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Sport Wie lange noch mit Tuchel?

Der FC Bayern schmiedet Notfallpläne

Sportredakteur
„Fehlen die ganze Zeit Spieler, die in den Planungen eine große Rolle spielen“

Vor dem Spiel beim FC Heidenheim plagt Thomas Tuchel eine lange Verletztenliste. Für den Bayern-Trainer doppelt ärgerlich – schließlich steht auch das Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Arsenal vor der Tür.

Quelle: SID

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Nach der Blamage von Heidenheim tritt der FC Bayern in der Champions League beim FC Arsenal an. Für den angeschlagenen Trainer Thomas Tuchel ist es ist der Beginn einer Endspiel-Woche anderer Art. Ein kurzfristiger Ersatz wird bereits gehandelt.

Seine möglicherweise letzte Dienstreise führt ihn in die alte Heimat. Montagnachmittag flog Thomas Tuchel nach dem Training an der Säbener Straße in einer Sondermaschine des FC Bayern mit seiner Mannschaft nach London. Hier lebte der 50-Jährige rund zwei Jahre und feierte mit seinem damaligen Arbeitgeber den größten Triumph seiner bisherigen Trainerkarriere, als er mit dem FC Chelsea 2021 die Champions League gewann – und auch die Klub-WM sowie den internationalen Supercup. Der Weltverband Fifa kürte ihn danach zum Welttrainer.

Nun könnte für Tuchel in der englischen Metropole eine seiner bittersten Wochen beginnen. Dienstag (21.00 Uhr, Amazon Prime) tritt sein Team im Hinspiel des Viertelfinals der Champions League beim FC Arsenal an. Es ist der Beginn einer Art Endspiel-Woche für Tuchel. Unter ihm spielt die Mannschaft eine der schwächsten Saisons der Klubgeschichte. Nach dem seelenlosen Auftritt gegen Borussia Dortmund (0:2) und der Blamage beim Aufsteiger 1. FC Heidenheim (2:3) in der Bundesliga gab es am vergangenen Wochenende von Sportvorstand Max Eberl keine Jobgarantie für Tuchel bis Saisonende mehr.

Eigentlich soll Tuchel bis Ende Mai Trainer bleiben. Doch Eberl betonte in Heidenheim, man müsse schon die Champions League erreichen. Dass inzwischen selbst dieses Minimalziel als gefährdet angesehen wird, sagt alles über den dramatischen Zustand des Klubs. Samstag (15.30 Uhr, Sky) empfangen die Münchner den abstiegsbedrohten 1. FC Köln.

Die Klubbosse wollen mit Tuchel die Saison durchziehen – eigentlich. Doch im Falle einer deutlichen Niederlage in London könnte eine neue Dynamik entstehen. In München wird über einen möglichen „Notfall-Plan“ des Klubs diskutiert, über den die „Abendzeitung“ berichtet: Der einstige Weltklasse-Stürmer Miroslav Klose könnte demnach als Interimstrainer übernehmen, der langjährige Bayern-Angestellte Hermann Gerland ihn als Assistent unterstützen. Klose ist derzeit ohne Verein und könnte den Job sofort übernehmen. Ob er und Gerland schon kontaktiert wurden oder das Amt übernehmen würden, ist unbekannt. Fakt ist, dass intern das Szenario „Saisonende ohne Tuchel“ durchgespielt wird.

„Das Leben ist kein Konjunktiv“, sagt Sportvorstand Eberl

Vor dem Abflug am Montag nach London wehrte Max Eberl hartnäckige Fragen zur Position von Trainer Tuchel wortreich ab. „Ich wüsste heute nicht, was passieren müsste, dass er nicht bis Saisonende auf der Bank sitzt“, sagte Eberl. Auf die Nachfrage, ob ein Debakel bei Arsenal etwas an der vor Wochen getroffenen Entscheidung ändern könnte, die Saison mit Tuchel zu beenden und sich erst im Sommer zu trennen? „Wir spielen das Spiel erstmal. Was wäre wenn? Das Leben ist kein Konjunktiv, das Leben ist hier und jetzt“, erläuterte Eberl.

„Wenn alles zerschnitten und zerstört wäre, dann hätte man sich Gedanken machen müssen“, sagte er zum Verhältnis zwischen Trainer, Mannschaft und Verein. Den Eindruck habe er in den fünf Wochen seit seinem Amtsantritt als Sportvorstand in München nicht gewonnen. Er nehme Tuchel auch vor dem Arsenal-Spiel „total fokussiert und klar wahr“, sagte der 50-Jährige und betonte: „Wir sitzen alle in dem Boot.“ Tuchel sei „sehr analytisch, sehr offen. Der Trainer ist verantwortlich, aber die Mannschaft muss es auf dem Platz umsetzen.“

Miroslav Klose
Miro Klose
Quelle: dpa/Sven Hoppe

Die Königsklasse ist die letzte Chance für Tuchel und den Klub, diese bislang so erfolglose Spielzeit noch zu einem Happy End zu führen. Das Finale steigt am 1. Juni im legendären Wembley-Stadion, ebenfalls in London. Arsenal ist Erster der Premier League, Bayern hat in der Liga nur noch sieben Punkte Vorsprung auf den Tabellenfünften Dortmund. Eigentlich sind die Münchner ein Angstgegner für die Londoner: Die vergangenen drei Champions-League-Duelle gewannen sie jeweils 5:1. Gegen kein anderes Team kam der FC Bayern in K.o.-Runden der Königsklasse so häufig weiter (viermal). In der aktuellen Form ist Tuchels Mannschaft aber Außenseiter.

„Wir sollten diese Situation als Chance begreifen, jeden auf der großen Bühne gegen die Gunners zu überraschen. Es ist nicht der Moment, um aufzugeben. Wir werden wieder alles geben“, sagte Weltmeister Thomas Müller, der vor seinem 150. Einsatz in der Champions League steht. Er wäre erst der dritte Spieler, der diese Marke für einen Klub erreicht – nach Iker Casillas (150 Spiele für Real Madrid) und Xavi (151 Partien für den FC Barcelona). Der 34-Jährige könnte zum 24. Mal in einem Viertelfinale des Wettbewerbs zum Einsatz kommen – das schaffte zuvor kein Profi. „Wir haben aktuell in vielen Momenten nicht den Punch, um Ergebnisse zu machen. Trotzdem haben wir noch die Champions League“, so Müller.

Tuchel ist seit Ende März 2023 Bayern-Trainer. Ein gutes Jahr, in dem bei den Münchnern so viel Chaos herrschte wie lange nicht, in dem es so viele Niederlagen gab wie lange nicht, so viele Unstimmigkeiten mit dem Trainer wie lange nicht. Die bittere Bilanz nach rund 13 Monaten: Ein Meistertitel, der vor allem auf das Versagen des BVB am letzten Spieltag 2022/2023 zurückzuführen war. Im DFB-Pokal schieden die Bayern zweimal früh aus (Viertelfinale und zweite Runde), in der Champions League war in der Vorsaison im Viertelfinale Schluss. Längst kommen bei Tuchel Frust und auch mal Ratlosigkeit durch. In der Liga hat er mit dem Klub 16 Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen, der Tabellenführer kann bereits am Wochenende Meister werden.

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Tuchel hat vieles probiert, schützte seine Mannschaft zunächst. Später kritisierte er die Spieler öffentlich. Doch was er auch tat, es wurde deutlich: Der Münchner Weltverein und der Welttrainer aus Krumbach – zumindest in dieser Phase passt es überhaupt nicht.

„Was willste?“, fragte Tuchel

Die ehemalige Klubführung um Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic hatte im März 2023 den heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann freigestellt – und Tuchel verpflichtet. Weil dieser sonst wohl einen Klub in England übernommen hätte und nur noch wenige Tage die Gelegenheit war, ihn zu bekommen, so heißt es. Bayern soll signalisiert worden sein, dass Tottenham Hotspur Tuchel als neuen Trainer haben wollen. „Was willste?“, fragte Tuchel, als Salihamidzic ihn damals anrief. Und Salihamidzic entgegnete: „Wenn du keinen Bock hast, leg auf.“ Vielleicht hätte Tuchel auflegen sollen. Er war damals selbst überrascht, dass er die Bayern-Mannschaft sofort übernehmen sollte. Kahn und Salihamidzic wurde gerade mal zwei Monate nach diesem Telefonat entlassen.

Nun also zweimal gegen Arsenal: Erst in London, am Mittwoch in einer Woche dann das Rückspiel im Münchner Stadion. Sollten die Bayern das Halbfinale erreichen, könnte Tuchel den Klub im Sommer mit erhobenem Haupt verlassen. Kann ein Erfolg in London gelingen? Viele glauben nicht dran. Experten wie Lothar Matthäus und Dieter Hamann brachten zuletzt einen sofortigen Trainerwechsel ins Gespräch.

Was für die Bayern erschwerend hinzukommt: Sie haben in London keine Unterstützung der Fans, der europäische Verband Uefa hat den Klub wegen abgebrannter Pyrotechnik im Achtelfinale gegen Lazio Rom mit einem Fan-Ausschluss und eine Geldstrafe bedacht. Immerhin hat Tuchel weniger Personalsorgen als zuletzt: Torwart Manuel Neuer sowie die Angreifer Leroy Sané und Kingsley Coman können wohl spielen.

Dreimal nacheinander schieden die Bayern zuletzt im Viertelfinale der Champions League aus. „Es gibt noch das Ziel, nach Wembley zu fahren“, betonte Tuchel. „So viele Schritte sind das nicht mehr. Es ist unerlässlich, diesem Ziel alles unterzuordnen.“ Es geht um extrem viel für den FC Bayern und Thomas Tuchel an diesem ganz besonderen Dienstagabend in London.

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