beckenbauers vor dem Eröffnungsspiel
Quelle: Getty Images/Alexander Hassenstein

Frage: Gibt es für Sie einen Franz-Satz, den Sie nie vergessen werden?

Lahm: Ein Satz, den ich schon als Kind gehört habe und heute noch liebe, ist: „Geht’s raus und spielt’s Fußball!“ Wenn ich das auf unsere heutige Mannschaft übertrage, vermitteln das Spieler wie Jamal Musiala und Florian Wirtz. Sie bringen den Spaß in den Fußball. Das beobachte ich auch bei meinen Kindern. Wegen solcher Spieler wie Musiala oder Wirtz gehen sie raus und spielen selbst.

Frage: Wenn Sie selbst ein Trikot eines Spielers wählen sollten – welchen Namen hätten Sie auf dem Rücken?

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Lahm: Ich würde mir mein Trikot mit Ilkay Gündogan beflocken lassen. Mir gefällt zum einen seine Art, Fußball zu spielen, aber auch, wie er sich gibt. Er ist zudem jetzt Kapitän, so wie ich es war.

Frage: Vor der EM wurde in einer umstrittenen ARD-Umfrage zur Diskussion gestellt, ob ein Spieler mit türkischen Wurzeln Kapitän der Nationalmannschaft sein dürfte. Die BILD feierte seine Leistung gegen Ungarn mit der Überschrift „Gündogeil“. Ist Ilkay Gündogan für Sie gelebte Integration?

Lahm: Wenn man Ilkay in der Nationalelf erlebt, braucht man gar nicht mehr drüber reden, man sieht es einfach. Ilkay hat jetzt endlich den Stellenwert in der Öffentlichkeit, den er verdient. Er ist ein erfahrener Spieler, der bei Manchester City unglaublich gespielt hat und das nun beim FC Barcelona erneut bestätigt. Für die Anerkennung, die er jetzt erfährt, musste er lange kämpfen.

Frage: Einst hieß es: Toni Kroos und Gündogan zusammen im Mittelfeld gehe nicht.

Lahm: Ich glaube, dass sich Toni und Ilkay nun letztlich doch gefunden haben. Das war vorher tatsächlich nicht immer so. Toni gibt den defensiveren Part als Ballverteiler, Ilkay kann dadurch vor ihm seine ganze Klasse endlich zeigen. Das freut mich für Ilkay persönlich, aber vor allem auch für die Mannschaft. Denn seinen unumstrittenen Platz hatte er sich längst verdient.

Die Chefs im deutschen Mittelfeld - Ilay Gündogan (l.) und Toni Kroos
Die Chefs im deutschen Mittelfeld - Ilay Gündogan (l.) und Toni Kroos
Quelle: dpa/Christian Charisius

Frage: Was war für Sie der Schlüssel, dass unsere Nationalelf nach den enttäuschenden Turnieren, gerade bei den Weltmeisterschaften in Katar 2022 und Russland 2018, wieder als Mannschaft auftritt?

Lahm: Julian Nagelsmann hat das geformt, was nicht natürlich gewachsen ist. Es hat sich zuvor kein Kern, keine Mannschaft entwickelt, so wie es früher immer der Fall gewesen war. Nagelsmann hat das geschafft, indem er immer ein System mit den gleichen Spielern spielen ließ. Und das positionsgetreu. Es spielen gestandene Innenverteidiger auf den Innenverteidiger-­Positionen, die in ihrer Karriere eben nichts anderes gemacht haben. Das gilt quasi für jeden Mannschaftsteil.

Frage: Welche Nation hat Sie bisher überzeugt, von der Sie sagen würden, sie steht klar über Deutschland?

Lahm: Spanien macht einen sehr guten Eindruck, ihr Spiel ist noch klarer als das unsere. Gerade im Ballbesitz. Zudem haben Sie mit Rodri für mich aktuell den weltweit besten Spieler, der die Balance zwischen Offensive und Defensive hält. Er hat für mich das Potenzial, dieses Turnier zu dominieren.

Frage: Mit dem Finale am 14. Juli endet auch Ihre Aufgabe als Turnierdirektor. Welche Job-Pläne haben Sie nach der EM?

Lahm: Aktuell zählt für mich nur das Turnier. Die EM hat so viel Energie gekostet, und sie läuft ja noch. Mir macht es auf jeden Fall riesigen Spaß, und ich habe in diesen sechs Jahren als Funktionär viel gelernt.

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Frage: Uli Hoeneß wollte Sie einst nicht zum Sportvorstand des FC Bayern machen, weil Ihnen Erfahrung als Funktionär fehlte. Diese haben Sie nun. Gibt es Gedanken an eine Rückkehr zu Ihrem Ex-Klub?

Lahm: Schauen wir mal, was kommt.

Frage: Sicher zum FC Bayern kommt Vincent Kompany. Wie finden Sie die junge, überraschende Trainer-Entscheidung?

Lahm: Die Grundvoraussetzungen finde ich sehr, sehr gut. Er ist ein ehemaliger Profi, der auf Top-Niveau Fußball gespielt hat. Vincent Kompany kann die Rolle übernehmen, er hat Vorsprung anderen Trainer gegenüber, die nicht die Erfahrung seiner Karriere gemacht haben. Kompany war Kapitän bei Manchester City, hat nun bereits ein paar Jahre als Trainer gearbeitet. Die Basis stimmt, aber es ist momentan natürlich kein einfaches Pflaster beim FC Bayern.

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Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) geführt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

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