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Fußball Drama in der Bundesliga

Ein Samstag, der in die Geschichte eingeht

Nach zehn Meisterschaften sollte der FC Bayern entthront werden. Obwohl der BVB an seinen Nerven scheitert, darf er sich acht Minuten lang als Meister fühlen. Dann schlägt das Imperium zurück. Protokoll eines legendären Bundesliga-Finales.

Immer wenn im Fußball alles klar erscheint, hat dieses Spiel doch noch eine Pointe parat. Ein einziger Sieg fehlte Borussia Dortmund noch, um die zehnjährige Regentschaft des FC Bayern zu beenden und deutscher Fußballmeister zu werden. Alles war vorbereitet für eine riesige Party, die nicht stattfand. Der BVB scheiterte an einem dramatischen letzten Spieltag an seinen Nerven.

Und dennoch hätte es fast noch zum Titel gereicht, weil die Bayern ihrerseits beim 1. FC Köln strauchelten. Doch dann traf Jamal Musiala in der 89. Minuten zum 2:1 (1:0). Das eigene Tor in der 96. Minute beim 2:2 (0:2) gegen den FSV Mainz genügte dem BVB nicht mehr. Der FC Bayern ist Meister, weil er die bessere Tordifferenz hat als Dortmund. Protokoll eines Tages, der in die Bundesliga-Geschichte eingehen wird.

6.15 Uhr: Über neun Stunden vor dem Anpfiff finden sich vor dem Dortmunder Stadion die ersten Fans ein. Sie wollen an diesem Samstag nichts verpassen. Bei zwei Punkten Vorsprung auf die Bayern ist klar, dass ihre Mannschaft bei einem Sieg die Aufholjagd der Rückrunde mit dem Titel krönen würde. Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage jedoch wären die Bayern Meister. Aber nur, wenn sie ihrerseits gewinnen.

10.00 Uhr: Schon jetzt herrscht in Dortmund Ausnahmezustand. Zehntausende strömen zum Stadion und in die Stadt. Wer keine Karte für das Spiel hat – dem BVB lagen über 300.000 Anfragen vor –, muss selbst vor Kneipen und Bars bereits am frühen Morgen Schlange stehen, um noch einen Platz vor dem Fernseher zu ergattern.

14.30 Uhr: Die Aufstellungen sind da. Bei Dortmund stand ja die große Frage im Raum, ob der angeschlagene Jude Bellingham rechtzeitig fit wird. Trainer Edin Terzic geht nicht ins Risiko. Zwar steht der Engländer im Kader, er sitzt aber auf der Bank. Auf der gibt es in Köln eine Überraschung. Bayerns Führungsspieler Leon Goretzka und Jamal Musiala werden von Trainer Thomas Tuchel aus der ersten Elf genommen. Dafür beginnen Ryan Gravenberch und Leroy Sané.

14.45 Uhr: Im Stadion kommt es zu einem merkwürdigen Vorfall. An einem mobilen Sky-Scheinwerfer im Innenraum hat es sich ein komplettes Bienenvolk gemütlich gemacht. Die Feuerwehr rückt an und bringt die Insekten nach draußen. Der letzte Zwischenfall für die Dortmunder, die wenig später unter tosendem Beifall zum Warmmachen auf den Rasen laufen?

15.05 Uhr: Tuchel wünscht sich ein schnelles Tor seiner Mannschaft: „Wir wollen früh in Führung gehen und in der Livetabelle vor Dortmund stehen. Das ist das Wunsch-Szenario.“ Für die Vorstellung, am Ende ohne Titel dazustehen, findet Tuchel deutliche Worte: „Es kotzt mich an. Das darf man nicht sagen am Samstagnachmittag, aber es ist so.“ In Dortmund sagt Terzic: „Wir haben Lust auf Fußball, wollen unsere beste Saisonleistung zeigen. Wir wollen heute Meister werden.“

15.30 Uhr: Anpfiff in beiden Stadien.

15.38 Uhr: Tuchels Wunsch geht in Erfüllung. Zwar sind die Bayern in Köln alles anderes als überlegen, gleich ihr erster guter Angriff führt aber zum Tor. Sané bedient Kingsley Coman am linken Strafraumrand. Der Franzose täuscht einmal kurz an, legt sich den Ball auf den rechten Fuß und schießt ihn herrlich und unhaltbar ins rechte Toreck – 1:0 für die Münchner (9.), die in diesem Moment wegen der besseren Tordifferenz gegenüber dem BVB wieder Erster sind.

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15.45 Uhr: Die Botschaft aus Köln zeitigt Wirkung. Dortmund beginnt gegen Mainz auffällig nervös und kassiert tatsächlich ein frühes Gegentor. Andreas Hanche-Olsen rauscht mit dem Kopf in eine Ecke von Edimilson Fernandes – 0:1 (15.). Schockstarre in Dortmund. Und die soll sich fortsetzen.

Tränen bei Donyell Malen and Giovanni Reyna
Tränen bei Donyell Malen and Giovanni Reyna
Quelle: REUTERS

15.49 Uhr: Nach einem Foul von Dominik Kohr an Raphael Guerreiro entscheidet Schiedsrichter Marco Fritz nach Ansicht der TV-Bilder auf Elfmeter. Die schnelle Chance zum Ausgleich für den BVB. Doch Sebastien Haller vergibt, Torwart Finn Dahmen pariert (19.).

15.54 Uhr: Der BVB, offenbar erdrückt von der Größe des Tages, steht jetzt völlig neben sich und fängt sich auch noch das nächste Tor. Karim Onisiwo köpft das 2:0 für Mainz (24.). Auf den Rängen herrscht pures Entsetzen, während in der Köln die Chefetage des FC Bayern ungläubig und lachend auf das Handy schaut. Ihre Mannschaft könnte selbst schon 2:0 führen, doch Müllers Kopfball klatscht an den Pfosten (19.). Dennoch: Köln spielt gut mit und scheint jederzeit selbst für ein Tor gut.

16.17 Uhr: Nächster Akt des Dramas. Sané erzielt in Köln das 2:0 für die Bayern, doch der Treffer wird nach Ansicht des Videobeweises zurückgenommen, da Sané den Ball zuvor im Mittelfeld mit der Hand gespielt hat. Und Dortmund? Es tut fast weh, diese hoch veranlagte Mannschaft so an den eigenen Nerven scheitern zu sehen. Immerhin machen die letzten Minuten vor der Pause Mut, in denen Julian Brandt und Donyel Malen zwei große Chancen haben, dieser aber vergeben.

16.49 Uhr: Der BVB geht extrem ins Risiko und spielt dabei mit dem Feuer. Mainz vergibt zwei riesige Chancen zum 3:0. Erst scheitert Jae-sung Lee frei vor Torwart Gregor Kobel (48.), dann trifft Onisiwo die Latte (57.). Im Gegenzug verpasst Haller knapp den Anschluss (59.). Die Blicke richten sich zunehmend nach Köln – ein Treffer der Kölner scheint langsam wahrscheinlicher als drei des BVB. Und tatsächlich hat Davie Selke die große Chance. Doch Bayern-Torwart Yann Sommer kratzt dessen Kopfball über die Latte (60.).

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17.00 Uhr: Dortmund lebt! Nach Pass von Gio Reyna schießt Guerreiro aus 14 Metern an den linken Innenpfosten, von wo der Ball ins Tor trudelt – 1:2 (69.). Das Stadion kocht, die Dortmunder tragen den Ball im Vollsprint zum Anstoßpunkt. In Köln ereignet sich derweil die nächste Kuriosität. Ein Angriff der Gastgeber wird unterbrochen, weil zwei automatische Rasensprenger anspringen und Wasserfontänen auf den Rasen schießen.

17.11 Uhr: Dortmund ist – Stand jetzt – Meister, weil Köln gegen passive Bayern trifft. Serge Gnabry springt der Ball im Strafraum an die Hand, es gibt Elfmeter. Dejan Ljubicic versenkt unten links, und Bayern ist wieder einen Punkt hinten (81.). Sekunden später brandet in Dortmund ein Jubelschrei auf.

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17.19 Uhr: Es sind genau acht Minuten, in denen sich sich die Borussen als Meister fühlen dürfen. Denn in Köln bringt ein 20-Jähriger die Bayern wieder in Führung. Der eingewechselte Musiala trifft mit einem herrlichen Drehschuss zum 2:1 ins rechte Eck (89.). Sportchef Hasan Salihamidzic vollführt auf der Tribüne Freudentänze, in Dortmund fließen erste Tränen.

17.27 Uhr: In Köln ist schon abgepfifen, die Bayern jubeln und feiern. Aber: Niclas Süle trifft für den BVB zum 2:2 (90.+6). Und tatsächlich wird noch einmal angepfiffen. Alles rennt nach vorn.

17.28 Uhr: Abpfiff. Es geht aus Dortmunder Sicht kaum härter. Und aus Bayern-Sicht wohl kaum süßer.

Die Bayern sind Meister
Die Bayern sind Meister
Quelle: Getty Images/Alexander Hassenstein

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