Im Vorfeld der Wahlen in Mexiko sind inzwischen so viele Kandidaten wie noch nie in der jüngeren Geschichte des Landes getötet worden. Am Freitag wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft der Bewerber Jorge Huerta Cabera bei einer Wahlveranstaltung erschossen. Er hatte sich für einen Sitz im Gemeinderat der Stadt Izucar de Matamoros beworben. Demnach wurde dabei außerdem die Frau des Lokalpolitikers sowie einer seiner Mitarbeiter verletzt.
Damit stieg laut Daten des Sicherheitsberaters Integralia die Zahl der Getöteten, die sich bei den Sonntag anstehenden Wahlen für Ämter beworben hatten, auf 37.
Zudem habe es bislang 828 Angriffe gegeben, die nicht tödlich verlaufen seien – davon allein knapp 80 seit Anfang dieser Woche. Experten verweisen darauf, dass Mexikos Mischung aus mächtigen Drogenkartellen und oft korrupten lokalen Regierungen die Gefahr für politische Bewerber erhöht.
560 Kandidaten und Wahlhelfer hatten während des Wahlkampfes wegen wiederholter Drohungen Personenschutz bekommen. Das hat aber nicht immer geholfen. Erst Anfang der Woche wurde ein Bewerber für das Amt des Bürgermeisters im südlichen Bundesstaat Guerrero während des Wahlkampfes trotz Personenschutz aus nächster Nähe erschossen.
Erstmals könnte eine Frau Mexikos Staatsoberhaupt werden
In Mexiko wird am Sonntag ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Neben dem Präsidentenamt geht es um den Kongress. Zudem werden die Regierungen von neun Bundesstaaten sowie mehr als 20.000 öffentliche Ämter neu bestimmt. Wahlberechtigt sind rund 100 Millionen Mexikaner.
Die Wahlen sind historisch: Es sind nicht nur die größten in der Geschichte des Landes, es wird aller Voraussicht nach auch erstmals eine Frau zur Präsidentin gewählt. Klare Favoritin für das Präsidentenamt ist die Physikerin Claudia Sheinbaum von der regierenden Linken. Amtsinhaber Andres Manuel Lopez Obrador darf laut Verfassung nicht erneut antreten. Obrador ist in Mexiko weiterhin sehr beliebt. Das ist zum großen Teil auf seine Sozialpolitik zurückzuführen, die den Armen des Landes geholfen hat. Er hat Sheinbaum als Nachfolgerin aufgebaut. Auch das größte Oppositionsbündnis schickt mit Xóchitl Gálvez eine Frau ins Rennen.
Der Kampf gegen die Gewalt der Drogenkartelle in Mexiko wird eine der größten Herausforderungen für das kommende Staatsoberhaupt sein. Seit Beginn eines umstrittenen Militäreinsatzes gegen die Kartelle im Jahr 2006 wurden in Mexiko insgesamt mehr als 450.000 Menschen getötet, weitere 100.000 Menschen gelten als vermisst.