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Ökologische Landwirtschaft

Hamburg will mehr Bio-Anbau

Autorenprofilbild von Olaf Preuß
Von Olaf PreußWirtschaftsreporter
Veröffentlicht am 22.11.2019Lesedauer: 4 Minuten
Gemüseanbau auf dem Gut Wulksfelde. Rund ein Drittel der Hamburger landwirtschaftlichen Flächen gehören der Stadt
Gemüseanbau auf dem Gut Wulksfelde. Rund ein Drittel der Hamburger landwirtschaftlichen Flächen gehören der StadtQuelle: Pressebild.de/Bertold Fabricius

Die Hansestadt unterstützt die Umwandlung von Flächen. Im Alten Land soll ein Drittel naturnah bewirtschafteter Areale erreicht werden. Auch konventionelle Betriebe werden beim Umweltschutz gefördert.

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Als Agrarland wird Hamburg üblicherweise nicht wahrgenommen, aber auch in der Hansestadt gibt es eine durchaus relevante Landwirtschaft. Obwohl nur etwa 630 Agrarbetriebe mit etwa 3500 Mitarbeitern in Hamburg sitzen, werden rund 19 Prozent der gesamten Stadtfläche landwirtschaftlich genutzt. Im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen dabei der Obstanbau im Alten Land und der Gemüseanbau in den Vier- und Marschlanden. Für den Gesamtumsatz der Branche von 120 Millionen Euro im Jahr sind allerdings die Zuchtbetriebe für Zierpflanzen mit 65 Millionen Euro und die Baumschulen mit 29 Millionen Euro Umsatz besonders relevant.

Der Senat will den Umwelt- und Klimaschutz in der städtischen Landwirtschaft in den kommenden Jahren deutlich stärker unterstützen als bislang. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf der Umwidmung konventionell genutzter Agrarflächen in Ökolandbau liegen. „In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, die Artenvielfalt zu steigern“, sagte am Donnerstag Markus Pitz, der für die Agrarwirtschaft zuständige Abteilungsleiter in der Wirtschaftsbehörde. „Zudem ist die Fläche, die beim Obstanbau im Hamburger Teil des Alten Landes ökologisch bewirtschaftet wird, von zehn auf 20 Prozent gestiegen. Unser Ziel für die kommenden Jahre ist es, dort einen Anteil von 30 Prozent zu erreichen.“

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Um dahin zu kommen, will die Stadt auch wieder Mittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) in Anspruch nehmen. Bereits von 2007 bis 2013 hatte sich Hamburg an diesem EU-Programm beteiligt, in den Jahren danach aber mangels Nachfrage nach Fördermitteln aus der städtischen Landwirtschaft nicht mehr. Das ändere sich nun: „Die Sensibilisierung für den Klima- und Umweltschutz nimmt zu, und das gilt auch für die Landwirtschaft“, sagte Pitz. „Zugleich steigt die Nachfrage nach Lebensmitteln, die mit Biostandards erzeugt wurden.“ Bei der Beantragung und Vergabe von EU-Mitteln werde man wieder mit Niedersachsen zusammenarbeiten, das mit mehreren Zehntausend Agrarbetrieben ungleich größere Ressourcen für diese Verwaltungsaufgaben habe, sagte Pitz.

Insgesamt wendet Hamburg im Jahr rund 2,5 Millionen Euro für die Unterstützung der Landwirtschaft auf, davon etwa 800.000 Euro für die Förderung der ökologischen Landwirtschaft, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) bei der Vorstellung des Agrarpolitischen Konzepts 2025. Diese Fördermittel ließen sich mithilfe der EU um 40 Prozent steigern. „Aus meiner Sicht wird viel zu wenig gesehen, dass Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft vor allem auch ein Innovationsthema ist“, sagte Westhagemann. „Wenn ich mithilfe von Drohnen Schadpflanzen auf Grünlandflächen ausmachen und gezielt beseitigen kann, hilft das in der konventionellen Landwirtschaft zum Beispiel dabei, weniger Chemie einzusetzen.

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Ein anderes Beispiel ist die Forschung an Bäumen, die resistent gegen die Folgen des Klimawandels sind, von starken Hagelniederschlägen bis hin zu Dürren und bestimmten Viren. Das ist konkreter technologischer Fortschritt.“ Bei der Erforschung sogenannter „Klimabäume“ arbeite Hamburg eng mit der Berliner Humboldt-Universität zusammen.

Viele Probleme der konventionellen Landwirtschaft hat Hamburg nicht, weil es kein Flächenland ist. Dennoch betreffen die Konflikte um die Landwirtschaft auch die Hansestadt. Deutschland steht derzeit unter Beobachtung der EU, weil es nicht gelingt, die Nitratbelastung des Grundwassers in jenen Regionen zu senken, in denen besonders viel Gülle auf den Feldern ausgebracht wird.

Das geschieht vor allem dort, wo besonders viele Schweinemastbetriebe arbeiten, etwa im nordwestlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein. Die Bundesregierung will deshalb die Düngeverordnung ein weiteres Mal verschärfen. Dagegen und gegen einen strengeren Klimaschutz demonstrierten Bauern mit mehreren Tausend Traktoren in der vergangenen Woche während der Umweltministerkonferenz in Hamburg. Wenn Deutschland das Gülleproblem nicht löst, droht vom kommenden Jahr an 800.000 Euro Geldbuße der EU – an jedem Tag.

Hamburg will den Umwelt- und Klimaschutz mit Beratung, Ausbildung und Förderung stärken. Etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen gehört der Stadt, zwei Drittel privaten Eignern. „Wir helfen bei der Konversion von Flächen in die ökologische Landwirtschaft, wir unterstützen aber auch die konventionelle Landwirtschaft beim Klima und Umweltschutz“, sagte Pitz. Die Konversion von Flächen sei im Gemüseanbaugebiet Vier- und Marschlande schwieriger als im Alten Land. Denn im Gemüseanbau wechselten die Sorten oft: „Weniger als zehn Prozent der Flächen in den Vier- und Marschlande werden bislang ökologisch bewirtschaftet, das ist nicht gut.“ Dort werde die Stadt gezielter beraten und fördern. Im Alten Land hingegen betrieben die Bauern „Dauerkulturen“, vor allem Apfelplantagen.