Die Ukraine verstärkt nach eigenen Angaben ihre Truppen in der strategisch wichtigen Stadt Tschassiw Jar in der östlichen Region Donezk. Einheiten der 24. Mechanisierten Brigade seien „verlegt worden, um die Verteidigung des Gebiets Tschassiw Jar zu verstärken“, erklärte die Armee-Einheit am Donnerstagabend. Die Lage in und um die Stadt sei „äußerst schwierig“, hieß es darin.
„Der Feind organisiert ständig massive Frontalangriffe“, erklärte die Brigade weiter. Zudem versuchten die russischen Streitkräfte, die Stadt „von Norden und Süden her zu umgehen“. Die Armee-Einheit war zuvor in der Nähe der Stadt Torezk stationiert gewesen, einer weiteren Frontregion, in der die russischen Streitkräfte nach Angaben von Armeebloggern nach einer Pause der Kämpfe an Boden gewonnen haben.
Donezk war seit Kriegsbeginn über zwei Jahre hinweg die Region mit den meisten Kämpfen – im Mai startete Russland jedoch eine Bodenoffensive in der nordwestlich gelegenen Nachbarregion Charkiw. Die ukrainische Armee hat Mühe, sich gegen die russischen Streitkräfte zu behaupten. Die Einnahme der seit Wochen heftig umkämpften Frontstadt Tschassiw Jar wäre für Moskau ein bedeutender Durchbruch in der Region Donezk auf dem Weg in Richtung der Stadt Kramatorsk.
Russland hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Freitag 114 von der Ukraine gestartete Drohnen ausgeschaltet. Russische Luftabwehrsysteme hätten 70 Drohnen über der Krim abgefangen und sie zerstört, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. 43 weitere seien über der Region Krasnodar und eine über der Region Wolgograd unschädlich gemacht worden. Überdies habe die russische Armee sechs ukrainische Marinedrohnen im nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres zerstört.
Angriff auf eine Ölraffinerie
Nach Angaben von Krasnodars Regionalgouverneur Wenjamin Kondratjew wurde bei den Drohnenangriffen ein Mensch „infolge der herabstürzenden Trümmer“ getötet. Wie er im Onlinedienst Telegram mitteilte, wurde ein Angestellter einer Heizungsanlage getötet, als eine Drohne die Anlage in der Nähe des Bahnhofs Juschnyj traf. Auch wurden demnach mehrere Verwaltungsgebäude einer Ölraffinerie im Distrikt Sewerskij beschädigt.
Die Ukraine ist seit mehr als zwei Jahren mit der russischen Offensive konfrontiert. Sie reagiert regelmäßig mit Angriffen auf russische Regionen und nimmt dabei verstärkt Energieanlagen ins Visier.
Durch Russlands Raketen- und Drohnenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur kommt es immer wieder zu Stromausfällen und Energieengpässen. Zuletzt war Kiew gezwungen, drastische Einschränkungen bei der Stromversorgung vorzunehmen und Strom aus der EU zu importieren.