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Petrolheads Mercedes 190 E

Dieser Mann fährt lieber Baby-Benz als S-Klasse

Constantin Misch und sein "Baby-Benz" Constantin Misch und sein "Baby-Benz"
Sein Benz ist sein Baby: Constantin Misch liebt seinen kompakten Mercedes 190 E
Quelle: Haiko Prengel
Opulente S- und E-Klassen: Constantin Misch hat schon so manchen dicken Mercedes besessen. Seinen Traumwagen fand er allerdings erst im sparsamen „Baby-Benz“, dem Mercedes 190 E, Baujahr 1992.

Es gibt Menschen, die sparen eisern und ein halbes Leben lang, um auch einmal Mercedes fahren zu können. Constantin Misch hat schon über ein Dutzend Autos mit dem Stern besessen, dabei ist der Berliner gerade einmal 29 Jahre jung.

Wie ist das möglich? Nun, statt auf teure Neuwagen fährt Misch auf bezahlbare Youngtimer der 80er-Jahre ab. Und die müssen nicht unbedingt weniger funkeln als die fabrikneuen Exemplare aus dem Autohaus.

Aktuell cruist Misch, der als selbstständiger Gartenbauer arbeitet, mit einem Mercedes 190 E durch die Hauptstadt. 1982 brachte Daimler die kompakte Baureihe auf den Markt, um dem BMW 3er Konkurrenz zu machen. Die traditionelle Kundschaft war anfangs von dem kantigen, nüchtern gezeichneten Modell wenig begeistert.

S-Klasse fahren war dem Mercedes-Fan auf Dauer zu teuer. Sein 190 E verbraucht bei sparsamer Fahrweise nur acht Liter. Das kann eine moderne C-Klasse auch kaum besser
S-Klasse fahren war dem Mercedes-Fan auf Dauer zu teuer. Sein 190 E verbraucht bei sparsamer Fahrweise nur acht Liter. Das kann eine moderne C-Klasse auch kaum besser
Quelle: Haiko Prengel

Doch rasch überzeugte der „Baby-Benz“ mit seinem hervorragenden Handling und einer extremen Solidität. Die sorgte dafür, dass der 190 E bis heute das Straßenbild prägt.

„Manche nudeln ihre 190er bis 400.000 Kilometer runter und geben nur mal etwas Geld für frisches Öl oder neue Bremsen aus“, sagt Constantin Misch. Sein 190 E ist dagegen eine seltene Perle: Der Wagen hat vor Kurzem erst die 100.000 Kilometer auf dem Tacho hinter sich gelassen und war beim Kauf noch ein „Uhu“: also ein altes Auto mit u(nter) hu(nderttausend) Kilometern auf der Uhr, das gilt unter Fans als etwas ganz Besonderes.

Am 15. April 1992 wurde der 190 E 2.0 erstzugelassen, damit handelt es sich um eines der letzten Exemplare der Baureihe W201. 1993 wurde der W201 von der ersten C-Klasse (W202) abgelöst. Der 190er von Constantin Misch gehörte zuerst einem Arzt. Der Mediziner hatte offenbar Freude am sportlichen Fahren, denn er ließ den Mercedes in den 90er-Jahren tieferlegen und verpasste der Limousine Borbet-Alufelgen, die bis heute montiert sind.

Helmut Kohls Benz hat zu viel verbraucht

Dann aber orientierte sich der Erstbesitzer offensichtlich anders, denn der Mercedes 190 E kam in eine beheizte Garage. „Dort stand er 17 Jahre lang und wurde mehr oder weniger nur dazu bewegt, um alle zwei Jahren den TÜV zu erneuern“, erzählt Constantin Misch.

Während der 190 E in der Garage schlummerte, probierte der Berliner so ziemlich alles aus, was der Daimler-Konzern in den Achtzigern und frühen Neunzigern so vom Band rollen ließ: Mercedes S-Klasse W126, diverse E-Klassen der Baureihe W124 und sogar einen S500 der Baureihe W140.

Mit dem zwei Tonnen schweren Koloss ließ sich Altkanzler Helmut Kohl gern chauffieren. „Ein schönes Auto“, sagt Constantin Misch. „Aber der hat mir zu viel Sprit gefressen.“ 20 Liter Verbrauch im Stadtverkehr waren auch für den Youngtimer-Enthusiasten zu viel.

Das Zweiliter-Aggregat mit 122 PS bietet ausreichend Leistung. Mondäner ist der 2,6-Liter-Sechszylinder
Das Zweiliter-Aggregat mit 122 PS bietet ausreichend Leistung. Mondäner ist der 2,6-Liter-Sechszylinder
Quelle: Haiko Prengel
Anzeige

Sein Mercedes 190 E zeigt sich dagegen sparsam. Bei sportlicher Fahrweise genehmige sich der Zweiliter-Vierzylinder zehn Liter, im Öko-Modus seien aber auch acht Liter machbar, sagt Misch.

Vor zwei Jahren stieß der 29-Jährige auf den 190 E in einer Internet-Kleinanzeige – offenbar wollte der Besitzer den Youngtimer nicht länger in der Garage stehen lassen. Angeboten wurde ein rostfreier, scheckheftgepflegter Baby-Benz mit damals nur 90.000 Kilometer. Standort: Berlin-Schönefeld.

„Keinen Bock mehr auf kleine Motoren

Misch musste nicht lange überlegen und rief den Anbieter sofort an. „Um 7.14 Uhr war das Inserat erstellt worden“, erinnert er sich. „Um 7.20 Uhr habe ich die Anzeige entdeckt, und um 7.45 Uhr habe ich beim Verkäufer das Geld auf den Tisch gelegt.“ Ein Schnäppchen? „Definitiv!“, betont Misch.

Dabei hatte alles ganz anders angefangen. Mischs erstes Auto war ein VW Polo 86 C. Dann folgte ein Derby, wie die Stufenheckversion damals genannt wurde. Schon als Teenager wollte sich Constantin Misch aber nicht mit 50, 60 PS begnügen, also baute er seinen Derby zum strammen G40 mit G-Lader um.

Stoffsitze und Kurbelfenster: Dieser Baby-Benz ist ein Buchhalter, Extras wie Klimaanlage oder elektrische Fensterheber ließ sich Daimler damals teuer bezahlen
Stoffsitze und Kurbelfenster: Dieser Baby-Benz ist ein Buchhalter, Extras wie Klimaanlage oder elektrische Fensterheber ließ sich Daimler damals teuer bezahlen
Quelle: Haiko Prengel

„Dann gab es einen Motorschaden, und ich hatte keinen Bock mehr auf kleine Motoren.“ Der Berliner sah sich nach bezahlbaren Alternativen um und kaufte sich mit 19 Jahren seinen ersten Mercedes: einen E 320 (W124) mit Reihensechszylinder und 220 PS.

Seitdem ist Misch bei der Marke mit dem Stern geblieben. Und er will ihr auch weiterhin treu bleiben. Gerade mit der Zweiliter-Maschine vereine der Mercedes 190 E auf ideale Weise Solidität, Fahrkomfort und Wirtschaftlichkeit, sagt Constantin Misch.

„Insofern habe ich meinen Traumwagen schon gefunden.“ Inzwischen zeige der Tacho 111.000 Kilometer an – „Zeit für den ersten Ölwechsel“.

Der 190 E gilt als extrem solide, in Städten wie Berlin ist der Benz bis heute häufig zu sehen - als gepflegter Youngtimer, aber auch als abgerockte Alltagsnudel
Der 190 E gilt als extrem solide, in Städten wie Berlin ist der Benz bis heute häufig zu sehen - als gepflegter Youngtimer, aber auch als abgerockte Alltagsnudel
Quelle: Haiko Prengel

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