Das Ausmaß, in dem Österreichs Führung das Land in eine Ecke mit Russland gedrängt hatte, wurde bei einem Staatsbesuch Putins im Jahr 2014 deutlich, nur wenige Wochen, nachdem er die Krim annektiert und einen Krieg in der Ostukraine ausgelöst hatte. An einem sonnigen Juni-Tag saß der russische Präsident im Mittelpunkt des opulenten Jugendstilsaals der Wiener Wirtschaftskammer und machte Witze auf Kosten seines Gastgebers, Kammerpräsident Christoph Leitl. „Ich bin jetzt schon so lange Präsident, dass ich Sie schon zum dritten Mal begrüßen darf“, sagte Leitl mit Blick auf Putin.
Der wandte sich an das Publikum, zeigte auf Leitl und rief: „Diktatur! Diktatur!“ Als die Menge in Gelächter ausbrach, sagte Putin grinsend auf Deutsch: „Aber eine gute Diktatur.“ Leitl erinnerte Putin daran, dass genau 100 Jahre zuvor ein Teil der Ukraine zu Österreich gehört hatte. „Welche Vorschläge haben Sie?“, fragte Putin und fügte unter lautem Gelächter hinzu, er habe Angst, Leitls Antwort zu hören.