Nissan hat nach eigenen Angaben als erster Pkw-Hersteller einen selbstreinigenden Autolack getestet. Die spezielle Beschichtung, entwickelt vom US-Technologiekonzern UltraTech International, wird nachträglich auf die oberste Lackschicht aufgetragen. Wegen ihrer besonderen Nanostruktur bildet sie eine Art mikroskopisch dünnes Luftpolster, das Verschmutzungen abweist, bevor sie am Auto haften, erläutert Nissan.
Testweise auf einen Nissan Note aufgetragen, lasse der Kleinwagen Matsch, Regentropfen, Staub und anderen Schmutz problemlos abperlen. „Das funktioniert gut“, sagte Nissan-Sprecher Alexander Sellei.
Dennoch will der japanische Hersteller noch weitere Testreihen starten, bevor über einen Einsatztermin entschieden wird. Zudem müsse wie bei jeder neuen Technologie geprüft werden, ob sich eine Markteinführung rechnet, sagt Sellei.
Nanolacke an sich sind allerdings nichts Neues. Bereits 2003 bot Mercedes nach eigenen Angaben als weltweit erster Hersteller einen Lack mit winzig kleinen Keramikpartikeln an und versprach besonders hohe Kratzfestigkeit.
Evonik arbeitet an kratzfestem Lack
Als eine Art Schutzschild lassen Nanolacke Wasser leichter abperlen und Schmutz schlechter haften. Zudem bleibt der Glanz länger erhalten. Der neue Lack, mit dem Nissan experimentiert, bedeute jedoch „einen Schritt weiter als Konkurrenzprodukte“, fügte Sprecher Sellei hinzu.
Auch an Autolacken wird ständig geforscht. Kratzer und Schrammen im Fahrzeuglack sind der Horror für jeden Autobesitzer. Experten gehen aber davon aus, dass solche Schreckensmomente schon ab 2020 der Vergangenheit angehören werden.
Selbstreparierende Lacke sollen bis dahin zur Standardausstattung neuer Fahrzeuge gehören. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls 78 Prozent der Branchenexperten, die das Spezialchemikalienunternehmen Bodo Möller Chemie für die Studie „Farben und Lacke – Trends 2013“ befragt hat.
Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik entwickelte zum Beispiel jüngst mit Hilfe eines neuartigen Bindemittels ein Verfahren, das eine höhere Kratzfestigkeit als herkömmliche Lacke verspricht, so das Unternehmen.
Lack, der sich selbst repariert
So sollen wie bei den Nanolacken obere Klarlackschichten gegenüber den mechanischen Einflüssen in der Autowaschstraße noch einmal deutlich unempfindlicher werden. Einzelne Autohersteller zeigen laut Evonik bereits Interesse.
Aber auch wenn der Kratzer schon im Lack ist, könnte es möglicherweise bald Hilfe geben. Die „Selbstheilung“ sollen die beiden Lackbestandteile Chitosan und Oxetan ermöglichen.
Unter dem Einfluss von Sonnenlicht werden die beiden Stoffe an der beschädigten Stelle freigesetzt und reagieren miteinander. Dabei entstehen größere Moleküle, die den Kratzer schließlich vollständig versiegeln. Die automatische Reparatur soll nach nur 15 bis 60 Minuten abgeschlossen sein.
Waschstraßen und Werkstätten, die sich auf die Beseitigung von Lackschäden spezialisiert haben, dürften über diese neueste Entwicklung nicht allzu froh sein. Und was machen die ganzen Menschen, die jeden Samstag mit großer Hingabe ihr Auto putzen?