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Autonomes Fahren

„Für ein solches System gibt es weltweit kein Vorbild“

Autorenprofilbild von Julia Witte genannt Vedder
Von Julia Witte genannt VedderManaging Editor Hamburg
Veröffentlicht am 24.10.2023Lesedauer: 3 Minuten
Scheckübergabe für autonom fahrende Shuttles
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (r, FDP) Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (M, Grüne) und Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der HochbahnQuelle: dpa/Marcus Brandt

Hamburg testet gemeinsam mit zwei Fahrzeugherstellern, wie selbst fahrende Kleinbusse den klassischen Nahverkehr ergänzen können. Der Schlüssel, um das Projekt erfolgreich zu machen: Die On-Demand-Busse fahren voll autonom – ohne feste Strecken.

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Der Weg ist noch weit: Bis zum Jahr 2030 sollen in Hamburg bis zu 10.000 selbst fahrende Shuttlebusse im Einsatz sein. Bisher waren es nur vereinzelte Fahrzeuge im Testbetrieb. Doch Bundesverkehrsminister Volker Wissing glaubt an den autonomen Verkehr, wie er bei einem Termin in der Hansestadt am Montag deutlich machte. Autonomes Fahren könne ein „Schlüssel sein, die Straßen in Großstädten zu entlasten und gleichzeitig Mobilität bis vor die Haustür zu sichern“, sagte der FDP-Minister bei seinem Besuch im Betriebshof Alsterdorf der Hamburger Hochbahn.

Mitgebracht hatte Wissing den Förderbescheid für ein Projekt der Hochbahn, Moia, Holon und weiteren Partnern wie VW, mit dem der autonome Shuttle-Verkehr in der Hansestadt einen entscheidenden Schritt vorangebracht werden soll. Das 52 Millionen Euro teure Projekt trägt den Namen „Alike“ und wird vom Bundesverkehrsministerium mit 26 Millionen Euro unterstützt.

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Ziel des Projektes ist es, bis zum Jahr 2025 bis zu 20 autonom fahrende Schuttlebusse unterschiedlicher Hersteller auf Hamburgs Straßen zu bringen und diese über eine App für Kunden in der Hansestadt buchbar zu machen. Bis zum Start der ersten Busse arbeiten die Projektpartner unter anderem an einer allgemeinen Zulassung für die autonom fahrenden Kleinbusse. Im Anschluss soll deren Betrieb erprobt und die Akzeptanz der Hamburgerinnen und Hamburger gegenüber den selbst fahrenden Shuttles untersucht werden.

Wie bei den heutigen Angeboten von Moia sollen die Shuttles dabei als Ridepooling-Angebote funktionieren. Das heißt die Kleinbusse werden – anders als bei bisherigen Tests in der Hansestadt und anders als klassische Linienbusse – keine vorher festgelegten Strecken fahren. Sie werden Fahrgäste, die grob in dieselbe Richtung wollen, in der Nähe ihres jeweiligen Standortes abholen und ganz in die Nähe des gewünschten Zielortes bringen. Moia bedient aktuell in Hamburg 12.500 Haltepunkte. Zum Vergleich: Das ungleich größere Busnetz in Hamburg hat 2500 Haltestellen.

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Das autonome Ridepooling sei „das fehlende Puzzlestück zwischen dem klassischen Öffentlichen Nahverkehr und den individuellen Mobilitätsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger“, sagte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks. Mit „Alike“ schaffe man eine ganz neue Säule im ÖPNV, „eine attraktive Alternative zum privaten PKW“, so der Grünenpolitiker.

Experten gehen davon aus, dass erst autonom fahrende Shuttlebusse Ridepooling-Angebote für Betreiber attraktiv machen werden. Zahlreiche Anbieter hatten in den vergangenen Jahren ihre Angebote wieder eingestellt, weil die Kosten die Einnahmen aus den Fahrten überstiegen. Die VW-Tochter Moia ist neben Hamburg aktuell noch in Hannover aktiv. Ein Grund die Hansestadt als Betriebsgebiet zu halten, ist der Fakt, dass die Moia-Angebote eng mit denen des klassischen ÖPNVs des HVV vernetzt sind.

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Auch für Wissing ist die Unterstützung durch die städtische Hochbahn und die Stadt Hamburg entscheidend für den Erfolg von autonomen Verkehren. Er freue sich, so Wissing wörtlich, „dass wir mit Hamburg einen mutigen und innovationsoffenen Partner gefunden haben, um das autonome Fahren in Deutschland zu etablieren.“ Er sei sich sicher: Die Idee werde „viele Nachahmer finden.“

„Das Ziel sei eine Mobilitätslösung, die sich auch auf andere Städte und Regionen ausweiten und übertragen lasse“, sagt auch Hochbahn-Chef Henrik Falk, der in Kürze an die Spitze der Berliner Verkehrsbetriebe wechseln wird. „Für ein solches gesamtheitliches System gibt es weltweit kein Vorbild“, so Falk.

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Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt vom Institut für Verkehrswesen (IfV) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das schon mehrfach die Begleitforschung zum Ridepooling-Angeboten gemacht hat.