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Petrolheads Neuwertiger Klassiker gefunden

Dieser Mann besitzt den Scheunenfund des Jahres

So freuen sich Neuwagen-Käufer: Fridolin Bonath am Steuer seiner quasi nagelneuen Ente So freuen sich Neuwagen-Käufer: Fridolin Bonath am Steuer seiner quasi nagelneuen Ente
So freuen sich Neuwagen-Käufer: Fridolin Bonath am Steuer seiner quasi nagelneuen Ente
Quelle: Fridolin Bonath
Sensationsfund: Dieser Citroën 2 CV von Fridolin Bonath hat erst 15 Kilometer auf dem Tacho – nach 28 Jahren im Schuppen. Darf der „Neuwagen“ jetzt auf die Straße – oder wird er wieder weggesperrt?

Es ist vermutlich der langsamste Neuwagen der Welt, den Fridolin Bonath sich gekauft hat. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 120 km/h. Und wie schnell beschleunigt sein fabrikfrisches Auto aus dem Stand auf Tempo 100? Der Kfz-Meister aus dem Schwarzwald lacht: „In 35 Sekunden.“ Keine Frage, hier handelt es sich, ganz sprichwörtlich, um eine lahme Ente.

Oder besser gesagt, um ein Küken. Bonath hat sich vor Kurzem einen Citroën 2 CV gekauft, Baujahr 1990. Es ist also schon 28 Jahre her, dass der Wagen vom Band lief. Doch gemessen an der Laufleistung kann man nicht wirklich von altem Eisen sprechen, im Gegenteil: Dieser Citroën hat erst 15 Kilometer auf dem Zähler, wie ein Blick auf die spartanisch eingerichtete Instrumententafel beweist.

Ein besonders dreister Fall von Tacho-Manipulation? Nein, Fridolin Bonath ist glücklicher Abstauber eines Scheunenfundes, vielleicht ist es sogar der Scheunenfund des Jahres. Denn die 15 Kilometer Laufleistung seiner roten Ente sind echt.

Im Holzschuppen lag der Staub fingerdick auf der Karosserie. Nach dem Waschen zeigte sich der Citroën aber in strahlendem Glanz
Im Holzschuppen lag der Staub fingerdick auf der Karosserie. Nach dem Waschen zeigte sich der Citroën aber in strahlendem Glanz
Quelle: Fridolin Bonath

Und das kam so: Vor einigen Monaten sollte im beschaulichen Oberwolfach im Schwarzwald ein leer stehendes Haus geräumt werden, der Besitzer war verstorben. Mitarbeiter des örtlichen Bauhofs rückten an und begannen mit der Ausmistung des Geländes, wozu auch eine alte Scheune gehörte.

Wie sich zeigte, war diese Scheune bis an die Decke mit Holz vollgestapelt. Und es dauerte einen halben Tag, bis das Holz abgetragen war und etwas Licht in den Schuppen kam. Das brachte dann etwas Rotes zum Vorschein: einen alten Citroën 2 CV „Club“, völlig verstaubt und verdreckt.

Dann allerdings warfen die Bauhofmitarbeiter einen Blick in den wie neu aussehenden Innenraum – und auf den Tachostand. „Da haben die Arbeiter gemerkt, dass sie praktisch einen Neuwagen ausgegraben hatten“, erzählt Fridolin Bonath. Das Beste: Die Sitze waren noch in Plastik eingepackt, als habe der Wagen gerade die Produktionshalle verlassen.

Die Ente wurde am 1. Juli 1990 erstzugelassen

Die Ente wurde daraufhin mit einem Hänger abgeschleppt und erst einmal gewaschen. Da zeigte sich auch das Blechkleid praktisch im Auslieferungszustand: nämlich in strahlendem Glanz. Von Korrosion keine Spur, nur die Stahlfelgen zeigten leichten, oberflächlichen Rostansatz. Auch der Motor, unter der Haube werkelt ein 600 Kubik großer Zweizylinder-Boxer mit 28 PS, sieht aus wie aus dem Ei gepellt.

Wie sich bei der näheren Recherche zeigte, war der Citroën 2 CV Club am 1. Juli 1990 erstzugelassen worden. Der Käufer fuhr mit seinem neuen Auto aber wohl nur ein einziges Mal: vom örtlichen Autohaus zu seinem 15 Kilometer entfernten Wohnort.

Dort stellte er den Wagen dann ab und nutzte ihn kein weiteres Mal. Über die Gründe kann man nur mutmaßen, aber das Zustapeln mit Holz hatte offenbar seinen tieferen Sinn: „Der Mann wusste, was er machte“, sagt Fridolin Bonath. Denn er habe das Holz auch unter dem Auto gestapelt, das habe dann die Feuchtigkeit aufgenommen und so den Unterboden vor Rost geschützt.

Das Kurvenverhalten des Citroën 2 CV ist legendär. Manchmal hebt der Wagen ein Hinterrad hoch, aber er fällt nie um
Das Kurvenverhalten des Citroën 2 CV ist legendär. Manchmal hebt der Wagen ein Hinterrad hoch, aber er fällt nie um
Quelle: Fridolin Bonath
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Die Nachricht von dem verblüffenden Autofund verbreitete sich in Oberwolfach wie ein Lauffeuer. Die Gemeinde, die das Haus des verstorbenen Enten-Besitzers gekauft hatte, entschied sich zu einer Versteigerung des Fahrzeugs. Interessierte Bürger gaben Gebote für das possierliche Vehikel ab. Fridolin Bonath erhielt schließlich den Zuschlag. 24.500 Euro legte er auf den Tisch. Ein „Neuwagen“ eben.

Aber vermutlich gibt es auch keinen anderen in Oberwolfach, zu dem die Ente besser passt. Bonath ist nicht nur Kfz-Meister, sondern auch ausgesprochener Liebhaber französischer Autos. Sein Vater führt im benachbarten Wolfach ein Citroën-Autohaus.

Die Ente wandert wieder in eine Garage

Sohn Fridolin teilt das Faible, fuhr schon Klassiker wie CX Turbo oder XM V6, die frühere Präsidenten-Limousine. Außerdem besaß er schon vor dem Scheunenfund einen Citroën 2 CV, ebenfalls in Rot. Als er von dem Quasi-Neuwagen im Holzschuppen hörte, sei er sofort „Feuer und Flamme“ gewesen, berichtet Bonath.

„Ich bin aufgewachsen im Citroën-Autohaus, da entwickelt man eine bestimmte Verbindung zu der Marke.“ Die gute alte Ente, mit über fünf Millionen gebauten Exemplaren einer der erfolgreichsten Fahrzeuge der Automobilgeschichte, schätzt er sehr.

Besonders dreister Fall von Tachobetrug? Nein, die 15 Kilometer Laufleistung sind echt
Besonders dreister Fall von Tachobetrug? Nein, die 15 Kilometer Laufleistung sind echt
Quelle: Fridolin Bonath

„Das Schöne ist, dass man sie dank des Faltdachs als Cabriolet fahren kann“, sagt Bonath. Aber auch die Spazierstock-Schaltung und das Fahrwerk mit der berüchtigten Einzelradaufhängung mache Spaß. „Die Kurvenneigung ist brutal.“ Manchmal denkt man bei schneller Fahrt, dass sie umkippt. Aber das tut die Ente nicht, sie hebt höchstens mal ein Hinterrad an.

Und wann geht er mit seinem nagelneuen Citroën 2 CV auf große Fahrt? Erst mal gar nicht, sagt Bonath, vorerst soll der Klassiker stehen bleiben.

Sogar die Plastikfolien auf den Sitzen ließ der Erstbesitzer liegen. Was er mit dem Wagen wohl vor hatte?
Sogar die Plastikfolien auf den Sitzen ließ der Erstbesitzer liegen. Was er mit dem Wagen wohl vorhatte?
Quelle: Fridolin Bonath

Wie bitte? Ja, neue Papiere gibt es zwar, und die Tüv-Vollabnahme wurde auch gemeistert. Doch Fridolin Bonath will seinen einzigartigen Scheunenfund lieber schonen.

Schließlich gebe es weltweit wohl keine andere Ente mit so wenigen Kilometern auf dem Tacho. „Ich habe das Auto als Wertanlage gekauft.“ Auf dass aus dem Holz-Entchen einmal Garagengold werde.

Stramme 28 PS leistet der Zweizylinder-Boxer, aber das Wägelchen wiegt ja auch bloß 560 Kilogramm
Stramme 28 PS leistet der Zweizylinder-Boxer, aber das Wägelchen wiegt ja auch bloß 560 Kilogramm
Quelle: Fridolin Bonath

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