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In Stade bei Hamburg

Bau des ersten deutschen LNG-Terminals an Land hat begonnen

Veröffentlicht am 28.06.2024Lesedauer: 3 Minuten
Spatenstich erstes landbasiertes Terminal für verflüssigte Gase
Spatenstich für Deutschland erstes landbasiertes Terminal für verflüssigte Gase.Quelle: dpa/Georg Wendt

Drei Flüssigerdgas-Terminals an Land sollen in Deutschland in Betrieb gehen. Eines davon entsteht nahe Hamburg. Am Freitag erfolgte der offizielle Baustart. Umweltverbände kritisieren das Vorhaben, verflüssigtes Erdgas sei klimapolitisch bedenklich.

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Der Bau des ersten deutschen LNG-Importterminals an Land hat am Freitag offiziell begonnen. Das Terminal in Stade bei Hamburg soll 2027 in Betrieb gehen. Mehrere private Unternehmen lassen es errichten. Die Kosten liegen ihren Angaben nach bei rund einer Milliarde Euro.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte: „Ich bin sehr froh darüber, dass man gerade im Bereich der Energieversorgung zeigt, Deutschland kann schon schnell, wir müssen es nur machen.“ Der tschechische Energiekonzern CEZ hat in Stade LNG-Lieferungen gebucht, weshalb der Industrieminister des Landes Jozef Síkela bei Baubeginn anwesend war. Auf Deutsch sagte Síkela: „Jeder Kubikmeter Gas, den wir nicht aus Russland importieren müssen, ist ein Schritt zur Schwächung des russischen Einflusses in Europa.“

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Umweltverbände an andere kritisieren den Bau des Terminals. Einer von ihnen, der BUND, klagt am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig dagegen. Einen Verhandlungstermin gibt es bislang nicht, wie eine Mitarbeiterin des Gerichts der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals an Nord- und Ostsee nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert, um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden. In Deutschland gibt es bislang mehrere schwimmende Terminals. Diese Terminals, die aus einem Spezialschiff bestehen, sollen langfristig durch Landterminals ersetzt werden.

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Verantwortlich für das Vorhaben in Stade ist das Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) mit Sitz in Hamburg. Zu HEH gehören der Hamburger Hafenlogistiker Buss-Gruppe, die Schweizer Private-Equity-Firma Partners Group, der spanische Netzbetreiber Enagás und der US-Chemiekonzern Dow.

Außer in Stade sind Terminals an Land in Wilhelmshaven (auch Niedersachsen) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) geplant. Der Bau des Terminals in Wilhelmshaven soll 2026 beginnen. Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass das Terminal etwa Mitte 2028 in Betrieb geht. Für den Bau des Terminals in Brunsbüttel laufen seit März vorbereitende Maßnahmen wie Erdarbeiten. Die Anlage in Brunsbüttel soll früh im Jahr 2027 den Regelbetrieb aufnehmen.

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In Deutschland importieren derzeit drei schwimmende Terminals LNG. Diese befinden sich in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Mukran (Mecklenburg-Vorpommern). Ein weiteres Terminalschiff, das bereits Gas einspeiste, wird von Lubmin nach Mukran verlegt. Weitere schwimmende Terminals in Wilhelmshaven und Stade sollen in der zweiten Jahreshälfte den Regelbetrieb aufnehmen.

Der fossile Energieträger LNG wird bei Extremtemperaturen auf weniger als minus 160 Grad Celsius heruntergekühlt und verliert dabei einen Großteil seines Volumens aus dem gasförmigen Zustand. Aus 600 Kubikmetern gasförmigen Stoffes wird ein Kubikmeter flüssiges LNG.

Nach dem Transport in Spezialtankern wird LNG an Terminals am Zielort wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt und ins Erdgasnetz eingespeist – oder direkt als Treibstoff und Energieträger eingesetzt. Wegen der CO₂-Last durch Transport und Verbrennung ist der Rohstoff klimapolitisch bedenklich. Kritiker verweisen zudem darauf, dass mehr Importe den Ausbau der umstrittenen US-LNG- und Fracking-Industrie bewirke.

Die Vorsitzende des BUND Niedersachsen Susanne Gerstner kritisiert, das Stader Terminal schaffe neue, langjährige Abhängigkeiten. „Der geplante Betrieb des LNG-Terminals bis Ende 2043 steht im krassen Widerspruch zu den Plänen des Landes Niedersachsen bis 2040 klimaneutral zu sein“, sagte sie. Laut LNG-Beschleunigungsgesetz muss das Terminal bis 2044 auf die Nutzung von verflüssigtem Ammoniak umgestellt werden. Der BUND bemängelt, es fehle dafür der Nachweis. Die Projektträger weisen das zurück.

Deutschland importiert vergleichsweise wenig Erdgas über die LNG-Terminals. Der Anteil an den gesamten Gasimporten betrug im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres 6,4 Prozent, wie aus Daten der Bundesnetzagentur mit Hauptsitz in Bonn hervorgeht. Zwischen Anfang Juni und dem 25. Juni lag der Anteil bei rund elf Prozent, wie die Bundesnetzagentur auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.