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Die Niederlande – jenseits von Amsterdam

Zum Städtetrip in die Niederlande? Die meisten Touristen zieht es nach Amsterdam. Dabei hat das Land mit Dordrecht, Breda und ’s-Hertogenbosch eine Reihe kleinerer Städte zu bieten, die locker mithalten können.
Niederlande: der historische Hafen von Dordrecht im milden Abendlicht Niederlande: der historische Hafen von Dordrecht im milden Abendlicht
Wasserkulisse wie aus dem Bilderbuch: der historische Hafen von Dordrecht im milden Abendlicht
Quelle: Getty Images

Als das historische Holzboot „Fraternità“ von Elio Barone in den ebenfalls historischen Nieuwe Haven von Dordrecht tuckert, sich zwischen Hausbooten und Yachten durchschlängelt, tauchen die Köpfe von lachenden Kindern über der Reling auf: Sie haben ein Schlauchboot zu Wasser gelassen. Es sind die Kinder eines Binnenschiffers.

Binnenschiffer gab es vor dem Zweiten Weltkrieg zu Tausenden in den Niederlanden. Damals war Dordrecht ein wichtiger Umschlagplatz für Güter wie Getreide und Holz. Noch immer ist der Hafen bedeutend. Die Stadt, seit der Elisabethenflut von 1421 eine Insel, liegt günstig an der Mündung mehrerer Rheinarme in die Nordsee.

Dordrecht mit seinen Grachten und den schmalen alten Häusern ist das Bilderbuch-Holland, das so viele Touristen in Amsterdam oder Volendam suchen – nur weniger überfüllt. Die Niederländer wissen seinen Charme zu schätzen, auch aus dem nahen Belgien kommen viele Touristen.

Quelle: Infografik WELT

Doch besonders verkehrsgünstig liegt Dordrecht nicht. Auf der Fahrt von Rotterdam nach Amsterdam kann man nicht mal eben für einen Abstecher abbiegen, sondern muss ab Rotterdam schon die eher entgegengesetzte Richtung einschlagen. Das ist aber ohnehin keine schlechte Entscheidung, denn wer sich nur auf den Norden konzentriert, verpasst einige der schönsten Orte, die die Niederlande weiter südlich zu bieten haben.

Mit dem Boot durch die Altstadtgrachten von Dordrecht

Dordrecht, eine der ältesten Städte der Niederlande, lebt mit dem Wasser und vom Wasser, schon immer seit ihrer Gründung im Mittelalter. In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Schulkinder noch regelmäßig nach Hause zurückgerufen, wenn wieder einmal eine Sturmflut drohte. So erzählt es Jaap Bouman, ein echter Dordtenaar und Mitarbeiter Barones. Sonst wären die Kinder im Schulgebäude eingesperrt gewesen: Die Straßen standen oft tagelang unter Wasser.

Heute schützen die wuchtigen Schleusen der Deltawerke das Hinterland, die prächtige Voorstraat fungiert offiziell als niedrigster Seedeich der Niederlande. Sie schützt die Häuser der Altstadt, die meisten von ihnen aus der frühen Neuzeit. Trotzdem werden viele Wohnungen im Erdgeschoss noch regelmäßig überspült.

Die Dordrechter sehen es gelassen. Man könne es nicht ändern, sagt Elio Barone. Barone ist ebenfalls ein leidenschaftlicher Dordrechter, und er weiß, wovon er redet. Nicht nur, dass er selbst auf einem Hausboot lebt und zusammen mit seinem Bruder Sirio zu jeder Jahreszeit Touristen durch seine Stadt fährt – das Bootfahren liegt ihm geradezu im Blut. Sein Vater wanderte einst aus Venedig ein.

Niederlande: Seit der Gründung der Stadt im Mittelalter lebt Dordrecht mit dem Wasser und vom Wasser
Seit der Gründung der Stadt im Mittelalter lebt Dordrecht mit dem Wasser und vom Wasser
Quelle: Getty Images

Es gibt keinen besseren Weg, die alte Stadt zu entdecken, als vom Wasser aus. Das Boot gleitet durch schmale Altstadtgrachten, unter Brücken hindurch, die so niedrig sind, dass die Passagiere sich bücken müssen.

Wenn das Wasser hoch steht, reicht das aber nicht. Dann muss Barone eine Klappe in der Brücke öffnen, und das Gefährt passt hindurch. Andere Brücken lassen sich komplett hochklappen. Die ganze Stadt hat sich dem Kommen und Gehen des Wassers angepasst, fast scheint ein anderer Zeitbegriff zu gelten: In der Innenstadt laufen die Leute langsamer als im nahen Rotterdam, warten Fahrradfahrer klaglos vor hochgeklappten Brücken.

Eine der betriebsamsten Wasserstraßen der Niederlande

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Hektischer wird es erst draußen vor der Stadt. Am Drierivierenpunt fließen drei Rheinarme zusammen: Beneden-Merwede, Oude Maas und Dordtsche Kil. 150.000 Schiffe befahren die Wasserstraße jedes Jahr, was sie zu einer der betriebsamsten der Niederlande macht.

Und der Drierivierenpunt hält noch einen Rekord: Bei den Dordrechtern heißt es, dass kein Motiv aus den Niederlanden häufiger gemalt wurde als der Blick auf die Stadt von hier aus. Ob man das glaubt oder nicht, in jedem Fall ist die Silhouette – das alte Stadttor Groothoofdspoort, die niedrigen Häuser und der stumpfe Turm der Grote Kerk, der alten Stadtkirche – beeindruckend schön.

Am Ufer des Drierivierenpunt haben sich mehrere Cafés und Restaurants angesiedelt. Dort lässt es sich prima Kaffee trinken, Pfannkuchen essen und die Aussicht auf das wilde Wasser genießen, das hier schon fast so grenzenlos aussieht wie die nahe Nordsee.

Brabant – das Land der Katholiken

Ganz anders die Atmosphäre weiter südlich. Schon nach wenigen Kilometern Fahrt ab Dordrecht verändert sich die Landschaft fast unmerklich, wird sanfter, lieblicher, hügeliger. Hier ist man nicht mehr „boven de rivieren“ (über den Flüssen), wie die Menschen im Süden sagen, um sich von den Holländern abzugrenzen.

Nein, südlich der großen Flüsse ist man in Brabant, dem Land der Katholiken. Hier ist alles anders: die Konfession, die Landschaft, sogar die Sprache wird weicher. Sie nähert sich dem Flämischen an, das die Belgier hinter der nur wenige Kilometer entfernten Grenze sprechen.

Dass Brabant so anders ist, liegt an seiner Geschichte. Die Region gehörte in der Geschichte verschiedenen Ländern an, bis ihr Nordteil schließlich im Westfälischen Frieden den Niederlanden zugeschlagen wurde.

Hieronymus Bosch kam aus ’s-Hertogenbosch

Heute sind die Brabanter stolz auf ihre Eigenheiten. Der einheimische Schlagersänger Guus Meeuwis hat seine Heimat in seinem Hit „Brabant“ besungen. Von einem Süden voller Sonne singt er, von der Wärme der Dorfkneipen und dem weich ausgesprochenen „G“, wie die Menschen es pflegen.

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Das weiche „G“ hat Guus Meeuwis zu seinem Markenzeichen gemacht. „Groots met een zachte G“ heißen seine jährlich stattfindenden, stets ausverkauften Open-Air-Konzerte in Eindhoven. Den vielleicht größten Auftritt hatte er aber in ’s-Hertogenbosch im Juni 2013. Anlass war der Thronwechsel, nachdem Königin Beatrix abgedankt hatte.

Damals sang er zum ersten Besuch des frischgebackenen Königspaares in der Provinz. Als er sein Lied auf dem Marktplatz schmetterte, schunkelte die neue Königin Máxima mit. Ihr blieb auch kaum etwas anderes übrig, als sich von der Stimmung anstecken zu lassen.

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Die Brabanter gelten als gesellig und humorvoll, und in ’s-Hertogenbosch gibt man sich alle Mühe, diesem Klischee zu entsprechen. Auf dem großen Marktplatz der Stadt lässt sich gemütlich ein Bier trinken, nicht weit von der gigantischen gotischen St.-Johannes-Kathedrale.

Über viele Jahrhunderte lang wurde an dem Gotteshaus immer wieder gebaut, zuletzt 2011. Damals wurden die alten Statuen restauriert – und eine neue wurde errichtet: ein Engel, der mit einem Handy telefoniert. Ein schönes Symbol, das zeige, dass dies eine moderne Kirche sei, ließ der Bischof zu diesem Anlass wissen.

Sehenswert: das Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch (Niederlande)
Sehenswert: das Noordbrabants Museum in ’s-Hertogenbosch
Quelle: Getty Images/Meghan Reynolds; Getty Images

In der Hauptstadt der Provinz Nordbrabant kann man auch spektakuläre Museen aufsuchen, allen voran das Noordbrabants Museum sowie das Jheronimus Bosch Art Centre. Der spätmittelalterliche Maler Hieronymus Bosch ist der berühmteste Sohn der Stadt, die auch Den Bosch genannt wird, und das Museum bietet einen Überblick über sein Gesamtwerk – allerdings in Reproduktionen. Der Vorteil daran ist, dass sich die Triptychen anfassen, öffnen und schließen und somit von allen Seiten begutachten lassen.

Graffiti erzählen die Geschichte der Stadt Breda

Wer danach genug hat von all der Kultur, der kann sich auf den Weg nach Westen machen, nach Zeeland mit seinen langen Sandstränden und den idyllischen Dörfern. Er sollte aber einen Zwischenstopp einlegen: in Breda.

Die Altstadt, eine fröhliche Ansammlung von alten und neuen Häuschen und Cafés, ist, obwohl Breda 180.000 Einwohner hat, besonders heimelig und dabei alles andere als einfältig.

Niederlande: Die Grote Kerk in Breda ist ein wichtiges Beispiel der brabantischen Gotik
Die Grote Kerk in Breda ist ein wichtiges Beispiel der brabantischen Gotik
Quelle: Getty Images/Meghan Reynolds

Auffällig sind die vielen Graffiti. In Breda sind sie nicht das Ergebnis illegaler Nacht-und-Nebel-Aktionen, das als Verunstaltung von Wänden und Fassaden rezipiert wird – vielmehr werden die Sprüharbeiten beauftragt, bei eigens dafür engagierten Künstlern aus aller Welt, die in den Bildern dieser Blind Walls Gallery die Geschichte der Stadt erzählen und ihr damit ein besonderes künstlerisches Gesicht verleihen. Man kann sich die Graffiti auf einer anderthalbstündigen Tour von einem Guide erklären lassen oder nutzt dazu alternativ eine Smartphone-App.

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Unbenommen ist, die Bredaer wissen zu leben. Burgundisch nennen sie ihre Stadt und meinen: lebensfroh. Das Wort stammt aus dem 15. Jahrhundert, als Breda zu den Burgundischen Niederlanden gehörte. Die Stadt war wie die ganze Provinz danach jahrzehntelang umkämpft.

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts errichteten die neuen protestantischen Herren aus dem Norden eine Garnison, schickten Offiziere und Pfarrer, die die eigensinnigen Katholiken zur Vernunft bringen sollten. Messen zu feiern wurde verboten, erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde dies wieder gestattet.

Es muss nicht immer Amsterdam sein

Barbara Putters kann viele Geschichten wie diese erzählen. Die Urbrabanterin hat mehrere Bücher über Breda geschrieben und außerdem die Stiftung Cultuurbehoud Breda gegründet, die sich dafür einsetzt, die lokale Kultur zu erhalten und neuen Generationen nahezubringen.

Sie betreibt in einem kleinen Altstadthaus außerdem das Puppenhausmuseum, das buchstäblich bis zur Decke vollgestopft ist mit winzigen Schätzen. Der anrührendste von ihnen ist das Puppenhaus der Marjan Drukker, einem jüdischen Mädchen aus Alkmaar, das 1944 in Auschwitz ermordet wurde.

Putters bietet auch Stadtrundgänge an, etwa zum Thema „Verbrechen und Strafe“ oder „Frauen um Vincent van Gogh“. Der Maler aus dem 19. Jahrhundert ist fast ein Sohn der Stadt – er wurde 1853 als Kind eines protestantischen Predigers nur wenige Kilometer entfernt, in Groot-Zundert, geboren. Was die Bredaer nicht davon abhält, ihn zu feiern. Selbst Graffiti gibt es zu seinen Ehren und zahlreiche Souvenirs.

Überhaupt die Geschäfte. Breda ist voller kleiner, inhabergeführter Läden. Handgefertigten Schmuck kann man hier kaufen, Hüte, Antiquitäten und alles Mögliche zu essen. Wer es sich nach der Shoppingtour im „Café de Beyerd“ in der Boschstraat gemütlich macht und eines der hausgebrauten Biere probiert, der weiß es sicher: Es muss nicht immer Amsterdam sein.

Niederlande: Nach der Besichtigungstour in Breda kann man sich in einem der Cafés mit Blick aufs Wasser erholen
Nach der Besichtigungstour in Breda kann man es sich in einem der Cafés mit Blick aufs Wasser gut gehen lassen
Quelle: Getty Images

Tipps und Informationen

Anreise: Mit der Bahn oder dem Auto sind es etwa von Köln aus rund drei Stunden Fahrt bis Breda. Dortdrecht und ’s-Hertogenbosch sind jeweils eine gute halbe Autostunde von Breda entfernt. Vor Ort nimmt man am besten das Fahrrad oder das Boot.

Unterkunft: Das „Bellevue Groothoofd“ in Dordrecht (bellevuegroothoofd.nl) liegt direkt am Wasser. Einige Zimmer bieten eine schöne Aussicht auf den Drierivierenpunt. Übernachtung ab 99 Euro, Frühstücksbuffet 17,50 Euro. Das „Bed and Breakfast“-Haus „Heer & Meester“ (heer-en-meester.nl) liegt direkt bei der Großen Kirche, der Grote Kerk; Zimmer mit Frühstück ab 85Euro.

Breda: Das „Hotel Nassau“ (hotelnassaubreda.nl) befindet sich zentral in der Altstadt und bietet moderne, stilvoll eingerichtete Zimmer ab 102 Euro pro Nacht. Mit 87 Euro aufwärts etwas preiswerter, aber ebenso zentral gelegen ist das „Hotel Sutor“ (hotelsutor.com).

’s-Hertogenbosch: Die „Bossche Suites“ (bosschesuites.nl) bieten edel und individuell eingerichtete Zimmer in zentral gelegenen Häusern der Altstadt (ab 144 Euro pro Nacht). Wer sich nicht scheut, elektronisch einzuchecken, kann im einfachen, aber stilvollen „Little Duke Hotel“ übernachten (littledukehotel.nl). Hierher kommt das Personal nur zum Putzen (ab gut 50 Euro ohne Frühstück).

Nicht verpassen: Dordrecht: Bei der Touristeninfo ist das Heftchen „Kunstrondje Dordt“ erhältlich (kunstrondje.nl). Hier sind die zahlreichen Galerien, Antiquitätengeschäfte und Antiquariate verzeichnet, die es in dieser alten Stadt gibt. Von April bis Oktober findet außerdem an einem Sonntag im Monat ein Kunst- und Antikmarkt auf dem Nieuwkerksplein statt.

’s-Hertogenbosch: Petra Janssen und Simone Kramer haben hier das „Social Label“ gegründet. Namhafte Designer entwerfen für sie Alltagsgegenstände, die dann von Menschen hergestellt werden, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. Verkauft werden die Sachen in der Tramkade 20 bis 24. Regelmäßig veranstalten Petra und Simone auch Partys. Öffnungszeiten unter werkwarenhuis.nl.

Breda: Wer mehr über die Geschichte, aber auch die Kunstszene der Garnisonsstadt erfahren will, sollte das neue Stadtmuseum, das Stedelijk Museum Breda, besuchen (stedelijkmuseumbreda.nl).

Auskunft: holland.com; vvvbreda.nl; vvvdordrecht.nl/de/home; bezoekdenbosch.nl/de

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt vom Niederländischem Büro für Tourismus & Convention. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.de/unabhaengigkeit.

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