RasenBallsport Leipzig hat es geschafft. 13 Jahre nach der Übernahme des Fünftliga-Startrechts des Leipziger Vorortklubs SSV Markranstädt gewinnt der Klub seinen ersten großen Titel. Leipzig ist DFB-Pokalsieger und krönt damit eine atemberaubende Entwicklung, die es im deutschen Fußball so noch nicht gegeben hat und die endgültig eine Zeitenwende einläutet. Entsprechend emotional geht es auf beiden Seiten zur Sache.
Da sind zum einen die Gegner des Klubs, die es verwerflich finden, dass ihr Lieblingssport als Marketinginstrument für eine Getränkefirma verwendet wird. Sie sprechen dem Fußball damit eine Sonderrolle zu, die er längst nicht mehr erfüllt. Überall auf der Welt werden Klubs gekauft, um mit ihnen Geld zu verdienen. Stadien werden nach Firmen benannt, Spiele und Turniere in fragwürdigen Ländern ausgetragen.
Von anderen Sportarten ganz zu schweigen: In US-Ligen werden permanent neue Klubs aus dem Boden gestampft. In deutschen Spielklassen wie dem Basketball oder dem Eishockey fällt es mittlerweile oft schwer, zwischen den Sponsorennamen im Klubnamen noch die Stadt zu erkennen, aus welcher der Verein überhaupt kommt.
Zum anderen sind da aber auch die Protagonisten von Leipzig, die mit dieser ganzen Situation oft denkbar angefasst umgehen und krampfhaft versuchen, ihre Firma als ganz normalen Klub darzustellen, der er schlicht nicht ist.
Die Mär vom Ostmärchen
Er trägt einen Fantasienamen, der nur dazu dient, die Anfangsbuchstaben des Eigners verwenden zu können. Er hat nur zwei Handvoll Vereinsmitglieder, um Mitspracherecht zu unterbinden. Und auch die permanente Erzählung von der Erfolgsgeschichte des Klubs aus dem gepeinigten Osten, ist natürlich eine Mär. Dass RasenBallsport in Leipzig spielt, ist letztlich nur den damaligen Bedingungen am Standort geschuldet. Red Bull könnte und würde genauso gut in München, Düsseldorf oder Hamburg kicken lassen. Auch in diesen Städten hatte der Konzern über einen Einstieg verhandelt. Tesla ist auch nicht in Grünheide, weil Elon Musk so viel an Brandenburg liegt.
Diese Selbsterzählung, gern untermauert mit Statistiken zur wachsenden Beliebtheit, und die permanenten Angriffe der Fußball-Romantiker haben längst zu einer Wagenburg-Mentalität geführt, die sich in der Nacht nach dem Pokalsieg in einem Emoji-Gewitter Bahn brach. Da twitterte der Klub kurz nach Abpfiff einfach acht Gesichter, die den Finger auf den Mund legten. Klappe halten!
Das ist unnötig unsouverän. Denn in Leipzig wissen sie längst, dass sie mit ihrem erfolgreichen Modell die Zukunft des kommerziellen Fußballs sind. Und im Gegensatz zu anderen, Grüße an Hertha BSC, haben sie ihr Geld auch noch gut angelegt. Sie müssten nur mal offen damit umgehen und die Ablehnung der anderen nicht auch noch anfachen.