Der Ratskeller in Pulsnitz hat geschlossen. Die Schirme bleiben den ganzen Tag zugespannt, kaum eine Menschenseele ist auf dem Marktplatz zu sehen. Es ist Ferienzeit, und der 8000-Einwohner-Ort nordöstlich von Dresden wirkt wie ausgestorben.
Nur aus der Spielhalle kommen Stimmen. Sie gehören Männern, die im Halbdunkel sitzen und Bier trinken. Ein Fernseher läuft. „Ich mag ,Die Simpsons‘ nicht“, sagt die Frau hinter der Theke. „Aber besser als MDR. Da läuft die ganze Zeit das Mädchen.“ Das Mädchen heißt Linda W. Ein Jahr ist es her, dass die Schülerin aus Pulsnitz verschwand. Jetzt ist die 16-Jährige offenbar wieder aufgetaucht. Im Irak. Eine Dschihadistin aus Sachsen.