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Deutschland Organspenden

Der holprige Start für Lauterbachs „Meilenstein“

Redakteurin Innenpolitik
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Quelle: picture alliance/dpa
Das Organspende-Register von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stößt in der Bevölkerung kaum auf Interesse, zeigen neue Zahlen. Bundestagsabgeordnete starten einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung, die jeden Bürger automatisch zum Spender machen würde.
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Es sei, so kündigte es Karl Lauterbach (SPD) Mitte März an, nichts Geringeres als ein „Meilenstein“. Der Bundesgesundheitsminister stellte damals das neue Register vor, in das alle Bürger ihre Entscheidung zur Organspende online eintragen können. Das Register solle den Ausweis in Papierform schrittweise ersetzen, so Lauterbach, und die Zahl der dringend notwendigen Organspender in Deutschland erhöhen.

Heute, knapp drei Monate später, fällt die erste Bilanz des „Meilensteins“ überschaubar aus: Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte haben sich bislang nur 128.000 Bürger in das Register eingetragen. Berechtigt sind alle ab 16 Jahren, also mehr als 71 Millionen Menschen. Auffällig ist, dass deutlich mehr als 128.000 über einen Organspende-Ausweis in Papierform verfügen: 2022 gaben rund 44 Prozent der Bevölkerung an, ihre Entscheidung schriftlich festgehalten zu haben.

Hinzu kommt, dass von den Krankenhäusern, in denen Organtransplantationen stattfinden können, nur 50 Prozent „die Registrierung komplett abgeschlossen haben“, wie ein Sprecher des Bundesinstituts mitteilt. Das bedeutet, dass sich diejenigen, die sich ins Register eingetragen haben und etwa nach einem Unfall im Krankenhaus liegen, nicht sicher sein können, dass ihr Eintrag auch von den Ärzten abgerufen werden kann. Ab dem 1. Juli soll es für die Krankenhäuser dann verpflichtend werden, sich an das System anzuschließen.

„Paradebeispiel für dysfunktionale Digitalisierung“

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) teilt mit, dass bei einer verzögerten Bereitstellung der Technik oder bei einem vorübergehenden Ausfall „Ersatzverfahren“ eingesetzt werden könnten. DKG-Vorsitzender Gerald Gaß hofft, dass sich möglichst viele Bürger ins Organspende-Register eintrügen. „Allerdings ist der Prozess noch dermaßen kompliziert und bürokratisch, dass er den Großteil der Spender abschrecken wird“, sagt Gaß WELT.

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Ausweis-Lesegeräte, eine Ausweis-App und mehrstufige umständliche Prozesse seien „alles andere als hilfreich“, um die Zahl der Spender zu erhöhen. „Das Register ist in dieser Hinsicht leider ein Paradebeispiel für dysfunktionale Digitalisierung im Gesundheitswesen.“ Bisherige Kosten für Betrieb und Werbemaßnahmen nach Angaben des Gesundheitsministeriums: 11,8 Millionen Euro.

Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, ist ebenfalls skeptisch: „Wenn sich das Tempo nicht grundlegend ändert, wird es viele Jahre dauern, bis ein signifikanter Teil der Bürgerinnen und Bürger ihren Willen im Register dokumentiert hat“. Ob über zusätzliche Aufklärungsarbeit oder einen leichteren Zugang eine Trendwende erreicht werden könne, bleibe abzuwarten. Internationale Erfahrungen seien in dieser Hinsicht durchgehend ernüchternd.

„Aus unserer Sicht wäre die Einführung der Widerspruchsregelung jetzt ein naheliegender Schritt“, sagt Rahmel. Die Regelung sieht vor, dass jeder automatisch zum Organspender wird, sofern er zu Lebzeiten nicht aktiv widerspricht. Auch im Bundestag formiert sich aktuell eine parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten, die einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung noch in dieser Legislaturperiode erreichen will.

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„Die aktuellen Zahlen zeigen, dass ein Organspende-Register allein nicht ausreichen wird“, sagt der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Sepp Müller (CDU), WELT. Es brauche mehr Bereitschaft, Organspender zu werden. „Deshalb müssen wir es den Bürgern zumuten können, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“

Zuletzt hatte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang 2020 in einem ungewöhnlichen Bündnis mit dem SPD-Abgeordneten Karl Lauterbach eine entsprechende Initiative versucht. Der Entwurf fiel im Bundestag durch, die Mehrheit der Abgeordneten stimmte für ein Gesetz, das die Entscheidungsbereitschaft der Menschen freiwillig steigern sollte – und als wichtigstes Instrument das heutige Organspende-Register beschloss.

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