Der 1959 in Südkorea geborene und in Berlin lebende Gegenwartsdiagnostiker Byung-Chul Han gehört zu den Superstars unter den Philosophen. Seine Bücher sind internationale Bestseller und radikale Gesellschaftsanalysen: „Müdigkeitsgesellschaft“ (2010), „Transparenzgesellschaft“ (2012), „Psychopolitik“ (2014) und „Palliativgesellschaft“ (2020). Auch dieses Jahr ist eine neue Kritik erschienen: an dem Zwang zur Tätigkeit und dem vorherrschenden Leistungsgedanken („Vita contemplativa: oder von der Untätigkeit“).
WELT: Klima-Aktivisten, wie etwa die „Fridays for Future“-Bewegung, fordern, dass wir jetzt unbedingt handeln müssen, bevor es zu spät ist. Ist dieser Aktionismus ein Irrweg?
Byung-Chul Han: Handeln ist natürlich notwendig, um die Folgen des menschlichen Handelns zu beseitigen. Aber Aktionismus allein genügt nicht.