Die Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt, das Wetter wird extremer. Und in der Atmosphäre sammelt sich immer mehr CO2. Bisher haben ökologisch geprägte Menschen die Erderwärmung immer für etwas Schlechtes gehalten.
Doch jetzt sollten sie dem Heer der Diesel- und V8-Motoren, den SUVs und Sportwagen für ihren Beitrag zum Anstieg der Temperaturen dankbar sein. Schließlich bringt BMW den i8 Mitte Mai auch als Roadster. 155.000 Euro muss man dafür investieren. Und dann kann der Sommer auch für Klimaschützer gar nicht früh genug beginnen.
Denn sobald die Temperaturen draußen halbwegs erträglich sind, erlebt man Elektromobilität in diesem Auto so, wie man sie seit dem ersten Tesla Roadster vor 15 Jahren nicht mehr erlebt hat. Ein Druck auf die (leider unter einer Klappe in der Mittelkonsole versteckte) Taste, dann legt sich das Verdeck hinter die Sitze – und lässt für die Insassen eine bessere Welt Realität werden.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass der i8 Roadster dank seines Elektromotors sehr leise ist, fast still. Wenn man draußen auf dem Land ist, hört man deshalb praktisch nur das Rauschen des Windes. Das lässt eher an Segelyacht denken als an Auto. Und das ist ein Gefühl, das man so in keinem anderen offenen Sportwagen hat.
Leider ist die Freude kurz
Nein, ich bin immer noch kein Freund der Elektromobilität. Doch das lautlose Fahren bei offenem Dach begeistert mich und hat eine ganz andere Qualität als in jedem anderen Roadster – auch wenn mir das Knurren eines Achtzylinders eigentlich lieber ist als das Surren eines E-Motors.
Die 17.000 Euro Aufschlag gegenüber dem geschlossenen i8 und den Verzicht auf die ohnehin unbrauchbaren Rücksitze ist das stille Vergnügen definitiv wert. Zumal man auch noch eine 100 Liter große Ablage gewinnt und mit dem i8 nun zumindest in den Wochenendurlaub fahren kann.
Aber: Dummerweise hält diese Freude am 143 PS und 250 Newtonmeter starken E-Motor im BMW nicht lange an. Maximal 53 Kilometer, um genau zu sein, und auch nur unterhalb von Tempo 120. Wenn der Akku leer ist oder man schneller fährt, schaltet sich der Dreizylinder im Heck zu.
Der i8 ist eben kein echtes Elektroauto und als Plug-in-Hybrid einem Toyota Prius im Grunde näher als dem Tesla Roadster. Ja, der Benziner holt aus seinen 1,5 Litern Hubraum imposante 231 PS und 320 Newtonmeter Drehmoment. Und auch die Ingenieure haben beim Soundtuning für den Sportauspuff einen ordentlichen Job gemacht. Aber Dreizylinder bleibt Dreizylinder �� sein Sound ist jämmerlich.
Gute Fahrleistungen, aber keine spektakulären
Mit Verdeck oder ohne – am Ende ist der i8 leider weder Fisch noch Fleisch. Er ist ein spektakuläres Statement für eine neue Zeit der Mobilität. Und als Roadster bekommt er noch einmal eine ganz neue Erlebnis-Dimension.
Aber auch das Bikini-Top über dem Carbon-Leib kann mich mit dem Wagen nicht vollends versöhnen. Denn für einen echten Sportwagen ist der i8 weder schnell noch straff noch präzise genug. Und für ein reines Elektroauto stört der Dreizylinder im Heck.
Auch die Fahrleistungen liegen eher auf dem Niveau einer gut motorisierten Limousine als auf dem eines Supersportwagens. Denn: Von null auf Tempo 100 in 4,6 Sekunden und Tempo 250 Topspeed – das schafft auch ein BMW Dreier mit einer der größeren Maschinen.
Und wenn es ums elektrische Offenfahren geht, dann ist der i8 dem Smart ed Cabrio keinen Meter voraus, aber Letzteres ist nicht einmal ein Viertel so teuer. Natürlich ist ein Normverbrauch von zwei Litern in dieser Liga eine Kampfansage (egal, wie hanebüchen die Berechnungslogik ist). Aber es sind eben auch exakt 2,0 Liter mehr, als es beim alten Tesla Roadster waren.
Deshalb müssen sich sonnenhungrige Ökologiker mit weniger Kompromissbereitschaft noch etwas gedulden: 2020 will Tesla wieder einen eigenen Roadster herausbringen. Und der – dass ich so etwas mal schreibe, hätte ich selbst nie gedacht – wird ohne leidigen Verbrenner auskommen und wieder rein elektrisch fahren.