Die Region
„Land of Living Skies“ – Land der lebenden Himmel wird Saskatchewan genannt. Denn Himmel und Erde scheinen in dieser kanadischen Provinz, die in großen Teilen so flach ist, dass Kurven einen Kilometer im Voraus auf Straßenschildern angekündigt werden, zu verschmelzen.
Mit ihren faszinierenden Graslandschaften im Süden, ausgedehnten Wäldern im Norden sowie 100.000 Seen und Flüssen ist die Provinz ein Outdoor-Paradies zum Wandern, Reiten, Biken, Angeln, für spritzige Wildwasser- oder gemütliche Kanutouren. Und das Wetter stimmt meist auch.
Saskatchewan hat die meisten Sonnenstunden in Kanada und Sommertemperaturen von bis zu 30 Grad Celsius. Die gute touristische Infrastruktur mit Hotels aller Kategorien in den Städten, Dutzenden Guest Ranches und 400 Campingplätzen erleichtert Erkundungstouren in dem riesigen Gebiet, das sich 500 Kilometer von Osten nach Westen und 1200 Kilometer von Süden nach Norden erstreckt.
Die Anreise jedoch ist etwas umständlich, denn die beiden nächstgelegenen internationalen Flughäfen sind Calgary und Edmonton in Alberta. Von dort werden die regionalen Flughäfen der Provinzhauptstadt Regina und der zweitgrößten Metropole Saskatoon bedient.
Wer den Umsteigeflug auf sich nimmt, erlebt ein Land, das selbst in Kanada als Geheimtipp gilt. Der Zungenbrechername Saskatchewan ist übrigens vom Saskatchewan River entlehnt, dem „schnell fließenden Fluss“, wie er bei den Indigenen heißt.
Lektüre im Salzwassersee
Totes Meer von Kanada – der Beiname des Little Manitou Lake deutet es an: Der 13,3 Quadratkilometer große See im Süden von Saskatchewan hat einen hohen Salzgehalt, konkret: 180.000 Milligramm pro Liter.
Das Seewasser enthält damit fünfmal mehr Salz als die Ozeane; was für Fische tödlich ist, kann für Menschen mit Hautkrankheiten ein Labsal sein. Der Little Manitou Lake speist sich aus Quellen, deren Mineralien denen des Toten Meeres in Israel ähneln. Das Seewasser gibt Auftrieb und macht Badende unsinkbar.
Ranch-Urlaub für Freizeit-Cowboys
Saskatchewan bietet Cowboy-Romantik in Reinkultur. Wie im 19. Jahrhundert werden in der dünn besiedelten Provinz – sie ist doppelt so groß wie Deutschland, hat aber nur 1,2 Millionen Einwohner – die Rinder vom Pferd aus gehütet.
17.000 Farmen gibt es in der Provinz; auf einigen Working Cattle Ranches können auch Touristen mitarbeiten. Satteln, ausreiten, Tiere einfangen, Brandzeichen setzen, Zäune reparieren, abends am Lagerfeuer bei Bohnen und Speck dem Kojoten-Geheul lauschen – Ranch-Urlaub ist authentisch.
Die hohe Cowboy-Kunst wie Lasso werfen, Rodeo reiten, Line Dance im Saloon lernt man in ein, zwei Wochen freilich kaum. Doch viele der Freizeit-Cowboys wollen ohnehin vor allem Wanderreiten in der Prärie.
Besonders gut eignen sich dafür Ranches ganz im Süden der Provinz, etwa die Historic Reesor Ranch und La Reata Ranch. Sie stehen auf weiten Ebenen, die noch so unverbaut sind wie zu jener Zeit, als hier indigene Blackfoots Bisons jagten.
75 First Nations gibt es in Saskatchewan
Die First Nations sind eine von insgesamt drei Gruppierungen indigener Völker in Kanada. Sie verfügen wie die Inuit über eigene Schutzgebiete, während die Métis erst 1982 als dritte indigene Gruppe anerkannt wurden.
In Saskatchewan gehören die Assiniboine, Cree, Sioux und Chipewyan zu den größten Stämmen innerhalb der First Nations. In der Provinzhauptstadt Regina eröffnete Queen Elizabeth in ihrer Funktion als Staatsoberhaupt Kanadas 2005 die erste First Nations University of Canada.
Das Zitat
„Erinnert euch, dass ihr der Natur gehört, und nicht die Natur euch“
Der kanadische Buchautor Grey Owl (1888–1938) warnte auf Vortragsreisen durch Europa eindringlich vor der Zerstörung der Natur. Owl, der sich zeit seines Lebens in Lederkleidung als Sohn eines Schotten und einer Apachen-Frau in Szene setzte, war gebürtiger Engländer und hieß eigentlich Archibald Belaney.
In seiner Wahlheimat Kanada heiratete er eine Indigene, trug das Haar geflochten und färbte sich die Haut mit Henna. Erst nach Belaneys Tod flog die Täuschung auf. Sein Blockhaus am Lake Ajawaan ist heute eine Touristenattraktion.
Eine der letzten Prärielandschaften
70 Gras- und 50 Wildblumenarten: Die Vegetation im Grasslands-Nationalpark ist abwechslungsreich und offenbar pures Kraftfutter für Bisons. So wuchs die vor 20 Jahren im Süden Saskatchewans ausgewilderte Herde von 71 Tieren auf heute 420 an. Und nicht nur das, die Wildrinder sind auch deutlich größer als ihre Artgenossen, die jenseits der Grasprärie leben; bis zu 1000 Kilogramm bringen die Bullen im Nationalpark auf die Waage.
Die Wiederansiedlung der im 19. Jahrhundert fast ausgerotteten Tiere ist eine Erfolgsgeschichte – so wie der Park selbst, der auf 900 Quadratkilometern eine der letzten intakten Prärielandschaften Nordamerikas schützt.
Auf ihren Park-Wanderungen im Sommer legen die Bisons rund 1500 Kilometer zurück; die Chance, sie zumindest aus der Ferne zu sehen, ist also groß. Zumal in der Prärie kein Baum wächst, nicht mal Sträucher. Der Blick irrlichtert über kniehohes Gras und verfängt sich erst am Horizont.
Am Parkrand können Touristen in Tipis nächtigen. Sie gehören zum Besucherzentrum, auch einige Campingplätze bieten authentische Zeltunterkünfte; vor Bisons muss sich niemand fürchten, die Gästeareale sind umzäunt.
Skurriles, Rekordverdächtiges, Typisches: Weitere Teile unserer Länderkunde-Serie finden Sie hier.