Das Kleinod der deutschen Romantik ist in neuen Händen. Für Caspar David Friedrichs Skizzenbuch, das letzte noch in Privatbesitz, fiel am 30. November 2023 bei Grisebach der Hammer bei 1,45 Millionen Euro. Das entsprach der Taxe. Ein Bieter am Telefon und einer im Saal lieferten sich einen kurzen Schlagabtausch, der Telefonbieter (vielleicht eine Bieterin, vielleicht ein Museum, vielleicht eine Institution) bekam den Zuschlag.
Kurz vor der Versteigerung hatte sich eine möglicherweise folgenreiche Hürde aufgetan. Der Auktionator musste verkünden, dass im Rahmen des Kulturgutschutzes und auf Antrag der maßgeblichen Berliner Behörden ein Verfahren eingeleitet worden ist, demzufolge das Skizzenbuch in die offizielle Liste der national wertvollen Kulturgüter aufgenommen würde.
Das bedeutet zunächst einmal, dass dieses Objekt im Lande bleiben muss, also nicht international gehandelt werden darf. Ein hochkarätig besetzter Sachverständigenausschuss hat das nach reiflicher Überlegung, also innerhalb einer Frist von sechs Monaten, festzulegen. Für (fast) immer und ewig.
Deutschland steht mit diesem rigoros gehandhabten Schutz von Kultur, Identität und nationalem Erbe nicht allein da. Im Gegenteil, es hat sich zu dieser Regelung erst viele Jahre nach den Nachbarn Österreich, Frankreich und der Schweiz entschlossen. Eine derart massive Einschränkung in die Eigentumsrechte des Verkäufers, soll bewirken, dass Kulturgut von herausragendem öffentlichem Interesse und entsprechend nationalem Wert in Deutschland verbleibt, dem Land in dem es identitätsstiftenden Einfluss auf das kulturelle Erbe hat.
Das ist ein wahrhaft hoher Ton, in dem so gar nicht mitschwingt, dass der anonym bleibende private Sammler mit seinem in feiner Schatulle im Tresor gehüteten Schatz nicht übertrieben viel zur Identitätsstiftung seiner Landsleute beiträgt. Anders sieht es freilich aus, wenn auf dieses Weise etwa ein wie gewohnt unterbudgetiertes Museum zum Zug gekommen ist (vielleicht wird das irgendwann öffentlich gemacht). Schließlich wurde mit dem zu erwartenden Eintrag möglicherweise ein rasantes Bietergefecht mit international potenten Interessenten verhindert.
Freilich stellt sich zu guter Letzt die unfeine Frage, ob derart restriktive Pflege des Kulturguts nicht auch dazu beiträgt, die Fantasie zugunsten weniger öffentlicher Handelswege zu beflügeln.