Weihnachten steht vor der Tür. Es ist auch die Zeit, in der besonders viel und gern Schokoladenprodukte verzehrt werden. Doch beim Blick auf die Produktionsbedingungen kann man sich fragen, ob das immer mit gutem Gewissen geht.
Laut einer Studie, die im Auftrag des US-Arbeitsministeriums durchgeführt wurde, sind in Ghana und der Elfenbeinküste mehr als 1,48 Millionen Kinder in gefährlicher Kinderarbeit tätig. Die Organisation Fairtrade International geht davon aus, dass diese Zahl wahrscheinlich noch höher liegt, je nach Auslegung von Mindestalter, gefährlicher Arbeit und ausbeuterischer Kinderarbeit.
„Aufgrund unserer Erfahrungen mit Fairtrade-zertifizierten Kakaoproduzenten haben wir im Lauf der Jahrzehnte verschiedene Programme initiiert, viel über die Grundursachen gelernt, wichtige Erkenntnisse aus Rückschlägen gewonnen und unseren Ansatz immer wieder angepasst, um integrative und nachhaltige Lösungen zu finden“, sagt Dario Soto Abril, CEO von Fairtrade International.
Kinderarbeit hat aus seiner Sicht vielfältige Ursachen: Armut, niedrige Löhne, Arbeitskräftemangel, schlechte Arbeitsbedingungen, schwaches Engagement der Regierung, Mangel an wirkungsvollen Bildungsmöglichkeiten, unsichere Schulen, Ausbeutung und Diskriminierung, politische Unruhen und Konflikte und aktuell auch die Auswirkungen von Covid-19.
Ausbeutung von Mensch und Natur
Neben der Kinderarbeit gilt als Hauptproblem bei der westafrikanischen Kakaoproduktion die großflächige Entwaldung. Seit 1990 gehen jedes Jahr durchschnittlich 150.000 Hektar Wald in der Elfenbeinküste in Folge des Kakaoanbaus verloren.
„Die Ausbeutung von Mensch und Natur sowie Kinderarbeit darf nicht zur Grundlage einer globalen Wirtschaft und unseres Wohlstandes werden“, sagt dazu Gerd Müller (CSU), Bundesminister für für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Die Bundesregierung arbeitet deshalb mit den Ländern der Region in verschiedenen Initiativen zusammen. Das Grüne Innovationszentrum der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE) in der Elfenbeinküste, „Nachhaltige und entwaldungsfreie Kakaowirtschaft“, arbeitet beispielsweise daran, dass das Land nicht nur als Rohstofflieferant gesehen wird. Das Zentrum unterstützt Initiativen, die die lokale Wertschöpfung aus Kakao vor Ort zu steigern.
Forum für nachhaltigen Kakao
In Deutschland vereint das 2012 gegründete „Forum Nachhaltiger Kakao“ rund 80 Akteure aus der deutschen Kakao- und Schokoladenindustrie, dem Lebensmittelhandel, der Zivilgesellschaft und der Bundesregierung. Ziele der Initiative für die Produktionsländer sind Überwindung der Armut, Bekämpfung von Kinderarbeit, der Kampf gegen die fortgesetzte Entwaldung und die Beachtung der Menschenrechte.
In diesem Jahr sind bereits 72 Prozent des Kakaos in den hierzulande verkauften Süßwaren nach Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert. 2011 waren es erst drei Prozent. Alle Nikoläuse, die dieses Jahr hergestellt werden, sollen also diesen Anteil an zertifiziertem Kakao enthalten.
Die wichtigsten Nachhaltigkeitsstandards im Kakaosektor sind Fairtrade und Rainforest Alliance/UTZ Certified. Insgesamt sind 30 Prozent des Weltmarktes durch diese Standards zertifiziert. GEPA und Fairtrade etwa zahlen Mindestpreise und festgelegte Prämien an die Kakaoproduzenten. Damit ist ein erster Schritt in Richtung existenzsichernde Einkommen getan. Verbraucher können beim Einkauf darauf achten, dass sie faire Produkte wählen, beispielsweise durch den Kauf zertifizierter Kakao- und Schokoladenprodukte.
Laut Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) wurden im vergangenen Jahr 151 Millionen Schokoladenweihnachtsmänner hergestellt.